Amateurfußball: SCVM-Trainer verärgert über Schiedsrichterbeleidigung, Martens beklagt Schlamperei, Kindler irritiert Dittberners Schweigen

Witzfiguren. Mit einer Mischung aus Spielern der ersten und zweiten Mannschaft, der Alten Herren und der A-Jugend bestritt Hansa-Landesligaclub VfL Lohbrügge sein Auswärtsspiel bei Hamm United. „Wir sind als verbliebener Gesamtverein Lohbrügge aufgetreten“, nahm Trainer Peter Martens das 1:4 mit Galgenhumor. Dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn hatte der Hamburger Fußball-Verband (HFV) dem VfL eine sofortige Sperre für zehn Spieler der zweiten und acht Spieler der ersten Mannschaft mitgeteilt. Eine durch den HFV gesetzte Frist für die Einreichung von Unterlagen im Rahmen einer Passprüfung hatte Lohbrügge verschlafen. Die zweite Mannschaft musste ihr Spiel in der Bezirksliga Ost daraufhin kurzfristig absagen. Martens stellte sein Team, das sich achtbar schlug, am Telefon zusammen – und wurde später mehr als deutlich: „Ein solches Auftreten ist katastrophal für unsere Außendarstellung. Wir haben uns zu Witzfiguren im Hamburger Amateurfußball gemacht. Ich hoffe, bis zum Spiel gegen Concordia sind die notwendigen Unterlagen beim Verband.“

Lieber Rad fahren. Eine kuriose Außendarstellung auf der Torhüterposition bot Oberligist Altona 93 im Auswärtsspiel beim SC Condor. Überraschend stand beim Anpfiff Ersatzkeeper Fabiano Curia im Kasten. Die eigentlich unangefochtene Nummer eins, Marcel Kindler, löste den verletzten Curia zur Pause ab. Kindler glänzte mit starken Paraden in Serie. Dennoch verlor Altona mit 0:2. „Ich habe keine Ahnung, warum ich nicht von Beginn an gespielt habe. Ich kenne Trainer Oliver Dittberner seit 15 Jahren. Er spricht nicht mit mir darüber. Vielleicht erfahrt ihr ja auf der Pressekonferenz etwas“, sagte der ob seiner Degradierung irritierte Kindler.

Dittberner blieb der Pressekonferenz jedoch fern. „Er sitzt schon auf dem Fahrrad und hat mir gesagt, er kommt nicht rein“, teilte Condors Liga-Manager Matthias Bub den wartenden Journalisten mit. „Wahre Größe zeigt sich sicher anders.“

Wurde immer besser. Einen dramatischen Einstand feierten bei der Oberligapartie zwischen Blankenese und Niendorf gleich drei Trainer. Aufseiten der Gastgeber zitterte der neue Coach Daniel Lopez in der 81. Minute vor allem mit seinem Elfmeterschützen Timo Wieckhoff. Dreimal ließ Schiedsrichter Thomas Bauer Wieckhoff beim Stand von 1:2 vom Punkt antreten, da bei den ersten beiden Versuchen Spieler vor der Ausführung in den Strafraum gelaufen waren. Wieckhoff traf dreimal.

„Timo ist kalt wie eine Hundeschnauze. Der Schiedsrichter handelte regelkonform. Andererseits waren alle Schüsse sofort drin und bei genauer Regelauslegung würden jedes Wochenende 100 Elfmeter wiederholt“, sagte Blankeneses Trainer Lopez. Niendorfs neues Trainerteam mit Bastian Reinhardt und Frank Hüllmann durfte sich trotz des Elfmeterdramas dennoch über drei Punkte freuen. Malte Wilhelm erzielte mit einem Sonntagsschuss in der Schlussminute das 3:2.

„Ich habe die Oberliga Hamburg wirklich sehr vermisst“, sagte NTSV-Trainer Hüllmann. Eine Erklärung für die Nervenstärke von Blankeneses Wieckhoff hatte er sogleich parat. „Jeder Elfmeter war noch besser platziert. Das muss daran gelegen haben, dass er sich einschießen konnte.“

Erst Abseits, dann raus. Mit einem Paukenschlag begann das Spiel des SC Vier- und Marschlande bei Germania Schnelsen. Pechvogel Patrick Westermann hatte bei einem Klärungsversuch seinen Gegenspieler Kevin Heitbrock angeschossen, und von da gelangte der Ball auf direktem Wege ins Tor. „Wir haben sieben Wochen eine gute Vorbereitung gehabt. Da kommt man mit einer ganz anderen Erwartungshaltung hierher. Diese Aktion war ein Sinnbild für unsere erste Hälfte“, schimpfte SCVM-Trainer Olaf Poschmann.

Doch es kam noch schlimmer: In der 79. Minute, nur zwei Minuten nachdem der SCVM auf 1:2 verkürzt hatte, wurde Florian Müller-Leitloff wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen. Der Außenverteidiger war mit der Entscheidung nicht einverstanden und gab Schiedsrichter Sebastian Born zu verstehen, er sei ein „Blindfisch“. Die Konsequenz: Glatt Rot! Die Oberligapartie endete schließlich 3:1 für Schnelsen, und Poschmann war sauer. „Dass man die Mannschaft da so schwächt, das lasse ich mir nicht gefallen. Das wird eine interne Strafe geben. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Das gehört sich nicht. Das darf ihm auch nicht rausrutschen.“

Interessanter Vergleich. Mit Eric-Agyemang-Festspielen eröffnete Oberliga-Spitzenreiter Dassendorf sein neues Fußballjahr. Beim 5:2 gegen Verfolger Pinneberg gelang dem früheren Profi ein Hattrick. „Unsere erste Halbzeit war großartig. Mich ärgern aber die zwei Gegentore kolossal“, sagte Trainer Jan Schönteich. Genau über diese Kopfballtreffer seiner Elf gegen die Dassendorfer Hünen freute sich Pinnebergs Trainer Michael Fischer: „Das ist so, als wenn St. Pauli nächstes Jahr die Champions-League gewinnt.“