Amateurfußball: Trainer Michael Fischer freut sich über Leckereien, Schönteich schmeißt Klamotten weg, Victoria verteidigt, Sportgericht verhandelt

Eine Zukunft ohne Andrea Berg. Der aktuelle Favoritenschreck in der Oberliga Hamburg heißt Buchholz 08. Die Nordheider besiegten am vergangenen Dienstag drei Tage nach ihrem 5:1 gegen den amtierenden Meister FC Elmshorn den Tabellenzweiten Curslack mit 2:1. Eine Vorentscheidung im Titelkampf vertagten die Spieler von Thomas Titze selbst, indem ihnen am Freitag ein kleines Wunder gelang. Durch einen Treffer von Philip Mathies (87.) gewann das Team mit 1:0 in Dassendorf.

„In der Mannschaftsansprache habe ich gesagt, dass sich die Presse überschlagen wird, wenn wir drei Punkte holen“, scherzte Titze nach der Partie. Die zuvor letzte Niederlage in einem Punktspiel kassierte Dassendorf vor 574 Tagen am 28. September 2012 beim 0:3 in Oststeinbek. Für den abergläubischen Jan Schönteich, Trainer des designierten Meisters, hatte der ungewohnte Ausgang der Partie immerhin befreiende Wirkung. „Ich muss nun nicht mehr dieselben Klamotten zu den Spielen tragen. Die Socken und die Turnschuhe werde ich sofort wegschmeißen. Und endlich muss ich nicht mehr die Lieder von Andrea Berg bei der Anfahrt zum Spiel hören.“

Plan aufgegangen. Eine auf den ersten Blick wunderliche Defensivtaktik wählte Victorias Trainer Lutz Göttling im Regionalliga-Stadtderby gegen den HSV II. Trotz eines Rückstands von fünf Punkten auf den rettenden 15. Rang ließ Göttling sein Team Beton anrühren. Das reichte für ein 0:0. „Wir sind in einer unangenehmen Zwittersituation. Unser erstes Ziel ist es, den Abstand auf Eichede auszubauen“, erklärte Göttling. Hält Kiel die dritte Liga und steigt der Meister der Regionalliga Nord in den Entscheidungsspielen gegen einen Vertreter der Regionalliga Südwest auf, würde Victoria der 17. Platz zum Klassenerhalt reichen. Da der aktuelle Tabellenletzte SV Eichede am Sonntag mit 1:2 gegen Rehden verlor, ging Göttlings Plan an diesem Wochenende auf. Glaubt man Torwart Tobias Grubba, sehen die Fans im nächsten Heimspiel gegen den FC St. Pauli II dafür einen offensiveren Auftritt: „Wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Gegen St. Pauli II muss kommenden Freitag ein wenig mehr Risiko her.“

Immerhin schmackhaft. Sehr beliebt auf Pressekonferenzen im Hamburger Amateurfußball sind Kekse in allerlei Form. So vertrieb sich Pinnebergs Trainer Michael Fischer nach der 2:4-Niederlage im Oberligaspiel bei Altona seine Zeit mit einem Keksteller, den die Gastgeber extra für die Gäste bereitgestellt hatten. Da die Altonaer Fraktion um Trainer Oliver Dittberner etwas später zur Pressekonferenz kam, hatte Fischer den Teller fast leergefuttert. Prompt erhielt er von den Gastgebern zusätzlich deren Keksteller.

„Ich wusste, dass der Tag noch etwas Gutes bringt“, freute sich Fischer über das leckere Präsent. Ein Geschenk in Form einer Einsatzgarantie verschaffte er hingegen in Altona zum ersten Mal jenen Spielern, die nächste Saison beim VfL spielen werden. Daher durften Daniel und Luis Diaz nicht ran, die beide unter der Woche verkündet hatten, den Verein zu verlassen. „Bei gleichem Leistungsniveau werden auch in den nächsten Wochen diejenigen spielen, die für die nächste Saison zugesagt haben“, sagte Fischer – und nahm die Niederlage nicht tragisch. „Letzte Saison lag ich um diese Zeit heulend im Bett. Nun sind wir auf einem guten Weg. So schnell geht das.“

Vorentscheidungen. Wieder einmal keine Blöße gab sich der Buxtehuder SV als Spitzenreiter der Landesliga Hansa. Mit 5:1 siegte das Team beim Klub Kosova und steht bei sechs Punkten Vorsprung drei Spieltage vor Saisonschluss vor dem Aufstieg in die Oberliga. „Uns fehlen noch vier Punkte und ich hoffe, vor dem letzten Heimspiel gegen Wilhelmsburg sind wir durch. Die Konkurrenz wollte uns nach der Winterpause eine Krise andichten, aber das ist ihr nicht gelungen“, kommentierte Buxtehuders Trainer René Klawon den 20. Sieg seiner Mannschaft im 27. Spiel.

Wesentlich enger geht es an der Tabellenspitze der Landesliga Hammonia zu. Im Spitzenspiel vollbrachte der USC Paloma gegen den VfL 93 wie schon beim Pokalsieg im Halbfinale gegen den SC Victoria (2:1) eine Energieleistung und hielt trotz langer Unterzahl nach einem Feldverweis für Christoph Wegner (41.) ein 0:0. Zur tragischen Figur auf Seiten des VfL 93 wurde Tore Gersch, der einen Foulelfmeter verschoss (42.) und wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte sah (78.).

Juristisches Nachspiel beginnt. Eine undankbare Aufgabe wird dem HFV-Sportgericht an diesem Dienstag (19.15 Uhr, Jenfelder Allee) zuteil. Unter Vorsitz von Christian Koops wird in erster Instanz der Einspruch von Altona 93 gegen das 8:9 nach Elfmeterschießen im Oddset-Pokalhalbfinale gegen den SC Condor verhandelt. Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye) hatte nach jeweils fünf Schützen dieselben Spieler erneut zum Elfmeter antreten lassen (Abendblatt berichtete). Die Verhandlung ist öffentlich.