Victorias Jasmin Bajramovic setzt auf starke Rückrunde

Hamburg. Er hält im sechsten Jahr für den SC Victoria die Knochen hin, wurde dort viermal Meister, zweimal Pokalsieger, ist eine der Integrationsfiguren an der Hoheluft: Jasmin Bajramovic. Der Verteidiger über die 6:1-Gala gegen Schnelsen, den Unterschied zwischen Bert Ehm und Lutz Göttling und sein Verständnis für die große Zurückhaltung der Aufstiegsanwärter in der Oberliga Hamburg.

Hamburger Abendblatt:

Monatelang hieß es, Vicky habe ein Sturmproblem. Nun die Packung für Schnelsen. Ihre Erklärung?

Jasmin Bajramovic:

Ich musste nach dem Spiel selbst überlegen, wie wir das hingekriegt haben. Spaß beiseite: Wir besitzen Klasse und Qualität. Wir haben unser Leistungspotenzial voll abgerufen. Dazu kamen zwei frühe Tore. Es lief einfach gut, und unsere Chancenauswertung war fast optimal.

Warum war das vorher anders?

Bajramovic:

Klar hatten wir gerade vorne viele Verletzte, mussten viel rotieren und improvisieren. Doch nun spielt sich alles immer mehr ein. Nur zwei Beispiele: Benny Hoose und Cem Cetinkaya haben Riesenfortschritte gemacht, werden immer wertvoller.

Die Mannschaft musste sich mit Lutz Göttling auch an einen neuen Trainer gewöhnen. Wie unterscheidet er sich von Bert Ehm?

Bajramovic:

Ein Vergleich ist schwer. Bert Ehm wusste wie Lutz Göttling auch alles über den Gegner. Aber er kam stärker über die Motivationsschiene. Göttling ist ein unheimlich akribischer Arbeiter mit großem Feingefühl. Locker sind sie beide - aber das sind Trainer bei Erfolg ja immer. (lacht)

Wie arbeitet Göttling? Stellt er sie stundenlang auf jedes Detail des Gegners ein?

Bajramovic:

Über den Gegner redet er nicht so viel. Er nennt die taktische Grundformation des Gegners und seine Stärken und Schwächen. Viel wichtiger ist ihm, wie wir agieren und die Schwächen des Gegners nutzen können.

Was war der Plan gegen Schnelsen?

Bajramovic:

Das Spiel machen. Deren Offensive ist brutal stark. Da kann man nicht auf Konter spielen.

Nun gehen Sie als Sechster in die Winterpause, überwintern im Pokal. Zufrieden?

Bajramovic:

Nicht ganz, aber immerhin ist der Anschluss an die Spitze geschafft. In der Rückrunde werden wir konstanter zeigen, was wir können.

Nur Vicky, Norderstedt und Altona gelten momentan als Vereine, die die Regionalliga schultern können. Verstehen Sie die Zurückhaltung anderer Klubs?

Bajramovic:

Natürlich verstehe ich das. Für Vereine wie zum Beispiel Condor, Curslack oder Buchholz ist es doch sehr schwer, alle Auflagen zu erfüllen. Es kommt natürlich auch auf die Strukturen an. Ich glaube, in diesem Punkt sieht es bei uns sehr gut aus.

Wieso?

Bajramovic:

Wir haben noch Geld übrig von den Erfolgen im DFB-Pokal. Bei uns ist das Sponsoring auf viele Schultern verteilt. Das sind wichtige Punkte, wenn man Regionalliga spielen will.

Hätte das jetzige Team die Klasse dazu?

Bajramovic:

Ja, wenn es punktuell verstärkt wird.

Gilt für Sie weiter, dass Sie nicht mit in die neue Regionalliga gehen würden?

Bajramovic:

Wohl ja. Berufliches und Privates ist mit dem steigenden Aufwand schwer in Einklang zu bringen.

Hemmt das nicht Ihre Motivation?

Bajramovic:

Nichts geht über die Meisterschaft. Am Ende der Saison will ich den Aufstieg und einen Titel mehr auf meinem Konto haben.