Amateurfußball: Aufsteiger macht Oberliga-Titel perfekt und will das Double, Otte ist sparsam, Stello hoffnungsvoll, Huremovic immer einsetzbar

Elmshorn ist Meister. Mit dem Schlusspfiff war es so weit: Zwei Bierduschen aus zwei großen Weißbiergläsern bekam FC-Elmshorn-Trainer Achim Hollerieth von seinen Spielern Torben Reibe und Jan Lüneburg verabreicht. Zu dem Zeitpunkt hatte der Coach das Meister-T-Shirt schon an und gab zu Protokoll, dass er mit den Bierduschen gar nicht gerechnet hatte. In einem überragenden Spiel seiner Mannschaft gelang ein 4:1-Sieg über Verfolger Altona 93. Als der neue Oberligameister im Mittelkreis feierte, rief Hollerieth seine Jungs zusammen und schrie vor Freude hinaus: "Ich habe noch keinen so verdienten Meister gesehen wie euch."

Elmshorn war als Aufsteiger mit Ambitionen auf das obere Mittelfeld gestartet - mit dem Titel hatte beim FCE niemand gerechnet. Heiko Ansorge war ganz baff: "Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, unser Durchmarsch ist schon überragend." Im Pokalfinale am 20. Mai gegen Vicky kann der FCE nun das "Double" holen. "Da sind wir endlich mal nicht Favorit", so Ansorge.

Sportlicher Mittvierziger. Mit einer Notelf hielt sich Hansa-Landesligist Hamm United wacker im Duell mit Oststeinbek (siehe auch Artikel). Sogar Ligamanager Jassi Huremovic, stolze 46 Jahre alt, half aufgrund von Personalsorgen mit aus. "90 Minuten auf der Sechserposition in dem Alter so gut zu spielen, da kann ich nur sagen: Respekt", lobte Hamms Co-Trainer Stavros Tzahanis. Danach widersprach er gleich zwei Gerüchten. Erstens habe die von Oststeinbeks Konkurrent Dassendorf ausgelobte Sonderprämie von 1000 Euro für einen Punkt oder Sieg gegen den OSV die Spieler nicht besonders motiviert.

"Wir wollten uns sportlich fair verhalten, darum ging es", sagte Huremovic. Außerdem würden Hamms finanzielle Sorgen nicht zum Rückzug des Vereins führen. "Wir werden ein neues Team basteln. Wir wollen wieder oben mitspielen, und vielleicht dürfen wir nächstes Jahr den Aufstieg in die Oberliga feiern", sagte Tzahanis.

Böse rettet, Otte kontert. Zum Helden zwischen den Pfosten wurde in der Oberligapartie Curslack gegen Rugenbergen (3:1) der Curslacker Keeper Frederic Böse. Kurz vor dem Pausenpfiff verhindete er das 1:1 durch das Entschärfen eines Foulelfmeters des Rugenbergeners Dennis von Bastian, kurz vor Spielschluss das 2:2 gegen halb Rugenbergen. Einen Kopfball von Viktor Streib hielt Böse mit einem Weltklassereflex und vereitelte vier (!) Nachschussversuche hintereinander. Im Gegenzug erzielte Jan Landau per Foulelfmeter das 3:1. "Frederics Paraden waren unfassbar. Wir müssen uns bei ihm bedanken", sagte Curslacks Trainer Torsten Henke - und versprach, Innenverteidiger Tim Otte in dieser Saison noch einen Einsatz zu gönnen.

Otte war nach seiner Roten Karte beim 2:2 in Lurup am 21. April mit einer Notbremse vom Platz geflogen und für ein Spiel gesperrt worden. Teammanager Mirko Voß und Ligaobfrau Marion Bartels hatten sich im Anschluss ein Späßchen mit Otte erlaubt und ihm mitgeteilt, er habe eine Sperre von zehn Spielen erhalten, die bei einer Zahlung von 250 Euro in die Mannschaftskasse auf eine Partie reduziert würde. Ottes Konter: "Dann nehme ich die zehn Spiele". Seitdem stand er nicht wieder auf dem Feld. "Das hat damit natürlich nichts zu tun", sagte Curslacks Trainer Torsten Henke. "Ich finde es schon in Ordnung, dass Tim auf sein Geld gut aufpasst."

Faires sportliches Miteinander. Meiendorfs Oberligastürmer Yiner Ronal Arboleda Sanchez ist vom Sportgericht des Hamburger Fußballverbandes für sechs Monate bis zum 7. November gesperrt worden. "Er ist geschockt. Fußball ist sein Leben", sagte Meiendorfs Präsident Jens Malcharczik. Der Feldverweis für Arboleda Sanchez - er hatte SVCN-Akteur Marco Thetz erst getreten und ihm danach eine Kopfnuss verpasst - beim 1:3 in Cuslack hatte vor zwei Wochen für einen Eklat gesorgt. Nach der Partie warf MSV-Trainer Matthias Stuhlmacher drei bis vier Curslacker Spielern vor, Arboleda Sanchez und Sheriff Kankam über die gesamte Spielzeit rassistisch beleidigt zu haben. In Berufung vor das Verbandsgericht will der MSV dennoch nicht gehen.

"Das bringt wohl nichts. Schiedsrichter Benjamin Stello erklärte in der Verhandlung, er habe keine Provokationen mitbekommen", sagte Malcharczik. Stello bekräftigte diese Aussage und zeigte sich enttäuscht von der "verbalen Aufarbeitung des Geschehens durch MSV-Trainer Matthias Stuhlmacher, der sich nach dem Spiel sehr abwertend gegenüber meiner Person geäußert hat". Stuhlmacher wiederholte, Stello habe "eine absolute Fehlleistung erbracht". Schlusswort Stello: "Wenn ich das nächste Mal Meiendorf pfeife, hoffe ich trotzdem auf ein faires sportliches Miteinander."

Hoffnung im Abstiegskampf. In der Regionalliga Nord trotzte der HSV II Spitzenreiter Holstein Kiel ein 0:0 ab. Der SC Victoria wahrte seine letzte Chance auf den Klassenerhalt mit einem 4:1 über Goslar.