Amateurfußball: Rückkehrer führt Altona mit Doppelpack zum 2:0 über Buchholz, Beleidigungen motivieren Pinneberg, Palapies fair, HSV II makellos

Sieg mit allen Emotionen. Auf abwechslungsreiche Weise stürzte Pinneberg den Meiendorfer SV mit einem 3:2-Auswärtssieg von der Tabellenspitze der Oberliga. Das Unternehmen begann in der fünften Minute, als Steffen Maaß und Flemming Lüneburg innerhalb einer Sekunde aus zwei Metern Entfernung beide die Unterkante der Latte trafen. Als Lüneburg im dritten Versuch auf Maaß-Vorlage einnetzte, stand er im Abseits. Doch das Aluminium-Schicksal wendete sich: Der Innenpfosten legte Maaß nach 31. Minuten einen abgefälschten Freistoß mustergültig auf. Der Rechtsverteidiger köpfte aus 20 Zentimetern ein und bekannte freimütig, dieses Tor „hätte Uwe Seeler heute noch locker gemacht“.

Zwei Geniestreiche von Sören Badermann per genialem Lupfer (35.) und eiskalter Vollstreckung nach dreimaligem Antäuschen eines Schusses (84.) – unterbrochen durch Meiendorfs fantastische Aufholjagd mit den Treffern von Adrian Sejdu (43.) und Jephter Agyei Antwi (46.) – sorgten für Pinnebergs Erfolg. Mannschaftsspaßvogel Badermann ertrug mit einem Grinsen im Gesicht die humorvollen Gesänge seiner Kollegen über ihn („Schießt der gegen Euch ein Tor, singen alle im Chor: Ihr habt die schlechteste Abwehr der Welt“). Pinnebergs Trainer Michael Fischer war trotzdem sauer. Er zitierte auf der Pressekonferenz beleidigende Postings des Fanclubs „MSV-Supporters“ auf Facebook gegen ihn und sein Team („Haut die Pöbeltruppe weg“) und rundete den ereignisreichen Nachmittag ab: „Das geht mir gegen den Strich. Aber so musste ich der Mannschaft nicht viel sagen. Vielen Dank für die Motivation!“

Schröder außen vor. Oberligist Buxtehuder SV verzichtet weiter auf die Dienste von Daniel Schröder. Der Landesliga-Torschützenkönig der letzten Saison fand sich wie in der Vorwoche gegen Elmshorn (2:1) beim 1:4 gegen Barmbek ebenfalls nicht im Kader wieder (siehe auch Story). Das Fehlverhalten Schröders will Trainer René Klawon weiterhin inhaltlich nicht kommentieren. Die Tür für den Goalgetter ist aber nicht zu: „Daniel kann sich im Training anbieten. Er hat eine Chance, wieder zu spielen.“

Vielseitigkeit ist Trumpf. Auf seinen historischen Start setzt der HSV II jede Woche noch einen drauf. Jüngstes Beispiel: das 5:0 gegen den BV Cloppenburg in der Regionalliga Nord. Der achte Sieg im achten Spiel für die Schützlinge von Coach Josef Zinnbauer. Dem Senkrechtstarter unter den Trainern im Hamburger Amateurfußball gehen nun die wenigen Kritikpunkte aus.

„Hohes Tempo, fünf Tore, der Sieg war nie in Gefahr. Ich habe nichts zu bemängeln“, sagte Zinnbauer nach dem Spiel. „Und es gefällt mir sehr, dass wir vier verschiedene Torschützen hatten. So sind wir schwerer auszurechnen.“ „Wir sind ein geiles Team“, fasste Doppeltorschütze Nils Brüning den Saisonstart zusammen. Norderstedt kassierte mit 0:2 gegen Oldenburg die erste Heimniederlage. St. Pauli II gelang mit 2:0 beim FT Braunschweig der erste Sieg unter Interimstrainer Fabian Boll.

Falsch getippt. Einmal mehr als fairer Sportsmann zeigte sich Rugenbergens Trainer Ralf Palapies nach dem 1:1 im Oberligaspiel gegen den SC Victoria. Sein Spieler Dennis Schmidt hatte eine Freistoßentscheidung von Schiedsrichter Michael Ehrenfort mit einem Tippen an die Stirn und dem Spruch „Das kann nicht wahr sein“ kommentiert. Ehrenfort interpretierte die Geste als ihm gezeigten Vogel und gab Schmidt Rot (42.). Dafür erhielt Rugenbergen einen fragwürdigen Foulelfmeter nach einem Schubser an Pascal Haase, den Jan Melich vergab (60.). „Man kann jeweils so entscheiden, muss man aber nicht“, sagte Palapies. „Dennis zahlt etwas in die Mannschaftskasse, gibt eine Kiste Bier aus, und die Sache ist erledigt.“

Schwere Verletzung. Das Lokalderby in der Bezirksliga Ost zwischen TuS Hamburg und dem SC Eilbek wurde nach neun Minuten abgebrochen. Grund: Eine schwere Verletzung von Eilbeks Verteidiger Kevin Fischhöder. Er zog sich einen doppelten Knöchelbruch und einen Bruch des Schienbeinkopfes zu. Kommentar auf der Homepage der Eilbeker Gäste: „Die Schwere der Verletzung kann mit ruhigem Gewissen auch auf den desolaten Zustand des Rasenplatzes Beim Gesundbrunnen zurückgeführt werden. Der Platz ist eigentlich unbespielbar.“ TuS Hamburgs Vorsitzender Klaus Dreyer wies die Kritik zurück: „Es handelt sich nicht um einen Englischen Rasen, aber die Beschreibung ,desolat’ ist übertrieben.“

Sachs begeistert. Jakob Sachs lief an die Bande und ließ sich ordentlich drücken. Gerade hatte Oberligist Altona 93 gegen Buchholz mit 2:0 gewonnen und Sachs beide Tore erzielt. Vor dieser Saison war der 29-Jährige vom SC Victoria zurück an seine alte Wirkungsstätte zum AFC gewechselt. „Egal wo ich gespielt habe, ich habe immer gesagt, dass Altona mein Zuhause ist", meinte Sachs.

Trotz des Sieges war der Stürmer nur halb zufrieden: „Die Abwehr stand gut, aber wir Stürmer haben das nicht gut gemacht. Wir arbeiten daran, solche Spiele auch mal 3:0 oder 4:0 zu gewinnen. Ich hoffe, dass ich mit vielen weiteren Toren die Fans begeistern kann.“ Am Ende kam ein kleiner Junge im Altona-Trikot an seine Seite, nahm seinen Arm und sah zum Angreifer hoch: „Du hast doch gerade zwei Tore gemacht, oder?“, fragte ihn der Kleine. Spätestens da war sich Sachs sicher: „Ich bin sehr zufrieden, wieder hier in meinem Wohnzimmer zu sein!“