Hamburg. Zehn Jahre brauchte Stefan Kohfahl, seit Kurzem in der Jugend von Real Madrid tätig, um aus dem einstigen Kreisligisten Oststeinbeker SV einen gestandenen Oberligisten zu formen. Die Ära Kohfahl ist nun vorbei – und mit ihm sind wohl auch die Zeiten des großen Fußballs am östlichen Stadtrand von Hamburg beendet. Denn Kohfahls Nachfolger schafften es innerhalb weniger Wochen, aus dem Oberligisten wieder einen mutmaßlichen Kreisligisten zu machen. Der Absturz ist das unrühmliche Ende einer beispiellosen Posse um Ligaabteilung, Vereinsvorstand und Hamburger Fußball-Verband (HFV). „Ich habe hier schon viel erlebt, aber so etwas noch nicht“, sagte Carsten Byernetzki, Sprecher des HFV.

Was war passiert? Fristgerecht hatte der Oststeinbeker SV für die neue Oberligasaison gemeldet. Doch hinter den Kulissen des Vereins brodelte es bereits. Weil sich der langjährige Ligamanager Holger Rochow aus gesundheitlichen Gründen zurückzog, übernahm Stefan Salewski die Aufgabe. Dieser vergaß offenbar, die übliche Freistellungserklärung an den Gesamtverein zu übermitteln. Darin erklärt sich der Ligamanager einverstanden, bei finanziellen Problemen für die Fußballabteilung zu haften. Nachdem Vereinsboss Hans-Helmuth Luther diese Erklärung nicht erhielt, meldete er am Dienstag die Mannschaft mit einem Schreiben an den Fußball-Verband aus der Oberliga ab. Der HFV veröffentlichte diese Nachricht am Nachmittag und erklärte das Relegationsspiel zwischen USC Paloma und dem FC Süderelbe am Dienstagabend zum Freundschaftsspiel. Wenige Minuten vor dem Anpfiff dann die Wende: Oststeinbek will nun doch in der Oberliga bleiben, man habe sich im Verein verständigt und „die Differenzen beseitigt“, wie Vorstand Michael Strube es formulierte. Der HFV teilte Paloma und Süderelbe mit, man möge das Spiel nun doch wieder ernst nehmen. Süderelbe siegte 2:1.

Am Mittwoch tagte der Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes, um über diesen einmaligen Vorgang und den Oststeinbeker Rückzug vom Rückzug zu verhandeln. Ergebnis: Der Antrag wird zurückgewiesen, die Abmeldung aus der Oberliga bleibt rechtswirksam. „Die durch diesen Vorgang entstandenen Irritationen bedauert der HFV außerordentlich“, sagte Geschäftsführer Karsten Maschner.

Oststeinbek blieben seit Mittwoch 24 Stunden Zeit, gegen dieses Urteil Widerspruch einzulegen. Ob es dazu kommt, ist unklar, denn Vereinsboss Luther ist bereits im Urlaub. Pokalsieger Paloma will sich in jedem Fall noch nicht über einen möglichen Aufstieg freuen. Das Rückspiel gegen Süderelbe am Freitag findet in jedem Fall statt. Zumindest das ist laut HFV sicher.