Amateurfußball: Lüdemann zieht sich vor Freude aus, Schirosi lupft sich nach Mallorca, Europa erlebt graues Ende, Matchwinner Frost nicht zu benoten

Schirosi ist eingeladen. Seine Extraklasse, garniert mit einem Schuss Wahnsinn, stellte Hamm Uniteds Alessandro Schirosi beim 5:1 in der Landesliga Hansa gegen den MSV Hamburg unter Beweis. Seinen Hattrick in der ersten Halbzeit vollendete der Supertechniker mit einem gelupften Foulelfmeter in die Mitte des Gästetores – und jubelte mit ausgebreiteten Armen wie ein Düsenflieger. „Er feiert, dass er jetzt umsonst nach Mallorca fliegt. Ich fasse es nicht“, sagte Hamms Präsident Jörn Heinmann am Spielfeldrand.

Direkt nach dem 4:1 gegen Lohbrügge im letzten Heimspiel, bei dem Mitspieler Oliver Kunkel einen Strafstoß vergab, hatte Schirosi das freche Traumtor vom Punkt exakt so angekündigt. „Wenn du wirklich so einen Elfer reinmachst, kriegst du einen Freiflug nach Mallorca“ hatte ihm Präsident Heinemann geantwortet. Nun muss er zahlen. „Ich habe gedacht, er hätte das längst vergessen. Plötzlich macht er das wirklich“, staunte Heinemann. „Mein Wort werde ich natürlich halten. Beim Mannschaftsausflug nach Mallorca im Sommer ist Alessandro eingeladen.“

Edler Urbanski. Einen ungewöhnlichen Spielabbruch verfügte Schiedsrichter Enis Mejahdi (Schnelsen) bei der Partie SC Europa gegen TuS Aumühle in der Bezirksliga Ost. „Drei Minuten vor dem Abpfiff sagte ihm ein Linienrichter, er könne die Eckfahne auf der anderen Seite aufgrund des Nebels nicht mehr sehen und somit die Abseitssituationen nicht mehr korrekt bewerten“, erklärte Europas Vorsitzender Osman Talu. Die Europäer führten zu diesem Zeitpunkt gegen die favorisierten Gäste mit 3:2 und befanden sich nach einem Platzverweis für Aumühle in Überzahl. „Natürlich akzeptieren wir die Entscheidung des Schiedsrichters. Trotzdem hoffen wir, dass das Spiel nicht wiederholt wird“, sagte Talu. „Man hätte wirklich nicht abbrechen müssen.“

Unterstützung erhielt Talu ausgerechnet von Aumühles Liga-Obmann Jürgen Urbanski. „Der Schiedsrichter konnte komplett über den Platz schauen. Nur für die Linienrichter war die Sicht behindert. Die paar Minuten hätten wir ruhig noch spielen können. Wir waren alle überrascht“, sagte Urbanski und zeigte sich sportsmännisch: „Europa hätte den Sieg verdient gehabt. Sie tun mir leid. Man sollte im Leben immer fair bleiben. Auch beim Sport.“

Frostige Worte. Einen seiner Ansicht nach eisigen Empfang konterte Rugenbergens Ex-Stürmer Artur Frost auf seine Weise. Innerhalb von sechzehn Minuten (7., 15., 23.) schoss Frost seinen Ex-Klub ab – und den VfL-Pinneberg im Oberliga-Auswärtsderby in Bönningstedt zu einem 3:0. „Manche Kollegen hier können mir nicht mehr in die Augen gucken. Der Rugenbergener Trainer Ralf Palapies hat mich nicht einmal gegrüßt“, sagte Frost nach seiner Gala.

„Ich habe allen meinen Ex-Spielern die Hand gegeben. Nur ihm nicht, weil er mir nicht über den Weg lief. Er ist ein erwachsener Mann und soll sich einfach über seine Tore freuen“, sagte Palapies. Zunächst muss Frost sich aber mit seinem jetzigen Trainer Michael Fischer auseinandersetzen, der keine Lobrede halten wollte: „In der zweiten Halbzeit war Artur nicht mehr präsent. Weiß gar nicht, welche Note ich ihm geben soll. Vielleicht eine zwei bis fünf.“

Böse wird böse. Den Ausgang des Oberliga-Spitzenspiels Condor gegen Curslack wird Condors Außenverteidiger Lars Lüdemann so schnell nicht vergessen. Er erzielte nicht nur das 1:1, sondern auch den umjubelten 3:2-Siegtreffer in der Nachspielzeit. „Der Trainer hat gesagt, dass das Team mit dem stärkeren Willen gewinnt. Dass ich den Willen hatte, das hat man wohl gesehen. Ich wollte das Tor unbedingt machen“, sagte Lüdemann über seinen Last-Minute-Treffer mit der Schuhsohle, nach dem er sich im Jubellauf das Trikot vom Leib riss. „Ich hatte noch kein Gelb kassiert, also habe ich das gemacht. Es war die schönste Gelbe Karte meiner Karriere“ so der 24-Jährige lachend.

Bei Curslack wurden hingegen Spannungen in der Mannschaft deutlich. Nach der Partie warf Torhüter Frederic Böse Mitspieler Marcel von Hacht vor, den Freistoß vor dem 2:3 verursacht zu haben. Von Hacht konterte, dass drei Standardsituationen zu Toren geführt hätten – da solle der Keeper mal drüber nachdenken. Danach ging Böse auf seinen Mitspieler los, wurde aber von Spielern des SC Condor zurückgehalten. Trainer Torsten Henke reagierte gewohnt ruhig: „Freddy ist ein Heißsporn, und drei Tore über Standardsituationen sind sicher frustrierend. Ich bewerte das nicht über.“ Henke selbst wurde während des Spiels von eigenen Spielern ziemlich respektlos behandelt („Halt den Sabbel da draußen“), will sich aber der Situation stellen: „Es ist meine Aufgabe, die Probleme zu lösen.“

Geile Sache. Starke Leistungen boten drei Hamburger Regionalligsten. St. Pauli II besiegte Goslar 2:1, Victoria holte in Neumünster ein 1:1. Norderstedt siegte beim HSV II 1:0. Björn Nadler versetzte Profi Jonathan Tah in der 86. Minute, traf zum Endstand des Hinspiels und machte Trainer Thomas Seeliger glücklich: „Zweimal HSV II, zweimal 1:0, geile Sache.“