Amateurfußball: Dassendorf gelingt im Oberligakrimi gegen Victoria spätes 3:3, Bienen bei Polonia, Ärger in Schnelsen, Kosova spielt und singt besser

Neuer Supertechniker. „Wir haben die magische Grenze von 1000 Fans geknackt“, jubelte Süderelbes Manager Matthias Nehls nach dem 3:1 im Oberliga-Eröffnungsspiel gegen den SC Vier- und Marschlande (SCVM), als er die offizielle Zuschauerzahl einige Zeit nach Spielschluss bekanntgab. 1024 Fans am Kiesbarg bedeuten für den Oberligaaufsteiger einen neuen Vereinsrekord in einem Pflichtspiel. „Wir sind Spitzenreiter für eine Nacht. Tabelle ausschneiden und einrahmen ist angesagt“, gab Süderelbes Trainer Jean-Pierre Richter als Losung aus.

Der verdiente Dreier seines Teams war nicht zuletzt dem starken Angreifer Marcel Rodrigues zu verdanken, dessen atemberaubendes 1:0 die Fans verzückte. An der Mittellinie ließ sich Rodrigues den Ball durch die eigenen Beine laufen, sprintete seinem Gegenspieler Mudgteba Laqmani davon, versetzte einen weiteren SCVM-Akteur per Hackentrick und donnerte die Kugel aus spitzem Winkel mit der Picke in die lange Ecke. „Er hat herausragend gespielt. Aber in der Form seines Lebens ist er nicht. Mit 24 Jahren wäre das viel zu früh“, sagte Richter trocken.

Viele Bienen, keine Schwalbe. Das Nachholspiel der ersten Oddset-Pokalrunde zwischen Kreisligaclub KS Polonia und Nord-Bezirksligist UH-Adler (0:10) wird Schiedsrichter Thomas Sieg (Urania) in Erinnerung behalten. In der Pause verzögerte den Anpfiff des zweiten Durchgangs zu Recht um mehrere Minuten. Grund: Zwei große Bienenschwärme hatten sich in einem der beiden Sechzehnmeterräume an der Finkenau niedergelassen.

Die Insekten wurden mit zwei Eimern in Gewahrsam genommen. Nach Wiederanpfiff sprach Sieg UH-Adlers Martin Marcinkiewicz nach einer Berührung durch Polonias Torhüter einen Strafstoß zu – was Marcinkiewicz zum Anlass nahm, sich für den Fairplay-Preis zu bewerben. „Ich war mir sicher, aber er hat mir sofort mitgeteilt, nicht gefoult worden zu sein. Riesenrespekt vor dieser Aktion“, sagte Sieg.

Sieg gegen die Wand. Eine emotionale Rückkehr zu Hansa-Landeslist Klub Kosova feierte Trainer Thorsten Beyer mit dem 2:0-Erfolg bei Hamm United. „Ich habe gedacht, es geht schon wieder los“, sagte der Coach zur sensationellen Leistung des Hammer Torwarts Samuel Graudenz. „Schon vergangene Saison haben wir in unserem ersten Auswärtsspiel wegen ihm hier 1:2 verloren. Der Mann ist eine Wand.“

David Amoateng (63.) und Onur Tüysüz (90.) trafen schließlich zum hochverdienten Sieg für Kosova. Nach seiner Spielanalyse bedankte sich Beyer zudem bei den 100 mitgereisten heißblütigen Fans für „den Sieg im Gesangsduell gegen die Hammer Anhänger“ und lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Manager Arton Mazrekaj: „Es fühlt sich richtig an, zurückgegangen zu sein“, so Beyer. Mazrekaj hatte vergangene Saison eine Spielerabstimmung veranlasst und Beyer entlassen, obwohl der Urnengang ein Votum für den Trainer ergab. Mittlerweile haben sich die beiden ausgesprochen.

Doppel-Rücktritt. Nicht mehr im Amt sind bei Oberligist Germania Schnelsen Liga-Manager Dieter Lehmann und Liga-Obmann Nils Kuntze-Braack. Die Mannschaft wurde über den Doppel-Rücktritt am Freitag informiert, siegte am gestrigen Sonntag unbeeindruckt mit 3:1 gegen den USC Paloma. Ursache der Amtsniederlegungen ist ein Zerwürfnis zwischen Lehmann und Kuntze-Braack auf der einen und Trainer Florian Gossow auf der anderen Seite. „Ich befinde mich im Urlaub in Italien und möchte nicht groß Stellung nehmen, aber ich trauere den beiden nicht nach“, sagte Gossow auf eine Anfrage des Abendblatts. Germanias Vorsitzender Jörg Wohlgemut zeigte sich „enttäuscht. Herr Lehmann und Herr Kuntze-Braack hätten abwarten sollen, bis Herr Gossow aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Dann hätten sie sich mit ihm aussprechen können. Herrn Kuntze-Braack kenne ich schon fünf Jahre. Er hat gute Arbeit geleistet.“ Nils Kuntze-Braack sah sich die Partie gegen Paloma als Fan an und wollte zu Gossows Worten keinen Kommentar abgeben. „Ansonsten“, so Kuntze-Braack, „ehrt mich die Wertschätzung meiner Arbeit durch Herrn Wohlgemut. Er weiß aber auch, warum ich nicht mehr warten konnte. Dennoch bin und bleibe ich Germane.“

Niederlage zur Stadionpremiere. Trotz einer leidenschaftlichen Leistung unterlag der FC St. Pauli II Meister VfL Wolfsburg II in der Regionalliga verdient mit 0:2. Immerhin 157 Fans wollten die erste Partie von St. Paulis U23 nach dem Umzug an die Ochsenzoller Straße in Norderstedt sehen. „Das waren ja 50 mehr als an der Hoheluft“, witzelte St. Paulis Coach Thomas Meggle. „Der Rasen hier ist auch prima. Wir fühlen uns sehr wohl.“

Doppelter Agyemang. Als alles verloren schien für Titelverteidiger Dassendorf im Spitzenspiel gegen Victoria, schlug er in der 90. Minute noch einmal zu: Eric Agyemang erzielte mit seinem zweiten Treffer das 3:3. „Ich versuche jetzt, mit einem Lächeln nach Hause zu gehen“, sagte sein Trainer Jan Schönteich. Immerhin hatte Dassendorf 2:0 geführt. Agyemang verhinderte mit seinem späten Tor ein Traumdebut von Marius Ebbers, der das 3:2 für Victoria erzielt hatte. Nach dem Spiel teilte der einstige St.Pauli-Profi ohne Begründung mit, er gebe „ab jetzt keine Interviews mehr“. Kommentar von Trainer Lutz Göttling: „Er ist 36 und muss wissen, was er macht. Wir haben ihn geholt, um Tore zu schießen. Macht er weiter wie heute, ist alles gut.“