Amateurfußball: Edeltechniker will Führungsspieler sein, Gänsehaut bei Lorenzens Abschied, Inam will Kamera mitbringen, HSV II vor nächstem Rekord

Vicky kommt. Eine recht eigenwillige Sichtweise teilte Schnelsens Trainer Jouri Savitchev nach dem 1:3 in der Oberligapartie beim SC Victoria den Medienvertretern mit. Den Elfmeter zum 0:1 bezeichnete er als „Geschenk des Schiedsrichters“. Tatsächlich war Schnelsens Saiko Ceesay, überraschend als Rechtsverteidiger aufgeboten, Victorias Meris Cosovic unmotiviert in einer ungefährlichen Situation im eigenen Strafraum in die Hacken gelaufen. Sergej Schulz verwandelte den fälligen Strafstoß (13.). Alexandros Tanidis (22.) und Marius Ebbers (88.) besorgten die weiteren Treffer Victorias.

Schnelsen blieb nur ein wunderschönes Ehrentor durch den Ex-Victorianer Stephan Rahn mit einem traumhaften Freistoßschlenzer in den Winkel (86.). Durch den Erfolg gelang Victoria der fünfte Sieg im sechsten Spiel. Trainer Lutz Göttling sieht aber noch Steigerungsbedarf – und nahm sein in Fahrt kommendes Team in die Pflicht: „Das lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, auch wenn der Sieg verdient ist. Mit der Punktausbeute bin ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zufrieden.“

Kenny geht. Gänsehautgefühle löste die letzte Partie von Kenny Lorenzen als Trainer des MSV Hamburg aus. In der Landesliga Hansa empfing der MSV das Spitzenteam aus Barsbüttel – und besiegte es mit 2:1. Was die Mannschaft nicht wusste: Der Rücktritt ihres im vierten Jahr amtierenden Trainers aus familiären Gründen stand bereits seit Mittwoch fest. Lorenzen versammelte seine Spieler nach ihrem starken Auftritt im Kreis, zog das positive Fazit der Partie – und teilte seinen Rücktritt mit. Einige Spieler bekamen dabei feuchte Augen. Die letzte gemeinsame Siegesfeier fiel daraufhin noch einmal so richtig laut aus. Lorenzen, stets als Klartextsprecher bekannt gewesen, wollte vor allem noch eines sagen: „Ich möchte dem Verein danken. Er hat immer an mir festgehalten, selbst nach dem Abstieg in die Bezirksliga. Es waren vier spannende, intensive und anstrengende Jahre. Man wird mich auf den Plätzen treffen. Auch beim MSV. Ich bin ja nicht aus der Welt.“ Sein Nachfolger wird der bisher mit ihm gleichberechtigt als Coach agierende Guido Stendel.

Nicht perfekt beschenkt. Ihre gute Erziehung zeigten die Spieler des Hansa-Landesliga-Herbstmeisters FC Türkiye vor dem Anpfiff der Begegnung gegen Billstedt. Ihrem Präsidenten und Trainer Dogan Inam schenkte das Team einen schicken Blumenstrauß zum 47. Geburtstag. Drei Punkte für Inam holten die Spieler jedoch nicht. In einem sensationellen Landesligaspiel unterbrach Billstedt Türkiyes Serie von zwölf Siegen in Folge. Aldin Kapur (3.) und Marian Zwiewka per Foulelfmeter (33.) brachten die mutig dagegenhaltenden Gäste in Führung, Emre Özkan (22.) und Sascha de la Cuesta egalisierten ein Match, das statt 2:2 auch 8:8 hätte ausgehen können.

Den Spruch des Tages verbuchte dabei das Geburtstagskind Inam für sich, als ihm eine Entscheidung des zwecks einer Schiedsrichterbeobachtung gefilmten Referees Florian Pötter nicht passte. „Ihr setzt den Jungen viel zu sehr unter Druck“, wandte sich Inam an einen Beobachter des Hamburger Fußball-Verbandes. „Da hinten sehe ich die Kamera auf der Tribüne. Nächstes Mal bringe ich auch eine Kamera mit.“

HSV-II-Sieg im Spitzenspiel. Der HSV II steht kurz vor seinem nächsten Rekord in der Regionalliga Nord. Durch das 2:1 beim Spitzenspiel in Havelse muss die Mannschaft nun nur noch das Heimspiel gegen Lübeck unbeschadet überstehen, um eine ungeschlagene Hinrunde vorweisen zu können. „Wir haben auf tiefem Boden den Kampf angenommen und verdient in Havelse gewonnen. Wir möchten nach wie vor mit unserem Vorsprung von zwölft Punkten in die Winterpause gehen“, sagte Trainer Daniel Petrowsky. Im Derby zwischen Norderstedt und St. Pauli II behielt Norderstedt mit 3:1 die Oberhand.

Curslacks neues Gefühl. Tabellenplatz zehn ist für die Spieler und Fans des Oberligisten SV Curslack-Neuengamme ein ganz neues Gefühl. In den letzten Jahren spielte das Team immer oben mit, dann folgte zu Beginn der neuen Saison der große Umbruch, und fast die gesamte Mannschaft verließ den Verein. „Für mich ist das schon schlimm. Oben mitzuspielen bringt mehr Spaß“, sagte Jan Landau nach dem 2:2 bei Barmbek-Uhlenhorst. Edeltechniker Landau ist einer der wenigen, die geblieben sind. „Ich bin gerne hier, gehöre aber schon zu den Ältesten und muss mich zusammenreißen. Ich bin schließlich jetzt so etwas wie Führungsspieler“, so Landau weiter.

Trainer Torsten Henke bewertet die bisherigen Erfolge positiv, auch wenn das mit weniger Punkten zu Buche schlägt: „Auch das Umfeld wollte den Umbruch und hat Geduld mit der Mannschaft. Wir wollten weg von Fußballern mit individueller Klasse, wieder hin zu einem großen Teamgeist mit Spielern aus der Umgebung.“ Und einen großen Feiertag gibt es in Curslack trotzdem. Beim Heimspiel am Sonnabend gegen Victoria wird die neue Tribüne am Gramkowweg eingeweiht.

Kopfball-Hattrick. Seinen Trainer Thomas Titze im siebten Jahr als Spieler noch einmal überrascht hat der Buchholzer Spielmacher Arne Gillich. Zum 7:1-Kantersieg beim SC Vier- und Marschlande steuerte der 28-Jährige vier Treffer bei – drei davon per Kopf. „Er hat noch ungeahnte Qualitäten“, freute sich Titze.