Amateurfußball: Germanias Savitchev setzt nach 0:4 auf Heimspiele, Boll tritt als Interimstrainer ungeschlagen ab, Schröders fatale Facebook-Prognose

Drei Chancen, drei Tore. Durch eine gnadenlos effektive Leistung beim MSV Hamburg gelang Hansa-Landesliga-Spitzenreiter Concordia die Generalprobe für das Spitzenspiel gegen den FC Türkiye am kommenden Freitag. Die Gastgeber vergaben all ihre Möglichkeiten, Cordi nutzte alle drei. Oguzhan Gencel (55.), Gerrit Betzin (73.) nach einem Bock von MSV-Keeper Leon Giese, der bei einem Rückpass von Malte Nahnsen wegrutschte und Sebastien Mankumbani (90.) trafen. „Wir haben es geschafft, den Tabellenführer zu einem plan- und ideenlosen Gekicke zu verleiten. Sie haben nur planlose Bälle ins Nirwana gespielt. Ich glaube, die wissen selber nicht, wie sie die drei Tore geschossen haben“, stellte MSV-Trainer Kenny Lorenzen dem Gegner kein gutes Zeugnis aus. Cordis Trainer Dianantis Cholevas hielt dagegen: „Das ist das Schöne: Jeder sieht den Fußball so, wie er das möchte. Wir haben Geduld bewiesen. Meine Mannschaft hat dreimal getroffen und kein Tor kassiert. Also hat sie verdient gewonnen.“

Pflichtpunkt für Pieper. Ebenfalls anderer Meinung waren die Trainer nach der Oberligapartie Barmbek-Uhlenhorst (BU) gegen Victoria (1:1). „Eine hervorragende Leistung von uns. Der Gegner hat einmal aufs Tor geschossen und getroffen. Barmbek ist mit dem Punkt gut bedient“, fand Victorias Trainer Lutz Göttling. „Wir hatten mehr Tormöglichkeiten. Vicky hatte mehr Ballbesitz und Chancen, aber so zwingend fand ich sie nicht. Wir haben Willen gezeigt und den Punkt verdient“, sagte Barmbeks Trainer Frank Pieper – und verteilte einen Seitenhieb auf Victorias Manager Sven Piel, der im „Sport Mikrofon“ Siege gegen „Gegner von unten“ wie BU als „Pflicht“ bezeichnet hatte. „Gegen einen direkten Mitkonkurrenten wie Victoria“, so Pieper, „mussten wir mindestens einen Punkt holen.“

Vrabec oder Klawon? Der schlechte Saisonstart des FC St. Pauli hat unfreiwillig das Aus von Buxtehudes Angreifer Daniel Schröder beschleunigt. Vor dem hochverdienten 3:0 gegen den SCVM (siehe auch Story) beendete der Torjäger der vergangenen Saison (28 Treffer) den seit Wochen schwelenden Streit mit Trainer René Klawon und warf die Brocken hin. „Einige Tage vor dem Spiel des FC St. Pauli in Fürth am 1. September machte ich einen Facebook-Eintrag. Er lautete: ,Nächsten Montag wird der nächste Trainer entlassen‘, so Schröder gegenüber dem Abendblatt.

„Das hat unser Trainer auf sich bezogen, aber es bezog sich auf St. Pauli. Ich habe das klargestellt. Er schmiss mich trotzdem einige Zeit später aus der Mannschaftssitzung. Daher trete ich nun zurück.“ Klawons Version: „Diese Internetgeschichte war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Daniel hat schon vorher als stellvertretender Kapitän Mitspieler und Entscheidungen des Trainerteams lauthals auf dem Platz so kritisiert, wie es sich nicht gehört. Ich warf ihn aus der Mannschaftssitzung, weil er den Eintrag nicht vor dem Team klarstellte.“ Innenverteidiger Pascal von Loh trat ebenfalls aus der Oberliga-Mannschaft zurück und warf Klawon am Rande der SCVM-Partie vor, „nur nach Beliebtheit und nicht nach Leistung“ aufzustellen. Er spielt nun in der zweiten Mannschaft. „Das ist Kinderkram. Welches Interesse sollte ich daran haben, einen besseren Spieler nicht aufzustellen, weil ich ihn angeblich nicht mag?“, konterte Klawon. Streit zwischen ihm und der Mannschaft gebe es im Übrigen nicht: „Wir hatten eine geile Trainingswoche, richtig viel Spaß. So kommt dann eben auch ein 3:0 zustande.“

Schwaches Germania. „Jetzt bloß kein Tor mehr kriegen! Wir versuchen, vielleicht noch eins zu machen, aber keins mehr einfangen!“ Stephan Rahns Worte an seine Mannschaftskollegen klangen ermahnend und ernüchternd zugleich. Oberligist Germania Schnelsen hatte bei Halstenbek-Rellingen gerade das 0:3 kassiert, und trotz Rahns markiger Worte sollte später noch das 0:4 folgen. Routinier Rahn war erst Innenverteidiger, später offensiv ausgerichtet, musste aber immer wieder hinten mit aushelfen. Nach dem Schlusspfiff nahm Trainer Juri Savitchev seinen Kapitän tröstend in die Arme. Ein Rahn alleine reicht eben nicht. „Wir haben verdient verloren. Wir versuchen, wenigstens zu Hause Punkte zu holen“, sagte Savitchev später. In dieser Form muss Germania Angst um den Klassenerhalt haben, und warum Savitchev nach dieser Leistung die Hoffnung auf Punkte in Heimspielen hat, blieb etwas zweifelhaft. Savitchev: „Wir haben einen Kunstrasen. Da läuft es besser für uns.“

Ungeschlagener „Fußbollgott“. Mit einem 2:1 beim VfR Neumünster schloss der von St. Paulis Fans „Fußbollgott“ getaufte Fabian Boll seine Phase als Interimstrainer bei Regionalligist St. Pauli II ab. Drei Siege und ein Remis holte Boll in vier Spielen. „Wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören“, sagte Boll nach dem Spiel lachend. „Wir haben eine interne Lösung für den Trainerposten gefunden und geben sie morgen der Mannschaft und der Presse bekannt.“ Der neue Mann wird gleich mit dem Derby beim HSV II am nächsten Spieltag starten. Eben jener HSV II ist weiterhin Tabellenführer der Regionalliga Nord, die Siegesserie von bislang neun Siegen in neun Spielen riss aber beim 1:1 gegen BSV SW Rehden. Eintracht Norderstedt verlor auf eigenem Geläuf gegen den VfL Wolfsburg II mit 0:3.