Amateurfußball: Lurups Schirosi kann Geldstrafe abwenden, Schiedsrichterin Herrmann gibt Fehlentscheidung zu, Billstedts Voigt kündigt per Telefon

Kleine Frau ganz groß. "Von der Waldesruh, da kommen wir, einen schönen Fußball spielen wir. Ja, wir spielen wie die Götter, manchmal auch ein bisschen besser, von der Waldesruh, da kommen wir." Lautstark sangen sich die Spieler des Hammonia-Landesligisten SV Blankenese nach dem 2:1 beim ETV die Erleichterung über den verdienten ersten Saisonsieg aus den Kehlen. Obwohl der Sieg durch einen fragwürdigen und von Ahmed Osmanov verwandelten Elfmeter für die Eimsbütteler in Gefahr geriet (39.), bewies Schiedsrichterin Jacqueline Herrmann (TuS Osdorf) gegenüber den Gästen Größe.

Beim Stand von 1:0 für Blankenese pfiff sie dem frei vor dem Tor stehenden SVB-Stürmer Michael Schellenberg einen klaren Vorteil ab. Herrmann erkannte ihre unglückliche Entscheidung und entschuldigte sich bei Schellenberg per Handschlag. Den fälligen Freistoß versenkte der starke Ino Petersen traumhaft zum 2:0 in den Winkel (27.). Dem Kunstschützen saß später ob des Torchancenwuchers seiner Elf der Schalk im Nacken ("Wir haben hier nicht höher gewonnen, weil wir so blinde Stürmer haben"). Blankeneses Liga-Obmann Sven Piel lobte Herrmann für ihre Geste, hatte aber sowieso gewusst, was passieren würde: "Ich habe dem Linienrichter an unserer Bank gesagt, er könne hier stehen bleiben, denn Ino haut das Ding jetzt rein."

Kein dreifacher Hattrick. Eintracht Norderstedt hat den mit 3000 Euro dotierten Fairplay-Preis der Sparda-Bank Hamburg gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Matthias Dieterich durchbrach damit zugleich die Dominanz des TSV Buchholz 08 in diesem Wettbewerb. Seit Einführung des Preises siegte Buchholz achtmal in Folge. Um das Wochenende perfekt zu machen, siegte Norderstedt im Oberligaspiel gegen Pinneberg in letzter Minute durch Dominic Ulaga mit 1:0. Liga-Obmann Olaf Boesselmann war zufrieden: "Ein verdienter Sieg. Und der Preis tut uns gut. Wir müssen oft Kritik einstecken und zeigen damit: Wir können auch anders."

Voigt macht den Abflug. Ein höchst seltsamer Wechsel bahnt sich in der Landesliga Hansa an. Adrian Voigt, 19-jähriges Stürmertalent beim SC V/W Billstedt, informierte am Freitagabend vor dem Auswärtsspiel beim SC Concordia seinen Trainer Wolfgang Krause 75 Minuten vor dem Anpfiff telefonisch darüber, künftig nicht mehr für die Rot-Violetten auflaufen zu wollen. Zum Spiel, das Billstedt ein Gegentor nach 39 Sekunden und nach 90 Minuten eine 1:3-Niederlage bescherte, erschien die einstige Angriffshoffnung ebenfalls nicht. Als Grund gab Voigt laut Krause eine Knieverletzung an.

"Wir sind maßlos enttäuscht von ihm", sagte Billstedts Manager Andreas Heeschen. "Wir haben Adrian einen Vertrag mit höheren Bezügen angeboten. Er lehnte ab. Das ist sein Recht. Aber die Mannschaft so kurz vor dem Spiel auf diese Weise im Stich zu lassen, ist ganz schwach von ihm." Am Dienstag will Voigt in Billstedt seine Trainingskleidung abgeben. "Vielleicht spricht er dann offen mit uns", hofft Heeschen.

Landau weiß es besser. Für die Oberligatabellenführung gab Curslacks Stürmer Jan Landau in dieser Woche alles. Mehrere Arztbesuche und eine Kernspintomografie ergaben bei ihm eine Meniskusquetschung. Dieser erklärte seinem Trainer Torsten Henke Donnerstagabend per Telefon trotzdem, er könne gegen Altona spielen. Immerhin sei er schon zum Bus gelaufen.

"Ich war sehr skeptisch, machte mit Jan vor dem Spiel spezielle Bewegungsübungen und setzte ihn schließlich auf die Bank", sagte Henke. Nach einer desaströsen ersten Halbzeit, verbunden mit einem 0:1-Rückstand, brachte Henke Landau schließlich aufs Feld. Der talentierte Angreifer, der zu Felix Magaths Zeiten ein Probetraining bei Schalke 04 absolvierte, drehte die Partie mit zwei Treffern (54., 68.) und besorgte Curslack Platz eins. Henkes Kommentar: "Sehr überzeugend."

Gnädiger Klobedanz. Nach dem 5:1-Kantersieg im Oberligaduell gegen Bergedorf 85 strahlte Lurups Trainer Andreas Klobedanz über das ganze Gesicht.

"Wir wollen das Ergebnis aber nicht überbewerten", sagte er. Auch deshalb, weil der erste Saisonsieg ihm trotzdem einen Anlass zum Ärgern bot - und zwar über seinen Torschützen zum 5:1, Alessandro Schirosi. Dieser erhielt nach seinem Jubel erst Gelb, dann Gelb-Rot. "Das sind 50 Euro", brüllte Klobedanz, die Mannschaftskasse im Hinterkopf, nach dem Feldverweis wild über den Platz. Schirosi erzählte seinem Trainer nach Spielschluss jedoch seine Version. Er habe sich von Schiedsrichter Thomas Bauer provoziert gefühlt, nach einem Spruch die Gelbe Karte erhalten und diese mit der Frage "Na und?" kommentiert. Klobedanz: "Ich glaube ihm, und deshalb kostet das doch keine 50 Euro."

Perfektion als letzte Meldung. Fußball vom anderen Stern spielte Oberligist Condor beim 5:0 in Niendorf. Lamin Jawla traf doppelt, legte zweimal auf. So schön kann Sport sein.