Amateurfußball: Trainer Brüning will nicht Letzter werden, SC-Victoria-Trainer Göttling kennt seinen Shakespeare und sucht einen Stürmer, Demuth war gar kein Wirt, Schäfke liest wieder Zeitung.

Jubelübungen. Einige schöne Varianten im ausgelassenen Feiern wichtiger Tore bot Hammonia-Landesligaclub HEBC bei seinem 4:2 im Kellerduell gegen den SV Lurup. Nach dem 2:2 (74.) herzte sich Cem Müller mit einem auf den Platz gelaufenen Ersatzspieler, im Anschluss an das 3:2 von Mike Pegel (84.) lief gleich die ganze Ersatzbank inklusive des sonst stoischen Trainers Alexander Schäfke auf den Platz.

Zum krönenden Abschluss des emotionalen Hochgenusses avancierte die Jubelarie beim 4:2 in der Nachspielzeit, als es sogar einige Zuschauer vor Freude nicht mehr an der Seitenlinie hielt. Athanasisos Ryziotis erzielte den Treffer mit einem Befreiungsschlag aus 85 Metern. Er knallte den rollenden Ball dabei tief aus der eigenen Hälfte auf Brusthöhe nach vorne, vorbei am verduzten Luruper Keeper Dennis Kubowski ins Netz. „Natürlich war das nicht geplant. Ich hatte Glück“, sagte Ryziotis, während Schäfke sich schon auf die Morgenlektüre freute. „Jetzt sind wir nicht mehr Letzter. Ich habe den Jungs vorher gesagt, wir müssen unbedingt gewinnen. Wenn du immer ganz unten stehst, machst du irgendwann die Zeitung nicht mehr auf.“

Einmal Torgefahr, bitte. Weiterhin auf dem Weg in die Oberliga befindet sich Regionalligist SC Victoria. Beim 0:2 gegen den FC St. Pauli II mussten sich die Spieler des Tabellenletzten erneut Kritik ihrer Fans gefallen lassen. „Wir wachen auf, wenn ihr aufwacht“, stand auf einem Plakat im Fanblock zu lesen.

Trainer Lutz Göttling, dessen Team erst neun Treffer erzielt und sieben Punkte eingefahren hat, bewies beim Kommentar zu den Halbchancen seiner Mannschaft literarische Qualitäten. In bester Mischung aus Shakespeares Drama Richard III. und den fußballerischen Erfordernissen des Vereins bot er „ein Königreich für einen Stürmer, der solche halben Dinger ins Tor schießt“.

War gar nicht da. Das ungewohnte Gefühl eines Sieges durfte Hansa-Landesligist Bergedorf 85 beim 2:1 in Rahlstedt auskosten. Wie bei den „Elstern“ üblich, war das Spiel nicht das einzige Thema des Tages. „Wer für ein paar hundert Euro im Winter gehen will, kann gehen“, sagte Teammanager Hakan Karadiken, der nach dem Rücktritt von Trainer Dietmar Demuth sein Debüt auf der Trainerbank gab. Bergedorf zahlt bis Jahresende seinen Spielern keine Gehälter mehr (das Abendblatt berichtete). Gar nicht so richtig da war laut Karadiken Ex-Coach Demuth – zumindest als Pächter der Vereinsgaststätte „Kick-Sportsbar“.

„Er hat nach meinen Kentnissen nie einen Gewerbeschein beantragt. Somit war er offiziell nicht der Pächter und Betreiber“, erklärte Karadiken. Demuth hatte in der vergangenen Woche erklärt, er wisse noch nicht, was aus der „Kick-Sportsbar“ wird.

Deutliche Ansagen.Vor Spielbeginn tönte lautstark die Stimme von Trainer Olaf Poschmann aus der Kabine des SCVM. Der Oberligist hatte zuletzt 0:8 gegen Oststeinbek verloren. Poschmanns Ansage half: Der SCVM siegte 5:0. „Entscheidend war, dass wir eine Reaktion zeigen. Wir hätten diesmal 8:0 gewinnen können, aber ein 1:0 hätte mir auch gereicht“, sagte Poschmann. Sportlich auf dem absteigenden Ast befindet sich derweil Bramfeld. „Wir gucken nur noch nach unten, dass wir nicht Letzter werden. Warum sollen wir nach vorne gucken? Es bringt ja derzeit nichts“, sagte Trainer Hardy Brüning. Der Klub zog gegen den SCVM extra an den Gropiusring um, doch auch die gewohnte Trainingsumgebung half nicht. Übrigens auch nicht Mirko Schulz. Er folg zum vierten Mal in dieser Spielzeit vom Platz.

Bramfelds Videobeweis. Gute Chancen auf einen Freispruch seines Verteidigers Karl Bogucki rechnet sich der Bramfelder SV dafür dank modernster Technik vor dem HFV-Sportgericht aus. Bogucki flog beim 0:3 gegen den Niendorfer TSV am 12. Spieltag mit einer Roten Karte wegen groben Foulspiels vom Platz – und saß die Sperre von einem Spiel für dieses Vergehen beim 0:3 in Curslack ab. Am vergangenen Mittwoch musste der 20-Jährige trotzdem vor dem Sportgericht antreten. Verhandelt wurde über eine weitere Sperre, da Schiedsrichter Thomas Bauer (Rahlstedter SC) in seinem Spielbericht anführte, Bogucki habe ihn am Arm gestoßen. Die Bramfelder Delegation führte zur Widerlegung des Vorwurfs ein Video der entsprechenden Szene vor. Auf ihm ist die von Bauer behauptete Regelwidrigkeit nicht zu erkennen.

Ungewöhnlich: Bogucki wurde noch nicht freigesprochen. Das Sportgericht vertagte sich auf den kommenden Mittwoch. Bauer, bei der Verhandlung nicht zugegen, soll Gelegenheit erhalten, sich zu äußern. Kommt es zum Freispruch, darf sich Bogucki beim Vater des Bramfelder Torwarts Patrick Tabor bedanken. Er filmt jedes Spiel seines Sohnes und stellt die Videos dem Bramfelder Trainer Hardy Brüning stets zur Spielanalyse zur Verfügung.

Pokalfieber. Das Achtelfinale des Oddset-Pokals wird heute in der Sendung „Rasant“ (Hamburg 1, 20.15 Uhr) ausgelost.