Der Verbleib von Guillaume Gille über 2011 hinaus ist offen

Hamburg. Wenn er einer Sache Nachdruck verleihen will, streut Bhakti Ong ein deutsches Wort in sein Englisch ein: "Mindestens" bis 2011 sei Guillaume Gille ja noch bei den HSV-Handballern unter Vertrag, und deshalb bestehe auch kein Druck zu handeln. Man wäre, sagt der Spielerberater, durchaus bereit, über eine Verlängerung zu reden: "Aber bisher hat Hamburg kein ernsthaftes Interesse gezeigt."

Christian Fitzek, der sportliche Leiter, kann daran nichts Ungewöhnliches finden. 2011 sei noch fern, nach der Saison werde man sich zusammensetzen und über alles reden. Dass man bei Krzysztof Lijewski und Pascal Hens mit Angeboten vorgeprescht sei, habe sich "aus der Situation des Spielers heraus" ergeben. Konkret: Sie hatten das Interesse anderer Vereine geweckt.

Wenn man Ong Glauben schenkt, ist das im Falle Gilles grundsätzlich nicht anders: "Einen solchen Spieler hätte jeder gern." Seit 2002 lenkt Gille auf der Rückraummitte das Spiel des HSV. Neben seinem Bruder Bertrand, 32, ist der Franzose das letzte verbliebene Gründungsmitglied im Team. Wenn sein Vertrag ausläuft, wird er fast 35 sein. Das ist ein Alter, in dem Handballer, wenn sie nicht gerade Torhüter sind, ans Aufhören denken.

Guillaume Gille hat dazu eigentlich keinen Anlass. Seine Leistungen sind so gut wie lange nicht, auch wenn - oder vielleicht gerade weil - im Angriff immer öfter Neuzugang Domagoj Duvnjak seine Aufgaben wahrnimmt. Als Führungsfigur wäre er beim deutschen Pokalsieger ohnehin nur schwer zu ersetzen. "Gino hat sich gerade in den letzten ein, zwei Jahren zu einem echten Kapitän entwickelt", sagt Fitzek.

In dieser Zeit wurde Gille Olympiasieger, Welt- und Europameister, und wenn es nach dem HSV ginge, könnte Gille es nun dabei bewenden lassen. Laut will ihn zwar niemand zum Rücktritt aus dem Nationalteam auffordern. Das Thema werde Teil der Verhandlungen sein, räumt Fitzek lediglich ein, betont aber, dass dies allein in Gilles Ermessen liege. Der sagt: "Allmählich muss ich mir wohl darüber Gedanken machen, aus Rücksicht auf meinen Körper. Aber es macht einfach zu viel Spaß mit den Jungs. Und ich fühle mich fit."

Sein Freund Ong will wissen, dass Gille sich die Sommerspiele 2012 in London zum Fernziel gesetzt hat: "Eine Wiederholung des Olympiasiegs würde ihn sehr reizen." Er könne die Position des HSV zwar verstehen, viele Spieler hätten die hohe Wettkampfbelastung ja mit Verletzungen bezahlen müssen. "Aber ich glaube nicht, dass Gino jemand anders entscheiden lässt, wann er seine internationale Karriere beendet."

Eine Rückkehr Gilles nach Frankreich 2011 schließt Ong nicht aus. Es gehe bei der Entscheidung letztlich nicht nur um die sportliche Perspektive, sondern auch um die nach der aktiven Karriere. In dem Fall wäre auch der Verbleib Bertrand Gilles fraglich, der nicht nur auf dem Feld mit seinem Bruder perfekt harmoniert. Ong: "Ich würde nicht darauf wetten, dass er in Hamburg bleibt, wenn Gino geht."

Das letzte Heimspiel der Saison gegen die TSV Hannover-Burgdorf wurde von 2. Juni auf 28. Mai (20.15 Uhr, O2 World Hamburg/Sport1) vorverlegt.