Ein Trainer, ein Wort: Mohet Wadhwa bleibt Oststeinbek treu – trotz sieben höherklassiger Angebote

Hamburg. Den Tag, an dem Oststeinbeks Fußball zusammenbrach, wird Mohet Wadhwa nie vergessen. „Ich erhielt in sieben Stunden 400 Anrufe und 700 Nachrichten. Alle wollten wissen: ´Stimmt das?´“ Es stimmte. Oststeinbeks Vorsitzender Hans-Helmuh Luther hatte die Oberligamannschaft beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) zurückgezogen. Das Management der Ligamannschaft hatte dem Gesamtverein nicht wie gefordert per Schreiben zugesichert, eventuelle Verbindlichkeiten selbst zu tragen. „Viele Nächte lang konnte ich nicht mehr schlafen. So fertig war ich“, sagt Wadhwa. Mit nur 26 Jahren sollte er eigentlich vom Co-Trainer zum Chefcoach in Oststeinbek aufrücken. Der Fünfjahresvertrag war bereits unterschrieben.

Da der HFV den Rückzug vom Rückzug nicht akzeptierte – das Schreiben des Managements war mittlerweile beim Gesamtverein eingetroffen – und der Oststeinbeker Vorstand auf eine Klage beim Amtsgericht verzichtete, trägt die bittere Realität jetzt den Namen Kreisliga 3. Statt gegen Victoria, Altona und Dassendorf tritt der OSV nun gegen Teams wie Billstedt-Horn II, Düneberg und Hamwarde an. Mit Mohet Wadhwa als Trainer an der Seitenlinie. „Ich bin von meinen Eltern so erzogen worden, dass ich mein Wort grundsätzlich halte“, sagt er – und sorgt so für ein Kuriosum. Die Angebote sieben höherklassiger Klubs schlug das Trainer-Talent aus. Wadhwa hätte Jugendcoach bei Regionalligist Eintracht Norderstedt werden können. Oder Co-Trainer bei Oberligist SC Vier- und Marschlande. Stattdessen steigt er ohne eigenes Verschulden freiwillig drei Ligen ab. Nach der Auflösung der alten Mannschaft startet er mit einem neuen Kader das Unternehmen Aufstieg in die Bezirksliga. Viele Kicker hat er durch gute Kontakte an den Meesen gelotst. „Schließlich kenne ich die halbe Hamburger Fußballwelt persönlich“, sagt Wadhwa lächelnd.

Trainer wurde der gebürtige Afghane, dessen Familie drei Monate nach seiner Geburt nach Deutschland kam, schon mit 14 Jahren, als C-Jugendspieler beim SC Eilbek. Ein Übungsleiter fehlte bei den Fünfjährigen. Wadhwa sprang ein – und startete eine verheißungsvolle Karriere. Diverse Meisterschaften holte er mit seinen Jungs, 2006 auch den Hamburger Pokal. Gemeinsam mit Ex-HSV-Spieler und Freund Walter Laubinger kam in der Saison 2010/2011 ein Triumph in der Halle hinzu: die Norddeutsche Meisterschaft im Futsal mit dem Jugend-Fördervein Hamburg-Oststeinbek.

Nun schütteln manche in der Hamburger Fußballszene den Kopf über seine Entscheidung. Doch so naiv, wie diese vermuten lässt, ist Wadhwa nicht. Sein Fünfjahresvertrag wurde angepasst, enthält eine Ausstiegsklausel. Sein Studium im Bereich Sportmanagement hat er gerade erfolgreich abgeschlossen. Er erwirbt die B-Lizenz als Trainer und arbeitet in der Real-Madrid-Fußballschule zusammen mit Stefan Kohfahl, seinem Vorgänger beim Oststeinbeker SV. „Ich habe schon einen Karriereplan und will später als Cheftrainer arbeiten. Aber ich möchte immer so handeln, dass ich allen Menschen später noch die Hand geben kann“, erklärt Wadhwa. Das zerschlagene Porzellan mit dem Oststeinbeker Vorstand sei wieder gekittet. Der Vorsitzende Luther bestätigt dies: „Herr Wadhwa war nie Teil des Problems. Es ist unheimlich positiv, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er sich an Absprachen hält. Wir freuen uns über sein Bleiben.“

Bleibt nur die Frage: Wie wird es sich anfühlen, den großen Traum von der Oberliga Hamburg gegen das, pardon, fußballerische Niemandsland in der Kreisliga einzutauschen? Wadhwa hat auch darauf eine klare Antwort parat: „Nach all dem, was passiert ist, freue ich mich auf ein ruhiges Jahr. Mein Name muss nicht jeden Tag in der Zeitung stehen.“