Oberligist Bergedorf schlägt Lurup 1:0. Vorwurf der versuchten Manipulation überschattet Partie

Hamburg. Vier Minuten vor dem Abpfiff an den Sander Tannen war es so weit. Ahmad Popalyar, seit seiner Einwechslung in der 60. Minute schlechtester Spieler auf dem Platz, versenkte den Ball von der Strafraumgrenze volley zum hochverdienten 1:0-Sieg in den Luruper Maschen. Ein logischer Torschütze. Zumindest in Bergedorf. Denn hier scheint Normalität nur noch in der Vereinschronik ihren Platz zu haben. "Wenn ich das Tor mache, ist alles gut", sagte Popalyar nach dem Abpfiff. Für das Spiel, das den ersten Dreier seit dem 1:0 bei BU am 16. September einbrachte, mag das gelten. Die neu zusammengewürfelte Mannschaft darf neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen.

Der Bergedorfer Komödienstadl lief jedoch erneut auf Hochtouren. Am Dienstag traten Liga-Manager Markus Gohr und der erst in der Winterpause verpflichtete Trainer Alfred Gerdts zurück, ohne das Team in einem Pflichtspiel betreut zu haben. Gerdts wollte nicht mit Hakan Karadiken zusammenarbeiten. Dieser wurde auf einer Präsidiumssitzung mit 2:1 Stimmen zum Sportlichen Leiter befördert - gegen den Willen von Präsident Marcel Knothe, der vom stellvertretenden Vorsitzenden Hubert Schmid und Kassenwart Michael Tolksdorf überstimmt wurde.

Knothe ("Ich kann das nicht mittragen") trat Freitag zurück. Im Gegensatz zu Schmid und Tolksdorf glaubt er nicht an die Rettung des finanziell schwer angeschlagenen Vereins durch Karadiken. Angeblich droht am Saisonende die Insolvenz. Karadiken selbst wies das zurück. "Es gibt viele gute Geschäftsleute in Bergedorf, und wir wollen neues Vertrauen aufbauen", sagte er.

Nicht gerade behilflich ist dabei allerdings der Rücktritt des kompletten Kassen- und Ordnungsdienstes sowie des Sicherheitsbeauftragten Rene Jokisch, der ebenfalls am Wochenende erfolgte. Jokischs Angaben zufolge hätten Verantwortliche von Bergedorf 85 versucht, sich per Wettbewerbsverzerrung einen Vorteil zu verschaffen. Ex-Präsident Mathias Hammer und der neue Trainer Kevin Strohbach, der gleichzeitig die A-Jugend coacht, hätten versucht, das Kreiden des Naturrasens zu verhindern, um das Spiel auf Kunstrasen austragen zu lassen, da dort die Siegchancen größer seien. Strohbach wies das als "Quatsch" zurück. "Ich war selber um 11 Uhr hier und habe mich um Kreide gekümmert." Mit dieser kreideten dann die Fans von Bergedorf 85 den Platz. Karadiken stellte außerdem die Vorteile des größeren Naturrasenplatzes heraus, "auf dem unsere schnellen Außenbahnspieler doch viel besser zur Geltung kommen können".

Schließlich wehrte er sich noch gegen den Vorwurf, am Freitagabend die zweite Bergedorfer Damenmannschaft von der Anlage verwiesen zu haben, um trainieren zu können. "Das stimmt nicht. Unsere Mannschaft hat auf einer Platzhälfte trainiert, die Damen auf der anderen." Er bot sogar eine gemeinsame Pressekonferenz mit den Damen an. Auch für den Ordnungs- und Kassendienst stünde der Weg zurück offen. Gespräche sollen geführt werden. Es würde nicht zu Bergedorf passen, wenn sie nicht dramatisch würden.