Amateurfußball Bergedorfs Anhänger machen ihrem Unmut Luft. Roschlaub spielt Handball, Kuntze-Braack versöhnt, Krause schießt Ball durchs Netz

Die Hand Roschis. "Eigentlich wollte ich dir gar nicht die Hand geben", scherzte Meiendorfs Keeper Tobias Sävke beim Plausch mit Ex-Kollege Nils Roschlaub. "Roschi", einst Publikumsliebling beim Meiendorfer SV und seit 2011 für den SC Condor aktiv, hatte das Oberliga-Derby der beiden Klubs nämlich höchst umstritten entschieden. In der 48. Minute sprang ihm die Kugel am Sechzehner bei der Ballan- und -mitnahme gleich zweimal an den Arm. Der Pfiff blieb aus - und Roschlaub markierte mit einem coolen Volleyschuss aus dem Stand das einzige Tor des Tages. Die wütenden Proteste ließ er locker an sich abperlen und konnte sich bei der Schilderung seines Siegtores ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen: "Der Ball war drin. Dann ist das ein Tor. Der Schiedsrichter hat ja nicht abgepfiffen. Also war da nichts."

Alle haben sich wieder lieb. Seine persönliche Vorbreitung auf das Oberligaheimspiel gegen Barmbek-Uhlenhorst (2:0) begann für Schnelsens Pressesprecher Nils Kuntze-Braack am Montag. Er rief den Chef des Barmbeker Fanklubs "Barmbeker Pöbel", Detlef Grand, an - und bat um ein Friedensgespräch. Vor eineinhalb Jahren waren die Barmbeker durch ein 2:5 am letzten Spieltag bei Germania abgestiegen. Danach lieferte sich Barmbeks Faik Algan ein Gerangel mit Schnelsener Fans. Schnelsens Team hatte BU nach dem Spiel mit Sprechchören provoziert.

Diesmal wurden diverse Fanlieder zu Ehren der Gäste gespielt, Grand durfte die Mannschaftsaufstellung der Barmbeker ansagen, und die BU-Fans machten Kuntze-Braack auf eine Flasche aufmerksam, die einem Fan heruntergefallen war, inklusive einer Entschuldigung. "Auch wir haben damals Mist gebaut. Diesmal wollten wir es besser machen", sagte Kuntze-Braack. Die 40 BU-Fans lobte er ausdrücklich. "Sie haben sich super verhalten."

Seltsames Loch. Seinen formidablen Saisonstart veredelte Hammonia-Landesligist TuS Osdorf durch einen 2:1-Erfolg in Schenefeld. Errungen wurde der Dreier auf mysteriöse Weise. Fünf Minuten vor dem Abpfiff verwandelte Torben Krause einen Elfmeter zum Siegtreffer. Der Ball lag aber nicht im Netz. Nach einigen Diskussionen mitten auf dem Platz entdeckte Schiedsrichter Marcel Schwarze (FSV Harburg) ein Loch im Netz der linken Torecke.

Dahin hatte Krause gezielt. Schwarze gab das Tor. "Der Ball war drin. Ich behandelte an der Torauslinie den gefoulten Sascha Blume, habe es genau gesehen", sagte Osdorfs Liga-Obmann Hartmut Guhlich. "Von der Bank sah es aus, als sei der Ball danebengegangen", entgegnete Schenefelds Fußballabteilungsleiter Andreas Wilken. "Die Tornetze sind zwei Wochen jung. Das Loch fiel dem Gespann vor dem Spiel nicht auf - und uns im Training auch nicht."

Um weitere zirkusreife Treffer künftig zu vermeiden, wurde das Loch mit einem Kabelbinder geschlossen.

Kappler überall gut. Seine Torwartprobleme überwunden hat Altona 93. Überraschend stand gegen Paloma Marcel Kindler im Tor des Oberligisten. Eigentlich war der AFC in Not, da Boris Lastro am vergangenen Wochenende in Meiendorf Rot sah und Kindler noch wochenlang verletzt ausfallen sollte.

"Ich war in der Woche beim Arzt. Es wurde endlich festgestellt, was ich habe, nämlich eine Zerrung im Bereich des Handgelenks", sagte Kindler. Er spielte mit Tapeverband und verlebte beim glatten 4:0 seines Teams einen ruhigen Nachmittag. Besonders freuen über Kindlers Genesung durfte sich Mitspieler Andreas Kappler. Nachdem er in Meiendorf als Feldspieler das Tor hütete (das Abendblatt berichtete), durfte er diesmal wieder in der Innenverteidigung ran. Kappler besorgte das 2:0 und holte sich ein Lob von Kindler ab. "Andreas ist eben überall gut. Er hat ein sensationelles Spiel gemacht."

Niederlage zum Einstand. Ausgerechnet Hamburgs Enfant terrible Berkan Algan soll es richten beim derzeitigen Chaosklub FC Bergedorf 85. Anfang vergangener Woche wurde er neuer Trainer bei den Elstern. "Man sagt, dass ich kein einfacher Typ sei, aber was ist einfach? Weil ich meine Meinung sage und vertrete? Ich habe aus Fehlern gelernt, die ich als Spieler gemacht habe. Jeder, der mich kennt, weiß, dass es bei mir keine zwei Gesichter gibt." Die Bedingungen in Bergedorf hätten ihn überzeugt. "Dass hier etwas passiert ist, interessiert mich nicht. Mich interessiert die Mannschaft", sagte Algan.

Neben vielen Spielern hatte nach der Entlassung des Trainergespanns um Olaf Poschmann sogar Stadionsprecher Jens Bartels hingeworfen. Fanproteste vor Spielbeginn gaben die Stimmung an den Sander Tannen wieder. Yayar Kunath, einer der wenigen verbliebenen Spieler aus erfolgreicheren Tagen, kann den Frust verstehen: "Was der Vorstand sich geleistet hat, war nicht fair. Aber es ist schön, dass die Fans hinter uns stehen." Dass Algans Debüt mit einer 0:1-Niederlage gegen Rugenbergen endete, kümmerte diesen am Ende wenig: "Bis zur Winterpause müssen wir uns durchbeißen. Dann sehen wir weiter."