Amateurfußball: Altona und Barmbek zeigen begeisterndes Oberligaspiel. Bramfeld verlegt Teambesprechung ins Freie, Palapies bleibt Sportsmann
Draußen den Sieg geplant. Eine ungewohnte Erfahrung machte Oberligist Bramfeld beim Auswärtsspiel in Bergedorf. Als die Gäste um 13.15 Uhr die Anlage an den Sander Tannen betraten, fühlte sich niemand für sie zuständig. Ratlos stand der Bramfelder Tross eine Zeit lang herum und überlegte, wie er das Spiel um 15 Uhr angehen sollte. "Schließlich haben wir uns durchgefragt. Unserem Spieler Ali Yasar erklärten dabei sogar zwei Männer, sie wüssten gar nicht, dass hier heute ein Oberligaspiel stattfindet. Sie würden aber jemanden telefonisch verständigen", sagte Bramfelds Ligamanager Söhren Grudzinski. Die Teambesprechung wurde daraufhin ins Freie verlegt, bevor der BSV um 14.05 Uhr eine Kabine betreten konnte. Die verkürzte Aufwärmphase schadete den Bramfeldern allerdings nicht. Sie siegten mit 4:1.
Viel Spektakel fürs Geld. Barmbek Uhlenhorsts Trainer Frank Pieper war sich sicher: "Ich hätte für dieses Spiel gern Eintritt gezahlt." Wahnsinn, wie der Aufsteiger im Oberligaspiel bei Altona 93 die erste Halbzeit verschlief. Wahnsinn, wie die Mannschaft im zweiten Durchgang aus dem 0:2 noch ein 3:2 machte. Am Ende stand zwar nur ein Punkt auf dem Konto, weil Stefan Winkel per Freistoß noch den Ausgleich markierte, doch Tom Bober, Torschütze und Vorlagengeber für BU, freute sich dennoch: "Aufgrund der ersten Halbzeit war das ein Punktgewinn."
Mehr ärgerte sich schon BU-Torwart Mikail Develi, denn Winkels Freistoß sah nicht unhaltbar aus. "Ich habe ihn zu spät gesehen, war noch mit den Fingern dran", so Develi. Coach Frank Pieper zögerte nur kurz auf die Frage nach einer Mitschuld seines Keepers: "Im Nachhinein kann man bequem 'hätte, wenn und aber' sagen. Es war trotzdem ein schöner Fußballnachmittag. Das war doch genau das, was die Zuschauer sehen wollen."
Fair geht vor. Als guter Sportsmann zeigte sich wieder einmal Rugenbergens Trainer Ralf Palapies - anlässlich des fragwürdigen Gegentreffers zum 2:2-Endstand, welches sein Team in der 79. Minute im Oberligaspiel beim SC Condor kassierte. Rugenbergens Harry Jurkschat hatte den Ball nach einem Rempler im eigenen Strafraum mit der Hand berührt. Statt Freistoß für Rugenbergen gab es Elfmeter für Condor. Alexander Krohn scheiterte an SVR-Torhüter Dennis Schultz - bekam aber sofort eine zweite Chance. Sein Assistent hatte Schiedsrichter Paul Dühring (SVNA) angezeigt, dass Schultz sich zu früh bewegt habe. Krohn traf. Palapies sparte sich Schimpfereien gegen den Schiedsrichter - und sprach ob der drückenden Überlegenheit des Gegners "von einem glücklichen Punkt. Heute hätten wir nur gewonnen, wenn im Kreis Pinneberg alle Kerzen für uns angezündet worden wären."
Auf dem Zettel. Jan Lüneburg vom Oberligisten FC Elmshorn zermürbt seine Gegner weiterhin durch permanentes Toreschießen. Gegen Meiendorf langte der 21-Jährige dreimal hin, hat nun bereits acht Treffer auf dem Konto und führt die Torschützenliste an. Mittlerweile soll der Torgarant, an dem sowohl der HSV als auch der FC St. Pauli schon einmal Interesse bekundet hatten, bei mehreren Regionalligisten auf der Einkaufsliste stehen.
"Mehrere Vereine beschäftigen sich mit ihm", sagt sein freundschaftlicher Berater Jan Dreyer. Elmshorns Teammanager Eugen Igel wiegelte jedoch ab. "Bisher gab es in seiner ganzen Zeit hier immer nur Informationsgespräche. Zu Verhandlungen kam es bisher jedoch nie. Konkrete Anragen liegen uns weiterhin nicht vor." In den beiden vergangenen Landesligaspielzeiten hatte Lüneburg einmal 29 und einmal 27 Treffer für Elmshorn erzielt. Sein Vertrag läuft im nächsten Sommer aus.
Mit Eckentraining zum Erfolg. Oberligist SC Vier- und Marschlande hat endlich seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Mit 3:0 wurde der SV Lurup besiegt. Den Bann brachen die Schützlinge von Benjamin Scherner auf etwas eigenwillige Weise. "Wir haben uns in der ersten halben Stunde sieben Ecken erspielt. Die siebte war dann endlich drin. Es wurde irgendwann auch Zeit, dass wir das einmal für uns ausnutzen", schmunzelte Scherner. "Die meisten Spieler bei uns wussten ja schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, ein Oberligaspiel zu gewinnen. Der Sieg bringt eine riesige Erleichterung. Letzte Woche in Curslack haben wir besser gespielt als heute, aber das ist mir natürlich egal. Nun wird diese Woche bei uns im Training ein ganz anderer Ton herrschen."
Trauer um Orgas. Hansa-Landesligist SC Concordia trauert um Bernd Orgas. Der zweite Vorsitzende des Traditionsvereins verstarb im Alter von nur 59 Jahren nach langer Krankheit in der Nacht zu Sonntag. Ein Vierteljahrhundert lang engagiert er sich für seinen SC Concordia. "Wir haben am Wochenende noch Gespräche geführt und sein plötzlicher Tod hat uns alle sehr geschockt", sagte Concordias Ligamanager Florian Peters. "Er war ein Concorde mit Leib und Seele. Wir sind alle sehr traurig."
(misch/arm)