Altona. Auch Neu-Trainer Algan kann die Talfahrt von Altona 93 nicht stoppen. Der Club kämpft dennoch für seine Vision von der Regionalliga.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Oberligapartie USC Paloma gegen Altona 93 verließ ein weiblicher Altona-Fan hoffnungsvoll das Clubheim an der Brucknerstraße. Die rüstige Frau umarmte ihre Freunde und marschierte hoffnungsfroh in Richtung des Kunstrasenplatzes. Auf ihrem Fan-Pullover prangte ein Motto: „Altona 93 rockt die Regionalliga“.
Von diesem Vorhaben ist Hamburgs Kultclub für Amateurfußball-Liebhaber nach wie vor weiter entfernt denn je. Altona ist eher der Tanzbär der Oberliga. Fünf Spiele, fünf Pleiten, der Titelkandidat steht auf Rang 17.


Auch der neue Taktgeber auf der Trainerbank, Altonas verlorener Sohn Berkan Algan, konnte den ersehnten flotten Kombinationsfußball, für den das Team das Spielermaterial besitzt, bei seinem Debüt nicht auf Anhieb importierten. Altona verlor durch zwei schön herausgespielte Treffer von Palomas Mladen Tunjic (39., 56.) völlig verdient mit 0:2. „Wir haben uns nicht so richtig im Spielfluss befunden. Selbst wenn wir gewonnen hätten, wäre das kein Verdienst meiner Arbeit gewesen. Eine solche Betrachtung wäre ein Witz“, reklamierte der am Donnerstagabend verpflichtete Algan, der in seiner Karriere zweimal bei Altona 93 (2005-2007, 2009-2010) spielte und mit seiner Bar Vivo fest im Stadtteil verwurzelt ist, mehr Zeit für sich. Einerseits verständlich, andererseits ist Altonas Verantwortlichen und Fans aufgrund wenig beschwingter Darbietungen ihrer Spieler zuletzt das Lachen vergangen.

Vier Suspendierungen wieder aufgehoben

Deshalb soll es Algan richten.
Sein Fokus liegt auf dem größten der drei Brennpunkte des Clubs: der sportlichen Misere. Diese beantwortete der Verein am Donnerstagabend mit klaren Personalentscheidungen. Andre Jütting (bleibt zweiter Vorsitzender) trat als Manager zurück, Andreas Klobedanz (noch im Urlaub) nimmt künftig seinen Platz ein. Das im Umgang mit Medien und Fans introvertierte Trainerteam mit Coach Oliver Dittberner und Assistent Andree Fincke, dessen offensive Spielidee an einer Flut von Gegentoren zerschellte (zwölf in 4 Spielen), musste gehen. Ihr Verhältnis zu Teilen der Mannschaft galt als gespannt.

Das dokumentierten nicht zuletzt die Suspendierungen der Spieler Jakob Sachs, Chris Pfeifer, Ronny Buchholz und Benjamin Lipke, die mit Algans Verpflichtung alle vom Verein wieder aufgehoben wurden. „Wir haben vier Spiele in Folge verloren und mussten analysieren, woran es liegt. Da sind andere Leute zuständig. Wer auf der Bank sitzt, ist egal, wir müssen punkten“, wollte Lipke nicht nachkarten. Ebenso hielt es Jakob Sachs, dessen Verbannung in die zweite Mannschaft (Kreisliga) für ihn mit einer Kapselzerrung im Knöchel endete. „Nun beginnt für uns alle ein neues Kapitel“, sagte Sachs – und litt 90 Minuten mit.

Neuer Sponsor macht Hoffnung

Es half nichts, da Altona offensiv zu ungefährlich agierte, sich zu viele leichte Ballverluste leistete, und im neuen 4-2-3-1 weder Stürmer Markus Hartwig noch die schnellen Außenbahnspieler, darunter Neuzugang Jephter Agyei Antwi (von Halstenbek), entscheidend in Szene setzen konnte. Stürmer Marc-Kemo Kranich (zuletzt vereinslos), so etwas wie der sportliche Ziehsohn von Algan und ebenfalls kurzfristig verpflichtet, konnte nicht mitwirken. „Er ist noch nicht so weit“, sagte Algan und machte klar, seine Handschrift werde man „erst in der Rückrunde sehen können, spätestens im nächsten Jahr“.

Wohl wesentlich früher an der Adolf-Jäger-Kampfbahn (AJK) für ein paar Freudensprünge sorgen dürfte die Firma Perlwitz. Der frühere Hauptsponsor des SV Lurup befindet sich in guten Gesprächen über ein Engagement bei Altona 93. „Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen, bis alle glücklich sind. Noch ist nichts offiziell“, vermeldete Altonas Pressesprecher Andreas Sude. Perlwitz arbeitete bereits in Lurup mit dem Duo Algan/Klobedanz zusammen. Ein Einstieg von Perlwitz käme Altona für das finanzielle Tagesgeschäft gelegen.

Gespräche mit der Stadt wegen Stadion

Die dritte Baustelle des Clubs, der Stadionneubau, wirft bisher nur theoretisch Geld ab. Der Erlös von 11,25 Millionen für die AJK, der nur teilweise für den Stadionneubau an der Memellandalle benötigt wird, fließt erst, wenn Club und Stadt die Modalitäten des Neubaus geklärt haben. „Die Gespräche mit der Stadt laufen nun wieder an“, sagte Sude. Um die vom Verein augsgebene Vision, finanziell solide mit einem neuen Stadion in die Regionalliga aufzusteigen, zu realisieren, ist in allen Bereichen weiter viel Arbeit notwendig. Anderes gesagt: Es dauert leider noch etwas, bis Altona 93 die Regionalliga rockt.