Amateurfußball: Anhänger schmähen Team nach frühem Gegentreffer, Eggert erleidet böse Verletzungen, Studienrat Fincke fliegt, Kurczynski will weg

Schicksalsschlag mit Verspätung. Ein dramatischer Unfall überschattete die Oberligapartie zwischen Blankenese und Elmshorn (0:5), die der fünffache Elmshorner Torschütze Aytac Erman mit seiner Gala entschied. Bei einer Rettungsaktion in der 21. Minute knallte der Elmshorner Pascal Eggert mit dem Kopf gegen eine Eisenstrebe des Begrenzungszauns. Dabei zog er sich einen Jochbein-, Augenhöhlen- und Kiefernhöhlenbruch sowie drei Platzwunden im Gesicht zu. Die Partie musste für 20 Minuten unterbrochen werden. „Ein Sanitäter aus dem herbeigerufenen Krankenwagen ging sehr langsam zu Eggert. Es dauerte viel zu lange, bis der Wagen über den Platz fahren durfte. Von Blankeneser Seite gab es minutenlange Rechtsbelehrungen, wer im Falle eines Schadens am Platz verantwortlich sei“, verteidigte Elmshorns Teammanager Eugen Igel wütende Reaktionen seines Trainers Achim Hollerieth bezüglich der Wartezeit.

Der Ex-St.-Pauli-Keeper bedankte sich dafür ausdrücklich bei Blankeneses Spieler Mingu Ruge. Ruge schreibt gerade seine Doktorarbeit im Medizinstudium und übernahm Eggerts Erstversorgung. „Letzte Woche gegen Buchholz musste Pascal mit Verdacht auf Fußbruch raus. Er war so glücklich, als es Entwarnung gab. Jetzt passiert ihm so etwas. Mir tut der arme Junge unglaublich leid“, sagte Igel.

Chef folgt Co-Trainer.Nach dem Sieg im Oberliga-Topspiel gegen Altona (2:1) zeigte Pinnebergs Trainer Michael Fischer auf der Pressekonferenz seine Gefühle. „Vor fünf Monaten wollten sie uns hier auseinanderdividieren, und jetzt sind wir Zweiter“, sagte Fischer und musste kurz schlucken. Die massiven Probleme mit Ex-Spielern sind längst Geschichte – auch dank Fischers goldenem Händchen. Er brachte Luis Diaz in der 68. Minute. Dieser traf doppelt (72., 82.) per Hacke und Abstauber.

„Ich übe das im Training und nun kann man sagen, mein Hackentor war Glück oder Können“, war sich Dias über seine Torjägerqualitäten nach Spielschluss nicht ganz klar.

Statt drei Punkten in der Tabelle zwei Verweise von der Bank fing sich das Altonaer Trainergespann ein. Co-Trainer Andree Fincke antwortete Schiedsrichter Jens Braun (NTSV) auf die Frage, ob er ihn verstanden habe mit den Worten: „Ich bin Studienrat.“

Braun interpretierte diese Entgegnung wohl als Affront und schickte Fincke hinter die Bande. Cheftrainer Oliver Dittberner folgte wenig später. „Ich weiß gar nicht, warum ich runter geschickt wurde“, rätselte Dittberner. Vermutlich lag es an seinen „sportlichen“ Qualitäten. Aus Frust über eine Schiedsrichterentscheidung schoss Dittberner ein Begrenzungshütchen seiner Coachingzone mit Vollspann elegant über die Trainerbank.

Schon wieder weg? Auf dem Weg zum Ex-Curslacker befindet sich nach eigener Aussage Kristof Kurczynski. Mit seinen Treffern sieben und acht in den letzten drei Spielen sowie der Vorlage zu Marcel von Hachts 2:0 besorgte Kurczynski fast im Alleingang das 3:0 im Oberligaspiel gegen Bramfeld.

„2014 würde ich meine Tore gerne woanders schießen“, erklärte der Goalgetter daraufhin und sorgte für Spekulationen über einen Wechsel in der Winterpause. Trainer Torsten Henke verwies auf den bis Saisonende laufenden Vertrag. „Wir wollen ihn behalten. Außerdem würde es Kristof gut tun, wenn er mal konstant eine Saison bei einem Verein durchspielt“, sagte Henke.

Göttling enttäuscht. Victoria-Trainer Lutz Göttling fand es „zum Kotzen“. Wieder hatte sein Team in den ersten Minuten einen Gegentreffer hinnehmen müssen: Im Hamburger Regionalliga-Derby beim HSV II traf Dennis Bergmann in der ersten Spielminute. „Nur noch neun!“ und „Ihr macht euch lächerlich“ schallte es danach von der Tribüne, doch es waren keine HSV-Fans die die Gäste verspotteten, sondern die eigenen mitgereisten Victoria-Fans. „Dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Göttling nach dem Spiel. „Wenn man Tabellenletzter ist, dann sind Umfeld, Trainer und Mannschaft unzufrieden. Wir versuchen alles aus der Mannschaft rauszuholen, aber ich kann nicht zaubern. Wenn ich das könnte, hätten wir ein paar Punkte mehr.“

Jakob Sachs hatte in der ersten Hälfte gute Möglichkeiten, für Victoria ein Tor zu erzielen, doch er vergab mehrfach. Für ihn kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: „Wir müssen weiter positiv denken, auch wenn man sich fragt, wo das Positive noch ist.“

Mal ganz anders. Eine ungewöhnliche Fußball-Demonstration bot der Oststeinbeker SV im Oberligaduell beim SC Vier- und Marschlande. Beim 8:0 (2:0) spielten die Mannen von Trainer Stefan Kohfahl den SCVM nach der Pause schwindelig. „Die Jungs haben wunderbar uneigennützig gespielt“, freute sich Kohfahl über den Auftritt seiner in der Chancenverwertung manchmal zum Egoismus tendierenden Mannschaft. SCVM-Coach Olaf Poschmann fand klare Worte: „So hoch darf man nicht verlieren. So etwas ist Einstellungs- und Charaktersache.“