Mark Webber gewinnt das Formel-1-Rennen in Barcelona, Michael Schumacher feiert als Vierter sein bestes Ergebnis

Barcelona. Sebastian Vettel als Dritter auf dem Podium, Michael Schumacher auf Platz vier so stark wie noch nie in dieser Saison - und doch waren die beiden deutschen Formel-1-Fahrer mit dem Ergebnis beim Großen Preis von Spanien in Barcelona nicht zufrieden.

"Das war ein schreckliches Rennen", sagte Vettel, nachdem er mit säuerlicher Miene seinem siegreichen und an diesem Wochenende wohl auch schnelleren Teamgefährten Mark Webber eine Champagnerdusche verpasst hatte. "Mark fuhr heute in einer eigenen Liga." Vettel, der das Tempo des Australiers nie mitgehen konnte, sagte, er habe Glück gehabt, das Auto überhaupt noch nach Hause zu bringen. Einmal mehr wurde sein Red Bull ein Opfer der Technik. Der filigrane Rennwagen aus der Feder des StarkonstrukteursAdrian Newey erwies sich einmal mehr als sehr schnell, aber eben auch anfällig. "In den letzten zehn, zwölf Runden war ich froh, dass Michael und der Rest weit genug hinter mir waren."

Diesmal streikte die Bremse vorn links. "Das Auto zog nach rechts, ich wusste, da ist etwas falsch." Doch Vettel lehnte es ab, vorzeitig aufzugeben und konnte die 15 Punkte für den dritten Platz sogar als Erfolg verbuchen. "Ich habe dem Team gesagt, ich möchte draußenbleiben und die Punkte einfahren." Vettel, der damit in fünf Saisonrennen nur einmal vom Vorteil des besten Autos profitieren konnte, appellierte an sein Team: "Das Auto ist schnell, aber es muss auch schnell ins Ziel kommen, und bitte jedes Mal."

Michael Schumacher lieferte eine starke Vorstellung ab und war im runderneuerten Mercedes-Silberpfeil erstmals über das gesamte Wochenende schneller als sein Teamkollege Nico Rosberg. Dennoch mochte der siebenmalige Weltmeister nicht von einem Erfolg sprechen. "Ich bin nicht allzu glücklich, weil wir nur verteidigen konnten", sagte Schumacher, der seinen Benzinverbrauch aggressiv kalkuliert hatte - er musste seinen Mercedes in der Auslaufrunde wegen Spritmangels abstellen. "Wir mussten auf Ausfälle warten, die uns nach vorne spülen", bemängelte Schumacher die Leistungsfähigkeit seines Autos. Im Training hatte dem Mercedes-Silberpfeile eine ganze Sekunde auf Webber gefehlt.

Das rundenlange Duell mit Weltmeister Jenson Button war so ganz nach dem Geschmack des Altmeisters. "Solche Zweikampf-Situationen kenne ich ganz gut. Ich konnte das kontrollieren", sagte Schumacher, der den britischen McLaren-Rivalen in Runde 17 nach den ersten Boxenstopps spektakulär überholt hatte.

Während Schumacher ein wenig vom Glanz alter Tage andeutete, hatte sein Partner Nico Rosberg einen schwarzes Tag erlebt - ausgerechnet an seinem Jubiläums-Grand-Prix (75. Rennen) musste er sich mit dem 13. Platz begnügen. Schon beim Start war er zurückgefallen, später patzten Fahrer und Team bei einem Boxenstopp wegen eines Missverständnisses. "Das war ein Katastrophen-Wochenende", bilanzierte Rosberg, der auch seinen zweiten Platz in der WM-Wertung einbüßte.

So lobte die Mercedes-Teamführung diesmal den zweiten Fahrer -Schumacher. "Eine erstklassige fahrerische Leistung", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Mehr war heute nicht möglich, doch Michael hat seine Klasse gezeigt und Weltmeister Button auf der Strecke hinter sich gehalten - obwohl er dazu nicht das perfekte Auto hatte." Teamchef Ross Brawn urteilte: "Michael hat seine ganze Erfahrung, seine Entschlossenheit und seinen Siegeswillen in die Waagschale geworfen." Schumachers zwölf Punkte für den vierten Platz waren mehr wert als alle Ergebnisse in den vier Rennen zuvor.

Der eher eintönige Grand Prix auf dem Circuit de Catalunya gewann erst in der Schlussphase a Dramatik. Vettel rutschte ins Kiesbett und fing das Auto wieder ab, Fernando Alonso im Ferrari attackierte den zweitplatzierten Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes, schließlich wurde Hamilton ein Opfer eines Reifenschadens links vorne. Zwei Runden vor dem Ende rollte der Weltmeister von 2008 ins Aus. Alle anderen Fahrer rückten eine Position vor, Alonso ließ sich bei seinem Heimspiel als Zweiter feiern, Vettel erbte den dritten Platz auf dem Podest.

Vor dem Großen Preis von Monaco, der bereits am kommenden Wochenende gefahren wird, verteidigte Titelverteidiger Jenson Button seine WM-Führung mit 70 Punkten vor Alonso (67) und Vettel (60). (dpa/sid/HA)