Amateurfußball: Rugenbergens Schultz lässt sich von Durchfall nicht stoppen, Vicky erwischt Gegner im Bus, Mienert nimmt philosophisch Abschied

Gezaubert, geschlafen, gezittert. Ein bombastischer Start in die Regionalligapartie gegen den BV Cloppenburg gelang dem SC Victoria Sonnabend an der Hoheluft. Vicky, bis dahin nicht gerade als Torfabrik bekannt, führte nach 20 Minuten mit 4:0! "Wir haben den Gegner noch im Bus erwischt", erklärte Trainer Lutz Göttling den Zauberfußball seiner Elf. Nach dem 5:1 durch den in seinem ersten Einsatz für Vicky sensationell auftrumpfenden 17-jährigen Nils Brüning (40.) schalteten die Hamburger in die Tiefschlafphase. Nach 76 Minuten stand es 5:4, und die niedersächsischen Gäste hätten fast noch das 5:5 erzielt. Es blieb schließlich beim verrückten Dreier für den SC Victoria. Fazit von Victorias Andreas Brück: "Wir wollten endlich wieder richtig nach vorne spielen. Das war gut. Die zweite Hälfte hätten wir uns schenken können."

Die große Erleichterung. Nur knapp entkam Rugenbergens Trainer Ralf Palapies am Sonnabend im Oberligaderby gegen den VfL Pinneberg einem Déjà-vu. "Bereits nach 15 Sekunden erhielt Pinneberg einen Elfmeter. Sonay Hayran verschoss. Ich war erleichtert, dass er nicht noch mal randurfte", sagte Palapies nach dem Spiel. Vergangene Woche hatte Condors Alexander Krohn im zweiten Versuch vom Punkt das 2:2 gegen Rugenbergen erzielt, da sich Keeper Dennis Schultz beim gehaltenen ersten Strafstoß zu früh bewegt haben soll.

Der 29-jährige Schultz war noch erleichterter als Palapies - allerdings unfreiwillig bereits vor dem Spiel. Schultz konnte wegen Durchfalls seit Freitagmittag nichts mehr essen und trinken, stellte sich trotzdem zwischen die Pfosten und trug seinen Teil zum 4:1-Sieg der Rugenbergener bei. "Er war überhaupt nicht auf der Höhe, kommt her, will spielen, hält gut, geht duschen und fährt heim, um sich wieder ins Bett zu legen. Ein Sonderlob für ihn, er ist ein echter Kerl", lobte der Trainer.

Buchholz will doch. "Die wollen hier nicht gewinnen!" Die Luruper Ersatzbank amüsierte sich nach dem 2:2 durch Ilyas Afsin köstlich über den Gast aus Buchholz. Keeper Sören Titze hatte den Ball aufnehmen wollen, war sich dann aufgrund der mangelhaften Kreidung des Platzes unsicher, ob er sich noch im Strafraum befand. "Ich wollte schießen, aber dabei ist mir der Ball durch die Beine gekullert", sagte der sonst so sichere Schlussmann.

Nutznießer war Lurups Afsin, der das Spielgerät ins Tor begleitete. Dass Buchholz doch gewinnen wollte, demonstrierte Arne Gillich zwei Minuten später. Er hatte bei der Pokalniederlage in Lurup (0:1) wie Mitspieler Alexander Bowmann einen Elfmeter verschossen. Nun ließ er vom Punkt Milaim Buzhala das 2:1 erzielen und machte per Freistoß den 3:2-Siegtreffer. "Elfmeter laufen zurzeit nicht. Hauptsache, die Freistöße klappen", freute sich Gillich.

Turbulentes Türkiye. Eine Woche Gefühlsachterbahn erlebte Hansa-Landesligist FC Türkiye. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen GSK Bergedorf am letzten Spieltag äußerte sich Trainer Friedhelm Mienert konfus. Das Spiel bewerte er "philosophisch", denn es habe "eine Vorgeschichte, die mein Team irritiert hat, über die ich aber nichts sagen werde". Ob es nicht so laufe, wie es solle, sei unklar, "weil das Wort sollte bei uns noch nicht geklärt ist".

Montag herrschte Klarheit. Mienert trat zurück. "Er hielt sich für den falschen Mann für eine kurzfristige Wende", erläuterte Manager Klaus Klock. Beim Spiel in Wandsetal saß Präsident Dogan Inam als Interimstrainer auf der Bank. Bis zur 56. Minute führten die Gäste 2:0, dann ließ ein Schrei von Türkiyes Marco Oliveira dos Santos die Fans erschaudern. "Marco brach sich das Schienbein, den Spann und die Ferse des Fußes in einem unglücklichen Zweikampf. Seine Saison ist beendet", erklärte Klock. Nach zwanzigminütiger Unterbrechung samt Rettungswageneinsatz flogen drei Türkiye-Akteure (Felix Anders, Emre Özkan, Ahmet Ongun) vom Platz. Türkiye gewann dennoch 2:1. Ein neuer Trainer wird nun ohne Zeitdruck gesucht. Erstes Ziel: Es soll ruhiger werden ...

Früher studieren. Eine phänomenale Abschiedsvorstellung bot Elmshorns Nil von Appen in der Oberligapartie beim USC Paloma. Sechser Appen zog die Bälle magisch an, verteilte sie perfekt, bereitete das 3:0 von Tim Jeske vor und sorgte in der 90. Minute mit einem Freistoß in den Winkel für den 4:1-Endstand. Es war das Abschiedsgeschenk des 23-Jährigen, der heute an der Sporthochschule Köln sein Studium beginnt. "Schade, dass er geht. Er hat eine riesige Qualität", sagte Doppeltorschütze Thorben Reibe. Palomas Trainer Marco Krausz hätte von Appen hingegen eine zügigere Karriere gewünscht: "Er hätte ruhig mal eine Woche früher mit dem Studium anfangen können."

Raus oder rein? Am kommenden Donnerstag um 18.15 Uhr (Jenfelder Allee 70 a-c) wird vor dem Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes in letzter Instanz über den Einspruch des Hansa-Landesligisten GSK Bergedorf gegen den Ausschluss vom Spielbetrieb verhandelt. Die Verhandlung ist öffentlich.