Amateurfußball: Trainer Titze freut sich über wertgeschätzte Unentschieden, Mohr lässt keinen durch, Frost vergisst Trikot, Oststeinbek zaubert

Cleverer Pini, frustrierter Labiadh. Eine einleuchtende Erklärung für die großartige Leistung seiner Mannschaft hielt Thomas Meggle nach dem 5:0 seines FC St. Pauli II im Regionalligaduell gegen den SC Victoria bereit. „Es ist immer das Gleiche. Der Gegner hat elf Spieler, mit denen er versucht, 110 mal 90 Meter abzudecken. Meine Jungs erkennen mittlerweile die freien Räume“, führte der Trainer aus. Sein Angreifer Erdogan Pini nutzte gar einen vorteilhaften Raum, den er eigentlich nicht betreten durfte. In der 37. Minute fing Pini einen schlampig ausgeführten Freistoß von Victorias Benjamin Hoose ab und legte Kwasi Wriedt das 2:0 vor. Pini stand bei seinem Lausbubenstück allerdings nur einen Meter neben Hoose. „Wenn Hoose mich anschießt und der Schiedsrichter nicht abpfeift, spiele ich eben weiter", erklärte Pini.

Schluss war dafür schon zwanzig Minuten vor dem Ende für Victorias Mohamed Labiadh und St. Paulis Profi-Leihgabe Florian Mohr. Labiadh beging beim Spielstand von 4:0 für die Kiezkicker eine Tätlichkeit an Lasse Schlüter, nachdem Mohr ihn per Notbremse am Ehrentreffer gehindert hatte. Deshalb gab Labiadh dem Profi in seinem Kommentar eine Mitschuld an den beiden Feldverweisen, übertrieb aber bei der Wahrnehmung des Debakels gehörig. „Wenn es 17:0 für St. Pauli steht, kann mich Florian Mohr ja wohl mal alleine aufs Tor laufen lassen“, fand Labiadh.

Besser aufpassen. Um die Teilnahme an einem Schützenfest brachte sich Pinnebergs Stürmer Artur Frost im Oberligaspiel gegen Meiendorf (6:1). Frost sollte in der 71. Minute eingewechselt werden – und teilte Trainer Michael Fischer mit, sein Trikot in der Kabine vergessen zu haben. So kam Sven Kulicke anstelle von Frost in die Partie. „Die Spieler sind für ihre Trikots verantwortlich. Wenn das einer vergisst, heißt es bei uns: Der Nächste bitte!“, so Fischer resolut.

Abgeschenkt wird nicht. Als Vorbild für alle Teams, für die es angeblich um nichts mehr geht, fungiert zurzeit der Oststeinbeker SV. Beim Oberligaspiel in Schnelsen bot der Tabellenelfte eine eindrucksvolle Show. 1:3 hieß es trotz guter Leistung und mehreren Aluminiumtreffern aus Oststeinbeker Sicht, als Ersatztorwart Rene Peim wegen Reklamierens mit Roter Karte von der Bank verwiesen wurde (62.). „Das war die Wende. Sollte er jedes Spiel machen“, scherzte Co-Trainer Mohed Wadhwa in seiner Analyse. Schließlich folgte eine überragende Aufholjagd des OSV. Joel Gyasi (65., 66.) glich zum 3:3 aus und Mehmet Eren schaffte mit einem Freistoß aus 25 Metern genau in den Winkel den umjubelten Siegtreffer für die Gäste (75.).

„In der Kabine haben mir die Spieler beim Feiern gesagt, sie wollen ab jetzt dreimal die Woche trainieren. Beim Training am vergangen Montag waren wir mit Gastspielern und A-Jugendlichen 34 Mann. Wir sind richtig heiß“, freute sich Wadhwa.

Ansprüche zurückgeschraubt. Seit dem Aufstieg 2006 waren Fans und Mannschaft des Oberligisten TSV Buchholz 08 Höhenluft gewöhnt. Trotz starker Platzierungen gab Trainer Thomas Titze aber stets als Ziel „40 Punkte für den Klassenerhalt" aus – nicht ohne für seine Vorsicht belächelt zu werden.

Nach dem 1:1 gegen Rugenbergen, das Arne Gillich seinem Team in der Nachspielzeit besorgte, zog Titze daher das Positive aus der schwachen Hinrunde: „Dadurch haben mir alle geglaubt. Es ist schön, die Zuschauer dafür sensibilisiert zu haben, dass sie sich wieder über Unentschieden freuen. Es langte ja nicht mal mehr, nur zu gewinnen. Es musste auch hoch und schön sein.“

Nicht schön, aber effktiv verwandelte zuletzt Titzes Sohn und Torhüter Henrik vier Elfmeter. Gegen Rugenbergen verschoss er, machte sich jedoch mehr Gedanken über das Schicksal seines Lieblingsvereins HSV: „Zur Pagelsdorf-Zeit war ich im Abstiegskampf den Tränen nahe. Heute weiß ich nicht, wie sie es hingekriegt haben, dass ich emotionslos vor dem Fernseher sitze.“

Meinungswechsel. Das mit 3:0 für den SV Rugenbergen gewertete Oberligaderby beim FC Elmshorn ist endgültig beendet. Elmshorn hatte die Partie – laut Sport- und Verbandsgericht widerrechtlich – abgesagt und somit die Begegnung am grünen Tisch verloren (Abendblatt berichtete).

Die vom FCE erwogene juristische Verlängerung des Falls fällt nun überraschenderweise aus „Wir werden das Urteil nicht weiter anfechten. Wir sehen zwar nach wie vor das Recht mit Füßen getreten, doch der Vorstand fürchtet eventuelle negative Wirkungen durch den Verband für unseren Verein“, sagte der im Juni abtretende Präsident Helge Melzer. Bisher hatte Melzer eine zivilrechtliche Prüfung des Falles stets als wahrscheinliche Option benannt.

Fortsetzung der Pokalschlacht. Die öffentliche Berufungsverhandlung vor dem Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes über die Wertung des Oddset-Pokalhalbfinals Altona gegen Condor (8:9 n. E.) findet am Mittwoch um 18.15 Uhr an der Jenfelder Allee 70 a-c statt.