Amateurfußball Keunemann schießt Barmbek zum 2:0-Sieg, Stecker jubelt zu ausgelassen, Rugenbergen ignoriert Unterzahl, Wilken wird Lebensretter

Schnelsens große Show. Die vierte Niederlage in Folge kassierte Oberligist Meiendorfer SV mit 2:4 bei Germania Schnelsen. Die große Show der Gastgeber begann beim Stand von 1:0 für Meiendorf in der 63. Minute. MSV-Torwart Tobias Sävke trat bei einem Abstoß in den Boden, Schnelsens Maurizio D’urso schnappte sich den Ball und erzwang gegen Gabriel Subasic einen fragwürdigen Foulelfmeter. Stephan Rahn verwandelte zum Ausgleich. Nun ging es rund. D‘urso (70.) und der eingewechselte Filip Pavlovic (64., 90.) krönten blitzartig vorgetragene Klassekonter mit ihren Treffern. Das zweite Gegentor von Meiendorfs Robert Subasic fiel nicht mehr ins Gewicht (81.).

„Die Niederlage war unnötig wie ein Kropf. Wir haben bis zu 80 Prozent Ballbesitz und münzen unsere spielerische Überlegenheit leider nicht in Zählbares um“, sagte Meiendorfs Trainer Matthias Stuhlmacher. Schnelsens Trainer Savitchev war trotz starker zweiter Hälfte unzufrieden: „Wir machen zu viele Fehler. Ich gewinne lieber 1:0 als 4:2“, so der Ex-St.-Paulianer. Traurig war gar Germanias in der 70. Minute ausgewechselter Innenverteidiger Marcel Stecker. Beim finalen 4:2 von Pavlovic lief er von der Ersatzbank zum Jubeln mit auf den Platz. Schiedsrichter Jan-Erik Sternke zeigte dem in der Partie bereits mit der Gelben Karte bedachten Stecker daraufhin wegen einer Unsportlichkeit Gelb-Rot.

Unterzahl ignoriert. Eine moralische Top-Leistung erbrachte Oberligist SV Rugenbergen beim USC Paloma. Nach 16 Minuten lag die Mannschaft von Trainer Ralf Palapies 0:2 hinten. Alexander Graf (8., FE) und Rodrigo Lemos-Lala (16.) hatten den USC in Front geschossen. Zu allem Überfluss sah Rugenbergens Tolga Güvenir beim Verursachen des Foulelfmeters Rot. Doch Gary Voorbrak (18.) per Wembley-Tor, Max Scholz (19.) und Milos Ljubisavljevic (42.) machten mit zehn Mann aus einem 0:2 einen 3:2-Sieg. „Den Platzverweis kann man geben. Es ist ja nicht so, dass gemein gegen uns gepfiffen wird. Mein Team hat die Unterzahl ignoriert“, sagte Rugenbergens Trainer Ralf Palapies. Palomas Coach Marco Krausz war bedient: „Ein herber Rückschlag für uns.“ Auf den Abstiegskampf sei Paloma trotzdem eingestellt. „Wir sind Aufsteiger, und daher maßen wir uns nicht an, die Oberliga zu dominieren.“

Schock in Schenefeld. Die Partie der Landesliga Hammonia zwischen Blau-Weiß 96 Schenefeld und dem SC Victoria II ist auf Wunsch der Gastgeber in der 65. Minute beim Stand von 2:0 für die Gäste abgebrochen worden. Schenefelds afghanischer Spieler Haji Jamal war nach einem Zweikampf zu Boden gegangen und hatte seine Zunge verschluckt. Schenefelds Liga-Manager Andreas Wilken reagierte geistesgegenwärtig: „Ich habe ihn in die stabile Seitenlage gebracht und die Zunge herausgezogen“, so Wilken, der Jamal damit das Leben rettete. „Einige unserer Spieler haben geweint. Unsere Mannschaft war so geschockt, dass sie nicht weiterspielen wollte“, sagte Wilken.

Jamal ist mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden, zog sich allerdings einen doppelten Nasenbeinbruch und eine schwere Gehirnerschütterung zu. Die Frage, ob das Spiel zu werten oder neu anzusetzen ist, muss der Hamburger Fußball-Verband (HFV) entscheiden. „Auch für uns steht die Gesundheit des Spielers an erster Stelle. Wir sind froh, dass es ihm wieder besser geht. Auf dem Platz waren wir etwas verwirrt, weil einige Schenefelder Spieler weiterspielen wollten und einige nicht. Ich bin dafür, beim Stand von 2:0 für uns in der 65. Minute weiterzuspielen“, sagte Victorias Trainer Gody Hoedoafia. Lebensretter Wilken: „Das ist mir völlig egal! Der HFV kann das Spiel gerne mit 0:28 gegen uns werten. Das Leben eines Menschen ist wichtiger als Fußball.“

Bastian gleich Keunemann. Das Zittern nach Schlusspfiff war ihm deutlich anzusehen, doch es war nicht die Erschöpfung, die Lasse Keunemann nach sechs Minuten Spielzeit so dastehen ließ. Der 19-jährige Barmbeker war beim Spielstand von 0:0 in der 85. Minute eingewechselt worden. Ob er den Wechsel noch vor dem Freistoß vollziehen wolle, wurde Co-Trainer Peter Paczkowski vom Schiedsrichter-Assistenten gefragt. „Na klar“, antwortete „Patsche“ und lag damit komplett richtig. Der Freistoß wurde ausgeführt, der Ball gelangte zu Keunemann und der machte noch in der 85. Minute mit der ersten Ballberührung das 1:0 beim Oberliga-Schlusslicht SC Vier- und Marschlande. Bis dahin hatte es lange ausgesehen, als würde der SCVM den ersten Zähler einfahren, doch Keunemann machte spätestens vier Minuten später mit seiner zweiten Ballberührung alle Hoffnungen der Gastgeber endgültig zunichte: 2:0 flach ins Eck.

„Ich war überrascht“, freute sich der aus der zweiten Mannschaft ausgeliehene 1,98 Meter große Stürmer über seinen Einsatz. Mit vier Saisontoren bei eben jenem zweiten Barmbeker Team hatte sich Keunemann für mehr empfohlen, musste aber mit dem Trikot von Hagen Bastian spielen, der länger verletzt fehlt: „Eigentlich spiele ich hier ja nicht. Ich konnte mir das nicht aussuchen, sondern habe das größte freie Trikot zugeteilt bekommen.“ (misch/arm)