Hamburg. Hamm United schafft historische Tabellenführung, FC Teutonia 05 verliert Rang eins gegen den 1. FC St. Pauli.

Drei Elfer, drei Punkte

„Wir sind ausverkauft!“, verkündete der Stadionsprecher beim Oberliga-Traditionsduell zwischen Barmbek-Uhlenhorst und dem SC Victoria. Und die 236 Zuschauer sahen aus Barmbeker Sicht eine tolle Partie, die bereits nach zwei Minuten mit einem Elfmeter begann, nachdem Ex-Profi Jan-Philipp Kalla den BU-Stürmer Pascal El Nemr von den Beinen geholt hatte.

Kalla sah später für ein weiteres Foulspiel noch Gelb-Rot (66.) und Schiedsrichter Jarno Wienefeld (Lohbrügge) zeigte zwei weitere Male auf den Punkt – jeweils mit dem Resultat, dass BU das Ergebnis erhöhte. El Nemr, zu Saisonbeginn nach Barmbek zurückgekehrt, hatte am Ende zwei Treffer des 4:0-Sieges vorbereitet, einen selbst erzielt und war total happy: „War das geil! Ich liebe das hier und BU ist mein Verein!“

Zusammenarbeit beendet

Aufhorchen ließ Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich nach dem 1:1 seiner TuS Dassendorf gegen den TSV Buchholz 08. „Die Zusammenarbeit ist von unserer Seite erstmal beendet“, sagte Schönteich bezüglich der „Bild“-Zeitung. Der Grund: Die „Bild“ hatte Anfang vergangener Woche als erstes Medium online über den Wechsel von Ex-Profi Martin Harnik zur TuS berichtet, obwohl Dassendorf alle Medienvertreter gebeten hatte, erst die offizielle Bestätigung des Hamburger Meisters abzuwarten. Dassendorf hatte dies moniert und laut Schönteich einen Brief von einem „Bild“-Redakteur erhalten, in dem dieser unter anderem schrieb, dass sich Europas größte Tageszeitung nichts von einem Oberligisten diktieren lasse.

Eine Platzsperre in Form eines Entzugs von Akkreditierungen müssen „Bild“-Reporter am Wendelweg allerdings nicht fürchten. „Maximal nehmen wir die „Bild“ aus dem Presseverteiler und werden keine Absprachen mehr mit ihnen treffen“, konkretisierte Schönteich gegenüber dem Abendblatt. „An einem Boykott liegt uns nichts. Es ging mir bei meinen Worten auch mehr darum, lobend hervorzuheben, dass sich alle anderen Hamburger Medien an die Absprachen gehalten haben.“

Erst keine Lust, jetzt Erster

Die erste Tabellenführung der Vereinsgeschichte in der Oberliga Hamburg eroberte Hamm United durch ein 4:2 beim Meiendorfer SV. „Das fühlt sich sehr schön an“, freute sich Hamms Trainer Sidnei Marschall – und gestand, vor zweieinhalb Monaten schwarz gesehen zu haben. „Wir mussten mit unserem Etat runter gehen, und ich habe bestimmt 200 Spielergespräche geführt. Ich war nicht sicher, ob wir eine Truppe zusammenkriegen. Irgendwann sagte ich zu meinem Präsidenten: Wenn du ständig vor die Wand läufst, macht das irgendwann keinen Spaß mehr.“

Doch die Neuzugänge, die kamen, sitzen bisher. Besonders Eliakim Kukanda. Der 22-jährige Bad Oldesloer war auch in Meiendorf an allen Treffern beteiligt (drei Vorlagen, ein Tor). Dabei hat der wieselflinke Mittelfeldspieler, dessen Cousin Sebastien Mankumbani ebenfalls bei Hamm spielt, laut Marschall noch deutlich Luft nach oben. „Eliakims Körperhaltung auf dem Feld ist mir oft zu schlaff. Er muss auch noch mehr für die Defensive tun. Die Gegner haben aktuell keine Mittel, ihn zu stoppen. Aber er kann noch viel besser werden. Und das merkt er so langsam auch.“

Doppeltes Elferdrama

Der FC St. Pauli II hat den FC Teutonia 05 durch ein 3:0 an der Hoheluft von der Tabellenspitze gestürzt. Eingeleitet wurde der Auswärtssieg der Kiezkicker ausgerechnet durch einen Handelfmeter von Cemal Sezer zum 1:0. Vor zwei Wochen hatte Sezer noch beim 2:1-Sieg bei Altona 93 einen Strafstoß weit über das Tor gesetzt. Trotzdem durfte der Stürmer wieder antreten. „Die Elfmeterschützen lege ich stets persönlich fest. Einen Elfer kann jeder verschießen. Erst wenn Cemal noch einmal verschossen hätte, hätte ich mir Gedanken gemacht“, sagte St.- Pauli-II-Coach Joachim Philipkowski. Auf der Gegenseite scheiterte dafür Sinisa Veselinovic nach bislang zwei verwandelten Strafstößen in dieser Saison. Er schoss einen Foulelfmeter zum möglichen 1:2 neben das Tor.

Schneider widerspricht

Einen offenen Brief verfasste Hammonia-Landesligist SC Hansa 11 vor der Partie gegen den Harburger TB (3:5). In dem Schreiben („Hansa 11 bittet um mehr Verantwortungsbewusstsein“) kritisierte Hansa die Ansetzung der Begegnung aufgrund von zwei Coronafällen im eigenen Team. Man wisse nicht, ob sich weitere Spieler angesteckt hätten. „Der Fußballverband schob die Verantwortung auf die Teams ab“, befand Hansa und schrieb, der HTB habe spielen wollen, weshalb man selbst antreten müsse, „obwohl uns nicht ganz wohl bei der Austragung des Spiels ist.“

HTB-Trainer Kirill Schneider widersprach dieser Darstellung. „Hansa 11 hat uns einen Tag vor dem Spiel gefragt, ob wir spielen wollen. Das wollten wir. Es war aber keine Rede davon, dass Hansa 11 unbedingt nicht spielen will. Daher hat uns der offene Brief überrascht.“