Amateurfußball: Dassendorf ohne Sehnsucht nach Rang fünf, Victoria siegt, Bruns spendiert Pizza, SCALA distanziert sich von mysteriösen Experten

Keine Absicht. Ein gewaltiges sportliches Ausrufezeichen setzte Regionalligist SC Victoria beim überraschenden 3:1-Auswärtssieg in Goslar. Benjamin Bambur (13.), David Eybächer (22.) und Robert Subasic (90.+4) mit einem Schuss von der Mittellinie ins vom mitstürmenden Goslarer Torwart Marc Brosius verlassene Gehäuse stellten den Erfolg sicher. Für Goslar traf der frühere St. Paulianer Nils Pichinot (69.). „Das war ein erster Schritt nach vorne“, sagte Trainer Lutz Göttling.

Der Rückstand aufs rettende Ufer könnte sich zudem am Grünen Tisch verkürzen. Die Fifa-Disziplinarkomission verfügte nach einer Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS den Zwangsabstieg für Staffelkonkurrent SV Wilhelmshaven. Der SVW weigert sich seit 2007, den argentinischen Klubs Atletico River Plate und Atletico Excursionistas eine Ausbildungsentschädigung von 150.000 Euro für Ex-Spieler Sergio Sagarzazu zu zahlen. Bei einer Annullierung der Wilhelmshavener Spiele durch den Norddeutschen Fußball-Verband würden vor allem Victoria und Meppen profitieren, die gegen die Jadestädter unterlagen. Ein ähnliches Szenario verhalf Victoria bei Oberneulands Insolvenz im Mai zum Klassenerhalt. „Wir verlieren natürlich nicht absichtlich gegen Gegner, deren Spiele später nicht mehr gelten“, sagte Göttling. „Wenn es so kommt, wirft das leider wieder ein schlechtes Licht auf die Regionalliga Nord.“

Leckere Siegprämie. Negativ betroffen von einer Nichtwertung der Wilhelmshavener Partien wären indes die übrigen drei Hamburger Regionalligisten. Norderstedt und der HSV II würden je einen Zähler, St. Pauli II gar drei Punkte verlieren. „Das wäre traurig, denn es würden Mannschaften bestraft, die nichts dafür können“, sagte St. Paulis Liga-Obmann Hermann Klauck. Bei der Rückkehr von Publikumsliebling Florian Bruns gingen zudem die Punkte an die Gäste. St. Pauli II verlor unglücklich mit 1:2 gegen Werder Bremen II.

„Ich bin froh, dass das Spiel nicht am Millerntor war. Gegen St. Pauli zu spielen, ist ein komisches Gefühl“, erklärte Bruns und freute sich „auf eine große Pizza. Die habe ich den Jungs als Siegprämie versprochen.“ Seine Torvorlage zum 2:1 kommentierte Bruns augenzwinkernd: „Ich kann es noch.“ Der Treffer war umstritten, da Schiedsrichter Henrik Bramlage das Spiel sofort nach einem Wechsel St. Paulis freigab. Bremens Onel Hernandez war beim Abpfiff trotzdem traurig. Er spurtete mit dem Ball aufs leere Tor zu…

Welche Experten? Eine merkwürdige Pressemitteilung zur Trennung von ihrem Trainergespann Oliver Kral und Kai Windscheid verschickte am Abend vor dem Auswärtsspiel beim SCVM Oberligist SC Alstertal-Langenhorn.

Der Verein stellte fest, es habe „zu keiner Zeit einen Grund“ gegeben, „an der Qualifikation der Trainer und deren Kompetenz zu zweifeln“ und distanzierte sich „von allen anderen Spekulationen und Meinungen einiger selbst ernannter Experten“.

Wer die „selbst ernannten Experten“ sind, lässt das kurze Schreiben aber offen. SCALAs Team hatte den Trainerwechsel durch einen Brief an den Vorstand eingeleitet, in dem Kral auch fachliche Mängel vorgehalten wurden. Für seinen Nachfolger Nico Peters lief in dessen zweiten Spiel dann alles wie am Schnürchen. Beim SCVM gelang ein überraschender 3:1-Erfolg. „Ich bin erleichtert und hoffe, wir haben bald wieder Ruhe im Verein“, sagte SCALAs Spartenleiter Helmut Kammradt.

Früh übt sich. Dassendorfs Spieler mussten Sonntag zeitig aufstehen: Um 8 Uhr ließ Trainer Jan Schönteich sein Team auf den Grandplätzen des TSV Wandsetal an der Friedsrichshöh trainieren. Grund war das Oberliga-Spitzenspiel um 10:45 Uhr bei Condor. „Das sind nicht unsere Bedingungen. Einen Grandplatz kennen wir nicht“, erklärte Schönteich. Nach dem 2:2 ist dem ungeschlagenen Tabellenführer die Herbstmeisterschaft kaum zu nehmen. Das Saisonziel oberes Drittel will der Coach nach wie vor nicht korrigieren – dachte aber an die Journalisten, die ihn seit Wochen mit Fragen nach dem Titel löchern: „Ein Bonbon habe ich noch: Es ist nicht unser Ziel, möglichst schnell auf Platz fünf zu kommen.“

Polizeieinsatz. Nach dem Oberligaspiel zwischen Barmbek und Elmshorn (2:2) ist es zu Auseinandersetzungen gekommen. „Circa 20 Gästefans wurden handgreiflich gegen unser Sicherheitspersonal“, sagte Barmbeks Präsident Frank Meyer. Barmbeks Sicherheitsbeauftragter Kai Harries wurde verletzt. „Die Polizei kam mit fünf Streifenwagen. Ich habe den Eindruck, in Elmshorn will mancher das Problem mit diesen Fans nicht wahr haben“, sagte Meyer.

Guter Spruch. In der Landesliga Hammonia sicherte sich Uetersen trotz fünfzigminütiger Unterzahl mit einem 1:0 bei Paloma den Herbsttitel. Dies animierte Trainer Peter Ehlers zum Spruch des Tages: „Letzte Saison waren wir auch Herbstmeister. Wegen des Winters erst im April.“