Amateurfußball: Ex-St.-Pauli-Torwart setzt nach dem 4:0 bei HR auf die Euphoriewelle. Henning trotzt allen Flüchen, Liehr verliert Haare, Schönteich nicht den Glauben

Henning bleibt furchtlos. Die ersten drei Punkte in der Oberliga holte sich der Bramfelder SV im Duell der Aufsteiger beim SV Lurup. Carsten Henning verwandelte einen Foulelfmeter zum Tor des Tages (32.). Keinesfalls selbstverständlich, denn vergangene Woche hatten Henning einmal und Florian Simon dreimal im Pokalspiel bei Nord-Bezirksligist VfL 93 vom Punkt versagt. Bramfeld war mit 5:6 nach Elfmeterschießen ausgeschieden (das Abendblatt berichtete). "Ich hatte aber keine Angst, als wir den Strafstoß bekamen", sagte BSV-Coach Hardy Brüning nach der Partie. Kein Wunder - Henning hat Erfahrung mit dem Elfmeterfluch.

Ende September 2010 verschoss er für den BSV in einem Oberligaspiel in Curslack, trat eine Woche später gegen den Rat seiner Frau Silvana beim Spiel gegen Altona 93 wieder an - und traf. "Carsten ist unser Kapitän. Er übernimmt in solchen Situationen stets Verantwortung", freute sich Brüning.

Ho-Ho-Hollerieth. Aufsteiger FC Elmshorn ist der erste Oberliga-Tabellenführer der neuen Saison. Bei der SV Halstenbek-Rellingen setzte sich das Team mit 4:0 durch. Der neue Trainer Achim Hollerieth, einst als Publikumsliebling am Millerntor (90 Einsätze von 2003-2006 in der Regionalliga Nord) nach gelungenen Paraden mit "Ho-Ho-Hollerieth"-Sprechchören gefeiert, erhielt gleich ein Lob von Teammanager Eugen Igel: "Er arbeitet hart, konsequent und gezielt. Mir hat die Ausrichtung der Mannschaft heute sehr gut gefallen." Hollerieth selbst war nicht ganz zufrieden. "In manchen Phasen haben wir zu viele lange Bälle gespielt, die Kugel zu schnell abgegeben." Auf die Euphoriebremse treten wollte er allerdings nicht. "Wir sollten die Euphorie der vergangenen Saison mitnehmen. Auch in der Landesliga schießt eine Mannschaft nicht nebenbei 111 Tore und wird mit 16 Punkten Vorsprung Meister."

Spektakulärer Kurzeinsatz. Einen seltsamen Saisoneinstand erlebte Palomas Neuzugang Max Liehr im Oberligaspiel gegen den SV Rugenbergen (1:1). Der vom niedersächsischen Kreisligisten Lehndorfer TSV an die Brucknerstraße gewechselte 23-Jährige besorgte zunächst die Führung für seinen Klub. Nach einer Ecke von Kapitän Marc Albrecht köpfte der 1,98 Meter große Hüne die Kugel über den Innenpfosten unhaltbar ins lange Eck (9.). Acht Minuten später trug er Mitschuld am Ausgleich. "Rugenbergens Pascal Haase rennt alleine auf unsere Viererkette zu, und kein Innenverteidiger löst sich und greift ihn an. Dann schlägt der Ball eben schon mal ein", kritisierte Palomas Trainer Krausz nach dem Spiel. Nach 25 Minuten war Liehrs Debüt vorbei. Nach einem Kopfballduell im gegnerischen Strafraum sank er zu Boden und musste ausgewechselt werden. "Er zog sich eine Platzwunde zu, und ihm fehlen jetzt ein paar Haare", sagte Krausz.

Neuer Superkeeper. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben: Norderstedts Torhüter Johannes Höcker hatte an der Niederlage im Oberligaspiel gegen Altona zu knabbern. Der ehemalige HSV-II-Schlussmann kam zur neuen Saison nach Norderstedt und hatte schon im Testspiel gegen seinen ehemaligen Klub trotz des 0:6 bewiesen, was für ein großartiger Keeper er ist. Und auch gegen Altona rettete Höcker mehrfach großartig, erhielt in der 66. Minute nach einer Glanztat Szenenapplaus. Norderstedts Stadionsprecher war so angetan, dass er die Zuschauer über Lautsprecher wissen ließ: "Das ist unser Torwart Johannes Höcker!"

Eine Minute später, ausgerechnet beim aus der Parade resultierenden Eckball, traf Tobias Leuthold zum goldenen 1:0 für den AFC - für Höcker unhaltbar. "Das ist enttäuschend. Alle Bälle kann ich nicht halten. Aber: aufstehen, weiter geht's, nächste Woche, nächste Aufgabe, drei Punkte holen."

Doppelte Derby-Lust. Gleich zwei Derby-Siege feierte der SC Schwarzenbek am Sonntag an der heimischen Schützenallee. Zuerst fertigte die Zweitvertretung der Schwarzenbeker Dassendorf II im Kreisliga-Duell mit 5:0 ab, danach ging die Partie der beiden ersten Teams ebenfalls an Schwarzenbek. Mit 2:1 schlug die Truppe von Kim Koitka vor 400 Fans überraschend die TuS Dassendorf. Die vom aufstiegserfahrenen Coach Jan Schönteich trainierte Truppe gilt nach starken Zukäufen als Titelfavorit in der Landesliga Hansa. Unter anderem holte der Verein vor der Saison den genialen Mittelfeldtechniker Sascha de la Cuesta vom Oberligisten FC Bergedorf 85 . Während sich Schwarzenbeks sportlicher Leiter Frank Flatau freute ("Wir haben viel Leidenschaft gezeigt und verdient gewonnen"), behielt Schönteich auf Dassendorfer Seite die Nerven. "Anfangsschwierigkeiten sind ganz normal. Ich habe nie vom Durchmarsch gesprochen. Teile der Konkurrenz und einige Medien haben uns die alleinige Favoritenrolle zugesprochen. Ich habe aber nachgerechnet: Wir können den Aufstieg tatsächlich noch schaffen", sagte Schönteich.

Ein Interview mit Bert Ehm und einen Artikel über Barmbek-Uhlenhorst finden Sie online. www.abendblatt.de/sport