Amateurfußball: Zöpfgen zeigt sein großes Herz, Bergedorf gewinnt neue Fans, Bramfeld ermauert 4:0, Condor im Rausch, Graudenz kontert Spötter

Landaus hohe Ziele. Besonderen Trost erhielt Ömer Güven vom SC Vier- und Marschlande nach dem Derby in Curslack. Curslacks Sven Zöpfgen umarmte seinen fassungslos am Boden liegenden Kontrahenten und zog ihn mit aufmunternden Worten hoch. Ausgerechnet Zöpfgen, der in der 78. Minute einen Handelfmeter verursachte hatte, den Güven zum zwischenzeitlichen 1:1 verwandelte - und sich beim Jubeln vor lauter Freude das Trikot vom Leib riss. "Ich hätte so gerne einmal gewonnen", ärgerte sich Güven. Seine Hoffnung währte nur vier Minuten. Dann besorgten Sven Möller (83.) und Jan Landau per Freistoß (85.) den 3:1-Endstand für Curslack. Besonders Landau, im Sommer von Bergedorf 85 gekommen, entpuppt sich immer mehr als goldener Griff für Curslack. Er hatte bereits in der vierten Minute mit einem sensationellen Freistoß das 1:0 besorgt. "Ich habe immer an ihn geglaubt. Er muss sich einfach wohl fühlen", sagte sein Trainer Torsten Henke. Der 23-jährige Angreifer, in Bergedorf zuletzt mit enttäuschenden Leistungen, war überglücklich über den Derbysieg und machte eine klare Ansage: "Ich will Meister und Torschützenkönig in der Oberliga Hamburg werden."

Solidarische Traditionalisten. Anerkennung der gegnerischen Fans erhielt Landaus Ex-Klub Bergedorf 85. Die Elstern fuhren mit einem 1:0 bei Barmbek-Uhlenhorst die ersten Oberligapunkte ein und durften sich beim Auslaufen über den Fanklub Barmbeker Pöbel freuen. "Die drei Punkte habt ihr euch verdient", skandierten die BU-Fans. Gerührt bedankten sich die Bergedorfer Spieler beim Barmbeker Anhang. "Bergedorf ist ein echter Traditionsverein. Deren Fans und Spieler mussten zuletzt viel mitmachen. Wir haben uns daher mit ihnen solidarisch erklärt. Hoffentlich halten sie die Klasse", sagte Barmbeks Fankoordinator Detlef Grandt.

Unterstützung erhält der Verein vielleicht vom Hamburger Fußball-Verband (HFV). "Wir beanstanden nach wie vor die illegalen Wechsel einiger Spieler nach der Transferperiode", sagte Bergedorfs Präsident Marcel Knothe. "Der HFV hat sich noch nicht gemeldet. Wir werden diese Woche nachhaken."

Immer schön kommen lassen. Mit einer ultradefensiven Taktik schoss Bramfeld den bisherigen Oberligatabellenführer Schnelsen mit 4:0 von der Ellernreihe. "Wir haben den Gegner erst am eigenen Sechzehner richtig angegriffen", sagte Trainer Hardy Brüning. "Bei Balleroberung ging es über Ömer Akyörük und Dustin Vespermann ab nach vorne." Das funktionierte blendend. Dem Gegner so viel Platz zu lassen, fand Brüning nicht riskant. "Stehen viele Leute vor der Kiste, sieht das Kurzpassspiel des Gegners nett aus. Ein Tor zu schießen ist trotzdem schwierig."

Das erkannte auch Schnelsens Trainer Bert Ehm an: "Wir haben hier zu Recht verloren. Die haben uns klassisch ausgekontert und hätten noch zwei Tore mehr machen können."

Spät und gut. Mit zwei Wochen Verzögerung an der Brucknerstraße pfeifen durfte Benjamin Stello vom SC Egenbüttel. Eigentlich hätte Stello vor zwei Wochen bereits die Partie zwischen Paloma und Bergedorf leiten sollen.

Die Gäste traten nicht an (das Abendblatt berichtete), und Stello witzelte, er sei "der beste Mann auf dem Feld gewesen". Das Duell zwischen Paloma und Condor fand nun vorschriftsmäßig statt. "Ich war erleichtert, dass gespielt wurde. Bester Mann war ich diesmal nicht", bekannte Stello schmunzelnd. Trotz seiner guten Leistung gebührte das größte Lob den Gästen. Wie schon am dritten Spieltag in Niendorf bot Condor Traumfußball und siegte 5:0. Palomas Trainer Marco Krausz erwog daher spaßeshalber einen Protest. "Wir waren ganz überrascht, dass der Gegner spielen wollte."

Der Kollege hilft. Großem Spott durch die Fankurve des VfR Neumünster sah sich HSV II-Keeper Tino Dehmelt ausgesetzt. In der Partie der Regionalliga Nord bedachte ihn der Gästeanhang nach einer Unsicherheit zu Spielbeginn bei jedem Rückpass mit Häme. In der 20. Minute konterte Dehmelt und überlupfte einen Angreifer Neumünsters. Das sorgte nicht für Ruhe - und so half ihm sein Kollege. Özdemir Hüsnü im Neumünsteraner Kasten traf in der 35. Minute den Ball nicht richtig. Fabian Graudenz bedankte sich mit dem 1:0 und rächte seinen Torwart. Später traf Bentley Bahn zum 2:0-Endstand (84.) für die Rothosen. HSV II-Coach Rodolfo Cardoso kommentierte Hüsnüs Missgeschick nüchtern. "So ist Fußball. Mal patzen wir, mal der Gegner."

Regen und bange Erwartung . Die Spiele Osdorf gegen HSV III (Landesliga Hammonia) und Europa - Altengamme (Bezirksliga Ost) wurden in der ersten Halbzeit wegen Regens abgebrochen. Osdorf führte 2:0, Altengamme 1:0. Noch mitspielen darf Hansa-Landesligist GSK Bergedorf. Das Team schlug Wandsetal 2:0. Sein Urteil über den Antrag auf Ausschluss (das Abendblatt berichtete) will das HFV-Sportgericht diese Woche sprechen.