Scalas Tatsis begeht seltene Tätlichkeit, Schönteich scherzt mit Protest, Altona zeigt Größe, Bramfeld verhindert historischen Titel.

Wiederholung bitte. Mit viel Humor nahm Dassendorfs Trainer Jan Schönteich im Oberligaspiel gegen Condor den späten Ausgleich zum 2:2 in der 94. Minute hin. Condors Alexander Krohn, kurioserweise bereits in der Hinrunde Schütze des 2:2-Ausgleichs gegen Dassendorf in der 94. Minute, hatte einen ruhenden Ball aus 30 Metern butterweich in den Strafraum geschlagen. An Freund und Feind vorbei flutschte die Kugel ins Tor. „Der Freistoß war doch indirekt. War da überhaupt jemand dran? Das will ich noch mal in Zeitlupe sehen. Protest!“, rief Schönteich auf der Pressekonferenz und erinnerte damit an den abgewiesenen Altonaer Einspruch gegen die Spielwertung des Oddset-Pokalhalbfinalspiels gegen Condor (8:9 n. E.). Der Scherz kam an. Die Condoraner lachten herzlich mit.

Altonas Einsicht. Gar nicht zum Lachen ist dafür Altona 93 zumute. Jedoch beweist der Verein Größe in der Niederlage. In einer offiziellen Stellungnahme übernahm der Vorstand „die volle Verantwortung für den fehlerhaft eingelegten Protest im Zuge des Oddset-Pokalspiels gegen den SC Condor“ und wünschte diesem sowie dem USC Paloma „für das Finale alles Gute“. Altona war vor Gericht an einem Formfehler gescheitert (das Abendblatt berichtete). Eine Mahnung enthielt das Altonaer Schreiben auch: „Es war ein Fehler, der so nicht hätte passieren dürfen, aber – wie manchmal im Leben (siehe Schiri Yilmaz!) eben doch passiert. Wir gestehen diesen Fehler ein – der Schiedsrichter hat es bis heute nicht getan!“ Sportliches Trostpflaster: Der 3:1-Sieg im Oberliga-Spitzenspiel gegen Curslack.

Abschieds-Tweet. Einen stilechten Abgang legte am Wochenende St. Paulis Ex-Profi Michél Mazingu-Dinzey hin. „Der Klassenerhalt mit Club Kosova ist geschafft, und zum Saisonende trete ich als Trainer des Landesligisten zurück“, verkündete der Trainer auf seinem Lieblingsmedium Twitter. Dinzey hatte sich seit Amtsantritt im Oktober geweigert, mit Journalisten im Hamburger Amateurfußball zu sprechen.

„Genau wie sein Vorgänger Thorsten Beyer ist er ein Top-Trainer. Aber er ist zeitlich zu eingespannt, auch in viele soziale Projekte, um bei uns zu bleiben“, kommentierte Kosovas Manager Arton Mazrekaj Dinzeys Rücktritt. Für die neue Saison versprach er, einen Coach zu suchen, der wieder mit der Presse spricht. „Das gehört einfach zum Aufgabengebiet, und so groß ist der Medienrummel ja nicht. Einen weiteren gegenüber den Journalisten schweigenden Trainer würde ich nur verpflichten, wenn ich Pep Guardiola bekomme.“

Historischer Sieg. Einen Eintrag in die Geschichtsbücher als schlechtestes Oberligateam aller Zeiten ohne Saisonsieg verhinderte der Bramfelder SV.

Beim 4:3 gegen Schnelsen, dem ersten Dreier am nunmehr 32. Spieltag, sorgten die Jungs von Hardy Brüning bei den 60 Zuschauern für Herzinfarktgefahr. Der BSV verspielte erst ein 2:0, dann ein 3:2, Letzteres sehr naiv.

Torwart Joschka Grimme verursachte durch zweimaliges Aufnehmen des Balls mit der Hand einen indirekten Freistoß im eigenen Sechzehner. „Und dann stellt er sich nicht vor den Ball, sondern geht brav in seine Kiste zurück“, war der BSV-Vorsitzende Uwe Herzberg noch weit nach Spielende fassungslos. Schnelsen führte den Freistoß sofort aus und traf zum Ausgleich. Doch in der 90. Minute köpfte Michael Löw den Siegtreffer für Bramfeld. „In meinem Alter muss ich mich mit Gefühlsausbrüchen zurückhalten. Daher bin ich nur kurz in die Luft gesprungen und habe ,Juchhu‘ geschrien. Trotzdem ist es schön, endlich mal gewonnen zu haben“, sagte Herzberg.

Lieber Bier. „Ich habe tief einwerfen wollen“, verteidigte sich Abwehrspieler Athanasios Tatsis vom SC Alstertal-Langenhorn nach dem unrühmlichen Höhepunkt des hitzigen Oberliga-Abstiegsknallers gegen SC Vier- und Marschlande. In der Nachspielzeit hatte Tatsis SCVM-Akteur Tim Stegmann aus nächster Nähe einen Einwurf in die tiefere Magengegend geworfen und dafür die Rote Karte gesehen. Bessere Karten im Existenzkampf haben nun Stegmann und Kollegen, denn der SCVM gewann nach 3:0-Führung knapp mit 3:2. „Mit diesem Sieg nehmen wir ordentlich Wind mit und wollen nun den Klassenerhalt klarmachen“, freute sich Philip Siegmund, Torschütze zum 2:0. Die gute Laune der Gäste kam jedoch nicht bei allen Verantwortlichen des SCALA gut an. SCVM-Trainer Olaf Poschmann kam gut gelaunt zu spät zur Pressekonferenz und bestellte sich, auf die Frage von Stadionsprecher Jens Jordan, was er trinken wolle, ein Bier. Jordan fragte angesäuert: „Ist das jetzt Ihr Ernst?“ Und während er das Bier besorgte, grinste Poschmann: „Mir ist heute nicht nach Mineralwasser!“

Prominenter Gast. Zum 125-jährigen Vereinsjubiläum spielt der ETV am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr, Hoheluft, Lokstedter Steindamm 75) gegen den FC St. Pauli. Tickets für die Partie sind im ETV-Sportbüro und an der Abendkasse erhältlich.