Amateurfußball: Barmbeks Trainer verpasst historischen Sieg wegen Geburt seines Kindes, Lüneburg siegt daheim in Hamburg, Henkes Taktik geht auf

Erst Ansprache, dann Geburt. Ungewohntes Bild beim Oberligaspiel Altona gegen Barmbek-Uhlenhorst (BU). BU-Trainer Frank Pieper verließ den Platz schon, während seine Mannschaft auflief. Was war passiert? „Ich werde noch die Ansprache machen, dann bin ich wieder weg“, sagte Pieper vor dem Anpfiff. „Seine Frau ist in den letzten Schwangerschaftszügen und hatte schon Wehen“, erklärte Co-Trainer Peter Paczkowski später. Pieper eilte also zu seiner Gattin – und verpasste Historisches: „Wir haben heute Geschichte geschrieben“, jubelte BU-Kapitän Dennis Bohnhorst, der im Oberliga-Duell bei Altona 93 den Siegtreffer erzielt hatte. „Zweimal in einer Saison gegen Altona zu gewinnen, das gab es bisher noch nicht in der Vereinsgeschichte“, freute sich auch Paczkowski. Ex-AFC-Spieler Tobias Leuthold hatte einen Freistoß über die Mauer gehoben, Keeper Lucas Albracht konnte den Ball nicht festhalten und Bohnhorst schaltete am schnellsten (45.). Altonas Trainer Oliver Dittberner gestand die Niederlage (“Ich glaube, dass das Ergebnis fast in Ordnung geht“) und hatte die Lacher bei der Pressekonferenz auf seiner Seite: „Ich kenne Peter Paczkowski so lange, gegen ihn verliere ich am liebsten!“

Kein Minusgeschäft. Eine Regionalligapartie unter ungewöhnlichen Umständen lieferten sich der Lüneburger SK und Hannover 96 II. Das Spiel fand auf Hamburger Boden an der Hoheluft statt, da im Vorfeld mit 1000 Gästefans gerechnet wurde, die die Lüneburger Heimspielstätte in Bardowick nicht hätte aufnehmen können. Teile der aktiven Fanszene in Hannover boykottieren aus Protest gegen Klubboss Martin Kind die Profis und feuern seit dieser Saison ihre zweite Mannschaft an (Abendblatt berichtete). Statt 1000 kamen dann aber nur insgesamt 500 Fans zur Hoheluft, davon 200 aus Hannover. Die Hälfte des Gästefans sang 90 Minuten durch, ihr Team verlor dennoch völlig verdient mit 0:2. „Macht nichts, wir waren hier, weil wir von Kind und den Ticketpreisen bei den Profis die Schnauze voll haben“, sagte ein Hannoveraner Fan, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Hannovers Kapitän Roman Prokoph (früher St. Pauli II) bedankte sich „für die überragende Unterstützung unserer Fans“ – und klatschte sogar die 20 Anhänger ab, die das Spiel hinter einem Zaun verfolgten, da sie wegen Stadionverboten nicht hinein durften. Lüneburgs Trainer Elard Ostermann nahm den Ausflug nach Hamburg, der dem LSK Mehrkosten bescherte, pragmatisch: „Wir haben Sicherheitsauflagen zu erfüllen und tun das gerne. Außerdem war das kein Minusgeschäft für uns. Wir haben ja drei Punkte.“

Trotzdem ein Kompliment. Seine dritte Niederlage in Folge kassierte der HSV II in der Regionalliga Nord mit 1:2 bei Weiche Flensburg. Bereits nach 26 Minuten lag das Team von Trainer Daniel Petrowsky mit 0:2 hinten, Said Benkarit (62.) konnte nur noch verkürzen. „Wir wären gerne mit einem Erfolg in die Winterpause gegangen. Für die gesamte Hinrunde muss man der Mannschaft aber ein großes Kompliment aussprechen“, kommentierte Petrowsky die Begegnung. Der Schaden an der Tabellenspitze hielt sich zudem in Grenzen, da der Stadtrivale St. Pauli II mit einem 1:1 bei Bremen II dem HSV II Schützenhilfe leistete. Somit haben die Hamburger fünf Punkte Vorsprung auf Rang zwei. Eintracht Norderstedt rundete sein starkes Kalenderjahr 2014 mit einem 1:0 gegen Havelse standesgemäß ab.

Große Pokalsensationen. Gleich zwei Kreisligisten haben in vorgezogenen Achtelfinalspielen das Viertelfinale des Oddset-Pokals erreicht. Der SV Billstedt-Horn besiegte daheim den Nord-Bezirksligisten TuS Berne mit 3:1. Eine noch größere Überraschung gelang Kreisligist Seestermühe mit einem 3:1 nach Verlängerung gegen Hansa-Landesligist Schwarzenbek. Die Schwarzenbeker hatten bisher mit Curslack und Meiendorf zwei Oberligisten aus dem Weg geräumt.

Kleine ganz groß. Einen feinen Jahresabschluss legte Oberligist SV Curslack-Neuengamme im Heimspiel gegen den USC Paloma dank der taktischen Finesse seines Trainers Torsten Henke hin. Dieser setzte trotz einer Roten Karte für seinen Spiler Witalij Wilhelm wegen einer Tätlichkeit (51.) beim Spielstand von 1:1 weiter auf eine Taktik mit zwei Stürmern. Das Konzept ging auf. Der erst acht Minuten zuvor eingewechselte 19-jährige Eyke Kleine wurde zum perfekten Joker und erzielte das Siegtor zum 2:1 (63.).

Sein Gegenüber Marco Krausz erlebte hingegen ein Déjà-vu. Schon beim 2:3 gegen Rugenbergen am zehnten Spieltag hatte sein Team eine Überzahl nicht nutzen können, damals nach einer 2:0-Führung sogar noch mit 2:3 verloren. Krausz nahm es wie meist mit dem ihm eigenen Humor. „Wir haben viele Stärken – und das Überzahlspiel gehört zu unseren ganz großen Stärken“, so der Trainer.