Das Abendblatt erklärt, warum sich Rhonda Rowsell und Ani Roberts aus Neuseeland bei Alsters Hockeydamen so wohlfühlen.

Hamburg. Ein größeres Lob als ihre Reaktion auf die Frage, was sie in Hamburg vermissen, hätten Rhonda Rowsell und Ani Roberts ihrem neuen Zuhause nicht aussprechen können. Sie blicken sich an, überlegen, zucken mit den Schultern, und sagen: "Nichts!" Wer die beiden Neuseeländerinnen dabei beobachtet, wie sie von den Erlebnissen der vergangenen Wochen schwärmen, der spürt, dass dieses "Nichts" nicht nur der Freundlichkeit der Menschen vom anderen Ende der Welt geschuldet, sondern ehrlich gemeint ist.

Im Dezember hatten Rhonda, 24, aus einer Kleinstadt nördlich von Auckland, und Ani, 21, aus der Hauptstadt Wellington, erstmals Kontakt zum Club an der Alster aufgenommen. Dessen Stürmerin Lisa Küfer, die ein Jahr in Neuseeland lebte, hatte sie auf die Idee gebracht, ein paar Monate in Deutschland zu spielen. Seit Ende März setzen die Defensivspielerinnen diese Idee nun in die Tat um. Und sie sind fasziniert davon, was ihnen der Ausflug nach Europa zu bieten hat.

"Die Bundesliga hat im Vergleich zu unserer Liga ein viel höheres Niveau", sagt Rhonda, die vergangene Saison bereits in Belgien spielte und deshalb mit der Eingewöhnung in Deutschland weniger Probleme hatte als Ani, die zum ersten Mal ihr Elternhaus für längere Zeit verließ und anfangs unter Heimweh litt. Die Freundlichkeit und Offenheit, mit der das Team sie empfing, habe jedoch zu einer schnellen Integration beigetragen und dazu geführt, dass sich Ani, als sie am vergangenen spielfreien Wochenende von einem Kurztrip aus Paris zurückkehrte, so fühlte, "als würde ich nach Hause kommen".

Rhonda, die in Neuseeland Unikurse zur Ausbildung zum Fitnesscoach belegte, und Ani, die in Vollzeit bei einer Bank arbeitet, kannten sich nur flüchtig, bevor sie zu Alster kamen. Geld erhalten sie nicht, ihre Eltern und auch Anis Arbeitgeber helfen finanziell aus. Der Klub stellt ihnen Zimmer in einem Apartment auf dem Gelände an der Hallerstraße. Sie lernen gemeinsam dreimal in der Woche Deutsch, obwohl im Team alle Englisch sprechen. Sie geben Jugendtraining im Verein, und sie erkunden die Stadt. Mittlerweile auch gern per Fahrrad, was am Anfang die größte Umstellung war. "Wir fahren daheim nur Auto und wurden hier einige Male angemeckert", sagt Ani.

Auf dem Hockeyfeld ist ihnen das bislang noch nicht passiert, auch wenn beide zugeben, sich an die Athletik und das kampfbetonte Spiel mit Mann- statt Zonendeckung noch immer gewöhnen zu müssen. Mit zwei Siegen an diesem Wochenende gegen Düsseldorf (Sa., 15 Uhr) und Rot-Weiß Köln (So., 11.30 Uhr, beide Am Pfeilshof) könnten sie mit ihrem Team wichtige Schritte in Richtung Endrunde gehen. Dass der Gewinn des Titels ihr einziges Ziel ist, zeigt auch, dass die "Kiwis" nicht nur zum Sightseeing gekommen sind. Sie können sich vielmehr vorstellen, ihren bis Ende Juni geplanten Aufenthalt zu verlängern; auch, weil es einiges gibt, was sie in Neuseeland vermissen würden.