Amateurfußball: Verlegter Schlüssel für Trecker führt zum 1:0 über Halstenbek, Göttling mutig, Elmshorn II ohne Sorgen, Dassendorf hat einen Spion

Göttling braucht Sechserpack.Als Prophet mit ausgeprägtem Optimismus erwies sich Victorias Trainer Lutz Göttling nach dem 2:1 im Oberligaspiel gegen Altona 93. „Jetzt sind wir auf Tuchfühlung zu Tabellenführer Halstenbek-Rellingen. Unser Ziel für das nächste Wochenende ist es, mit einem Sieg in Halstenbek selbst die Tabellenspitze zu übernehmen“, sagte Göttling. Victoria allerdings war vor dem Spiel mit sechs Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter gestartet – und das Auswärtsspiel von HR in Barmbek stand noch aus. Dieses verloren die Halstenbeker jedoch am gestrigen Sonntag überraschend mit 0:1, sodass Göttlings Voraussage wahr werden könnte. Seine Schützlinge müssen sich dann aber ran halten. Immerhin wäre – eine Niederlage des VfL Pinneberg beim SC Condor vorausgesetzt – mindestens ein satter 6:0-Erfolg in Halstenbek nötig, damit Victoria tatsächlich nach dem 21. Spieltag von der Tabellenspitze grüßt.

Victoria braucht Sicherheit. Überschattet wurde das von 958 Zuschauern verfolgte Duell Victoria gegen Altona von mehreren Spielunterbrechungen. Einige Altonaer Fans hatten mehrfach Pyrotechnik gezündet und Böller geworfen. In der Schlussphase der Begegnung kam es gar zu einer Schlägerei auf dem Hügel hinter dem Block C der Heimfans. 15 bis 20 Personen, mutmaßlich Fans der Gäste, hatten sich dort postiert und Victorias Fans angegriffen. Die herbeigerufene Polizei kam circa 15 Minuten später und sicherte den Block C. Victorias Verantwortliche versuchten auf der Pressekonferenz, das mangelhafte eigene Sicherheitskonzept (kaum Ordner, keine Polizeipräsenz während der Partie) herunterzuspielen. „Man kann ein solches Traditionsderby nicht von vorneherein durch große Polizeipräsenz herunterfahren“, fand Victorias Präsident Helmuth Korte. Beide Vereine wollen die Vorfälle aufarbeiten.

Drei Punkte ohne Trecker.Halstenbeks Trainer Thomas Bliemeister schimpfte: „Bei dem Platz wäre unsere alte Spielweise ,hoch und weit’ besser gewesen, aber so spielen wir nicht mehr!“

Verlor der Oberliga-Tabellenführer bei Barmbek-Uhlenhorst wegen eines fehlenden Schlüssels? „Ich kam hier an und man sagte mir, dass wir den Platz nicht walzen konnten, weil niemand den Schlüssel für den Trecker finden konnte. Das kostet denjenigen mindestens einen Kasten Bier“, war Barmbeks Trainer Frank Pieper wenig begeistert. Aber er wusste, dass sein Team auch oder gerade wegen der Platzverhältnisse drei ungeplante Punkte holte. Ivan Sa Borges Dju traf mit einem Abstauber zum 1:0 (71.) – was Bliemeister ärgerte: „Ich glaube nicht, dass wir verdient verloren haben. Das war ein Gewürge und eine Bestrafung für alle Zuschauer, die hier Eintritt gezahlt haben. Ein Spieler wie unser Ümit Karakaya kann auf so einem Platz einfach keinen Fußball spielen. Es war einsam an der Spitze, jetzt wird es wieder gemütlicher.“ Frank Pieper konnte den Tag dafür lächelnd beschließen: „Ich bin froh, dass ich nicht Platzwart bin und den Trecker nicht fahren muss. Der Schlüssel ist weg, aber die drei Punkte sind da.“

Mannschaft außer Konkurrenz. Trotz Rang 13 und nur zwei Punkten Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz bereits frei von allen Sorgen um den Klassenerhalt ist der FC Elmshorn II. Der Hammonia-Landesligist wird paradoxerweise für den Rückzug seiner ersten Mannschaft aus der Oberliga Hamburg, die Mitte Dezember erfolgte, belohnt.

Laut Spielordnung des Hamburger Fußball-Verbandes hat ein Verein, der sich während einer Saison abmeldet, einen Startplatz eine Liga tiefer in der nächsten Spielzeit sicher. Da die Elmshorner nun bekannt gaben, in der Saison 2015/16 nur ein Team zu melden, wird aus dem FC Elmshorn II einfach der neue FC Elmshorn I – und das alles weiterhin in der Landesliga Hammonia. Bei den Abstiegskonkurrenten löste die Meldung viel Kritik aus. Marcel Plewka von Rivale Teutonia 05 forderte gar unter der Woche im „Sport Mikrofon“, der FC Elmshorn II solle „aus der Landesliga entfernt werden", da er ja nun außerhalb jeder Konkurrenz spiele.

Am Wochenende schlugen die Elmshorner nun zurück. Der Sportliche Leiter Rainer Klaar sagte dem Abendblatt vor dem Spiel in Uetersen, die Konkurrenz werde sich noch umschauen. „Uns hat der Ehrgeiz gepackt, dieses dumme Gerede zu widerlegen, wir würden uns jetzt nicht mehr voll reinhängen. Das ist doch nur der blanken Existenzangst anderer Vereine geschuldet, die selber ihre Hausaufgaben machen sollen“, sagte Klaar. Den Worten ließ die Mannschaft Taten folgen. Bei Favorit Uetersen verlor das Team trotz 77 Minuten in Unterzahl (Rote Karte für Lars Gersdorf) nur knapp mit 1:2. „Jeder, der das Spiel gesehen hat, müsste nun eines Besseren belehrt sein“, so Klaar.

Alle mal zuhören. Einen neuen Job führte Dassendorfs Zeugwart Wolf-Rüdiger Klein eine Stunde vor der Oberligapartie beim VfL Pinneberg aus: den des Spions. Die Gastgeber hatten bei ihrer Mannschaftsbesprechung aus Versehen im Container die Mikrofonanlage angelassen. Über Lautsprecher waren Teile der Ansprache von Pinnebergs Trainer Michael Fischer an sein Team zu verstehen. Klein: „Das hörte sich an wie eine Nachrichtensendung. Unser Gönner Michael Funk und ich haben einfach zugehört.“ Fairerweise informierten Klein und Funk die Pinneberger darüber, ihren Matchplan zu kennen. Funk schlug spaßeshalber für das nächste Spiel „eine schöne Liveübertragung eurer Besprechung“ vor. Bittere Folgen hatte der Fauxpas für Pinneberg nicht – das Spiel endete 1:1.