Amateurfußball: Blankeneses Trainer Mitteregger setzt auf Entwicklung, Bambur erstochert Tor für Jahresrückblick, Zillers Grübeln auf A 23 ist vorbei

Bloß nicht ausrutschen. Durch ein Slapstick-Tor von Benjamin Bambur hat Regionalligist SC Victoria seinen ersten Saisonsieg eingefahren. In einem grausam anzusehenden Fußballspiel gegen die von Ex-St.-Pauli-Spieler Henning Bürger trainierte U23 der Braunschweiger Eintracht passte Victorias Sergej Schulz in der 56. Minute den Ball an die Strafraumkante zum Braunschweiger Keeper Marcel Engelhardt. Dieser konnte den Fehlpass aber nicht aufnehmen, da er sich mit seinem Kapitän Christopher Nachtwey verhakte, und der Ball somit sekundenlang frei zwischen beiden Spielern lag.

Victorias Bambur lief zum Tatort, stocherte den Ball durch Engelhardts Beine, marschierte damit aufs verlassene Braunschweiger Tor vor der eigenen Fankurve zu und lochte ein. „Das sah komisch aus, was die beiden da gemacht haben. Ich habe gedacht, jetzt bloß nicht hinfallen“, beschrieb Bambur seine kurze Angst vor der Blamage, die Kugel am leeren Tor vorbei zu schieben. Uneingeschränkt genießen konnte der 22-Jährige seinen Treffer leider nicht. Nach einer angeblichen Tätlichkeit flog Bambur in der 74. Minute mit der Roten Karte vom Platz.

Gedanken auf der Autobahn. Den kompletten Abflug von der Hoheluft vollzog schon vor der Partie Mittelfeldspieler Patrick Ziller. Erst zu Saisonbeginn vom FC Elmshorn zu Victoria gewechselt, vollzog Ziller nun die Rolle rückwärts und kickt wieder beim FCE.

„Ihm war der Aufwand zu hoch, viermal in der Woche fürs Training an die Hoheluft zu fahren. Sowohl privat als auch beruflich ließ sich das für ihn nicht stemmen“, sagte Victorias Manager Ronald Lotz. Gegen die Kritik, Ziller hätte sich den Aufwand vorher denken können, nahm er den Spieler in Schutz: „Das eine ist die Euphorie, zu Saisonbeginn zu einem Regionalligisten zu wechseln, und das andere sind die Gedanken, die man hat, wenn man ständig auf der A 23 im Stau steht.“ Beim Oberligaspiel der Elmshorner in Rugenbergen wurde Ziller schon wieder eingesetzt. Sein Debüt beim alten Team verlief noch ausbaufähig. Meister Elmshorn verlor mit 1:4 und wartet weiter auf den ersten Saisonsieg.

Der Nachwuchs gewinnt. Erfolgreiche Auswärtsfahrten unternahmen die zweiten Mannschaften der Hamburger Profivereine am Wochenende. In einem turbulenten Regionalligaspiel bei Hannover II machte der erst 19-jährige Laurynas Kulikas für St. Pauli II mit seinen Saisontreffern zwei und drei auf sich aufmerksam. Er hatte wesentlichen Anteil am 4:3-Erfolg der Mannschaft von Thomas Meggle.

Ein Ex-St. Paulianer gab indes sein Debüt als HSV-Kapitän beim Regionalligaspiel des HSV II in Neumünster: Fabio Morena. Bei seinem ersten Auftritt mit der Raute auf der Brust siegte der HSV II mit 3:1. „Fabio hat sich körperlich fit präsentiert und gut gespielt“, lobte Trainer Rodolfo Cardoso. Das entscheidende 3:1 für die Hamburger erzielte der zum Verkauf stehende Robert Tesche. Eintracht Norderstedt bleibt hingegen weiter sieglos, unterlag bei Wolfsburg II mit 0:2.

Die Sieglosen entwickeln sich. Am Sonnabend saß der ehemalige HSV-Profi Vahid Hashemian bei „Matz-Ab-Live“ und musste die Niederlage des HSV analysieren. Er war ganz und gar nicht zufrieden. Auch am Sonntag schüttelte er den Kopf – diesmal aber zur Leistung seines Niendorfer TSV im Oberligaspiel gegen die bis dato punktlose SV Blankenese: „Das war heute nicht so gut. Ich kann überhaupt nicht zufrieden sein.“

Tim Heysen (22.) hatte seine Elf in Führung geköpft, Ex-Niendorfer Felix Niebuhr an alter Wirkungsstätte ausgeglichen (38.) und damit den Blankenesern den ersten Punkt beschert. Für Trainer Dennis Mitteregger war dieser Zähler dennoch nicht so wichtig: „Ergebnisse sind am Anfang eher weniger wert. Wichtiger ist, dass man einen Schritt nach vorne sieht.“

Eine positive Entwicklung sieht auch Hashemian bei seiner Elf, kündigte jedoch gleich an, dass die Mannschaft weiter hart arbeiten muss: „Wir werden von Woche zu Woche besser. Wir müssen aber noch viel trainieren.“

Bitte nichts ändern.Wie im Rausch kickt sich derweil der HSV Barmbek-Uhlenhorst durch die Oberliga. Einem 4:1 gegen Bramfeld ließ das Team ein 7:1 bei Aufsteiger SC Alstertal-Langenhorn folgen. Erneut im Mittelpunkt beim jetzigen Tabellenzweiten standen der sichere Elfmeterschütze Markus Schwoy und Top-Talent Adrian Sousa, der dreimal einnetzte. „Markus ist absolut mit sich im Reinen und ein echter Führungsspieler bei uns“, sagte Barmbeks Trainer Frank Pieper.

Die bisherigen Ergebnisse wolle er allerdings nicht überbewerten, da zwei der drei Gegner Aufsteiger gewesen seien. Für Sousa, 19, hatte er jedoch einen speziellen Rat auf Lager. „Ich habe mit ihm gesprochen und ihm erklärt, warum er die Tore macht. Ich habe ihm gesagt, er soll jetzt ja nicht denken, er müsse mal andere Tricks zeigen. Es reicht mir völlig, wenn Adrian das macht, was er kann.“