Amateurfußball: Ali Farhadi vertritt weiter Frank Hüllmann und holt ein 1:1 in Pinneberg, Richter tippt gegen eigenes Team, Fans singen für Seeliger

In der Jugend nicht aufgepasst. Spät schnell geschaltet und doch noch gepunktet hat Oberligist Curslack im Heimspiel gegen den SC Condor (2:2). Die Gastgeber erhielten beim Spielstand von 2:1 für Condor in der vierten Minute der eigentlich dreiminütigen Nachspielzeit einen umstrittenen Freistoß. Während Condors Spieler den Schlusspfiff forderten und die Rechtmäßigkeit des Freistoßes lautstark bezweifelten, nutzte Curslack mit einer fixen Ausführung seine letzte Chance. Patrick Papke flankte auf Marcel von Hacht und der drückte den Ball zum Ausgleich über die Linie.

„Ich wollte ihn schon auswechseln, aber heute habe ich gedacht, es passiert noch etwas“, freute sich Curslacks Trainer Torsten Henke. Sein Gegenüber Christian Woike erinnerte sein Team derweil an eine Grundregel für solche Situationen im Fußball: „Man muss sich vor den Ball stellen und die schnelle Ausführung verhindern. Das lernt man in der Jugend.“

Richtig gelegen. Als großer Fußballexperte erwies sich Süderelbes derzeit im Teneriffa-Urlaub weilender Trainer Jean-Pierre Richter. Bei einem Tippspiel auf der Seite kicktipp.de lautete seine Vorhersage für das Heimspiel seiner Mannschaft gegen Titelträger Dassendorf 1:2. Genau so kam es, und so ging die Serie von 15 Heimsiegen am Stück für den starken Aufsteiger Süderelbe zu Ende. Die Dassendorfer führen nun mit vier Punkten Vorsprung die Tabelle der Oberliga Hamburg an. Richter bleibt ein kleiner Trost: In der vierzehnköpfigen Tipprunde bei kicktipp.de ist er Erster...

Seeliger doppelt beschenkt. Einen denkwürdigen 48. Geburtstag erlebte Norderstedts Trainer Thomas Seeliger im Auswärtsspiel bei Weiche Flensburg. In der giftigen Partie, in der sich die Norderstedter Gäste des Öfteren von Schiedsrichter Patrick Mewes benachteiligt fühlten, lag Seeligers Team Sekunden vor Schluss 0:1 hinten und war nur noch zu zehnt. Marin Mandic hatte in der 80. Minute Gelb-Rot für wiederholtes Meckern gesehen. Der letzte Freistoß des Spiels wurde dann das erste Geburtstagsgeschenk für Seeliger.

Kapitän Philipp Koch donnerte den Ball im zweiten Versuch aus 25 Metern in den Winkel. Danach brachen alle Dämme. Norderstedts Spieler und einige Offizielle feierten den Treffer demonstrativ ausgelassen vor der Bank der Gastgeber. Seeliger blieb in seinem Statement nüchtern („Ich freue mich, dass wir nach dem schlechten Spiel gegen Oldenburg heute stabiler waren“), doch die mitgereisten 20 Fans wollten ihrem Erfolgstrainer ihre ganze Zuneigung zeigen. Und so schallte aus dem Fanblock nach dem Spiel ein stimmgewaltiges „Happy Birthday to You...“

Die Spektakelmannschaft. Eine unglaublich bittere Niederlage musste Hansa-Landesligist SC Schwarzenbek beim SV Altengamme hinnehmen. Altengamme drehte ein 0:2 in ein 3:2, bevor es erst so richtig los ging. Schwarzenbeks Finn Apel flog mit Roter Karte wegen einer angeblichen Tätlichkeit vom Feld (58.), und kurz darauf traf Kevin Herzberg für Altengamme zum 4:2. Schwarzenbek kam durch Kim Koitkas Strafstoß auf 4:3 heran (71.), der wenig später den vermeintlichen Ausgleich köpfte. Dieser wurde wegen einer umstrittenen Abseitsentscheidung aberkannt, und im Rahmen der anschließenden Rudelbildung sah Schwarzenbeks von der Bank hinzugeeilter Ersatzkeeper Torben Puttfarken ebenfalls Rot (77.). Koitka erhielt stattdessen mit dem zweiten Foulelfmeter die Chance zum 4:4 – und scheiterte an Altengammes Keeper Alexander Golinske (85.). Christoph Bolz holte den Ausgleich in der 88. Minute für die zehn Schwarzenbeker nach, deren ekstatischer Jubel keine Grenzen kannte. Bis zur 93. Minute, denn da verschuldete Torwart Lucas Scheunemann einen Foulelfmeter für Altengamme, den Kristof Heitmann zum 5:4-Endstand versenkte. „Wenn wir spielen, ist immer was los. Schade nur, dass Schiedsrichter Paul Jennerjahn nicht seinen besten Tag hatte. Ein netter Typ, aber wenn die Beobachter da sind, wollen die Schiedsrichter es zu gut machen“, kommentierte Schwarzenbeks Sportlicher Leiter Frank Flatau das unfassbare Derby.

Warten auf Hüllmann. Wie gewohnt hat Ali Farhadi die Hände voll, wenn er den Platz betritt. In der einen Hand die Eisbox, in der anderen Zettel und weitere Utensilien. Seit Beendigung seiner Spielerkarriere ist der 39-Jährige Co-Trainer, meist unter seinem Freund Frank Hüllmann. Doch der derzeitige Coach des Oberligisten Niendorfer TSV hat sich eine Auszeit erbeten. Deshalb ist Farhadi zurzeit Cheftrainer und sah in Pinneberg ein verdientes 1:1 seiner Mannschaft. Wann „Hülle“ zurückkehrt, kann Manager Carsten Wittiber auch nicht beantworten: „Wir haben Frank Hüllmann freigestellt, wann er wieder anfangen möchte.“ Oder macht Farhadi sogar als Chef weiter?

Die Frage, wann er endlich „echter“ Trainer wird, führte auf der Pressekonferenz zu großem Gelächter. Farhadi konterte: „Ich mache so lange den falschen Trainer, bis der echte Trainer zurückkehrt. Frank und ich arbeiten seit gefühlten 20 Jahren zusammen und er braucht die Zeit für sich. Und irgendwann werde ich dann vielleicht mal ein echter Trainer werden.“