Bagehorns Freistoßkünste ebnen HSV-Frauen Weg ins DFB-Pokal-Halbfinale. 3:2 gegen Leipzig.

Hamburg. Marie-Louise Bagehorn schmunzelte. "Das hat in Leipzig auch geklappt", kommentierte die 1,63 Meter große HSV-Mittelfeldspielerin ihre traumhaften Freistoßtore, die ihr Team ins Halbfinale des DFB-Pokals gebracht hatten. Schon im Bundesligaspiel vor drei Monaten im Bruno-Plache-Stadion war ihr im Duell beim 1. FC Lokomotive Leipzig in der 57. Minute aus 18 Metern per Freistoß das 2:0 (Endstand 3:0) gelungen.

Bei der Revanche an der Hagenbeckstraße zauberte sie schon nach neun Minuten ein Lächeln auf die Gesichter der 230 Fans. Aus halblinker Position kurz vor der Strafraumgrenze schlenzte sie den Ball wunderschön in den Winkel der Leipziger Torhüterin Carolin-Sophie Härling. Nach starker Anfangsphase verlor der HSV allerdings den Faden, kassierte mit dem ersten Schuss der Leipzigerinnen den Ausgleich durch Erika Szuh (45+2.).

Ab Mitte der zweiten Hälfte drückten die HSV-Damen wieder aufs Tempo. Bagehorn (61.), Aferdita Kameraj (73.) und Maike Timmermann (77.) scheiterten frei vor Härling. Schließlich trat Bagehorn wieder in ihrer Lieblingsdiziplin auf den Plan. Halb rechts, ähnliche Torentfernung, diesmal über die Mauer, wieder Winkel, wieder drin, 2:1 (80.). Maike Timmermann erhöhte (82.), der Leipziger Anschlusstreffer durch Ex-HSVerin Jobina Lahr (86.) kam zu spät.

"Bei genauen Schüssen hat die Torhüterin eben kaum eine Chance", lächelte Bagehorn. "Ein Riesenerfolg. Nun wollen wir zum ersten Mal seit 2002 ins Finale", jubelte HSV-Trainer Achim Feifel. Damals unterlag der HSV im Berliner Olympiastadion dem 1. FFC Frankfurt mit 0:5.

Besonders seine Freistoßkünstlerin mit der Nummer 27 dürfte darauf brennen, am 12. Mai 2012 beim Finale im RheinEnergieStadion aufzulaufen. Das Finale in der letzten Saison war sportlich eine bittere Erfahrung für sie. Die gebürtige Dresdnerin saß am 26. März 2011 beim Endspiel zwischen ihrem alten Verein Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt 90 Minuten auf der Bank. Frankfurt gewann vor 20 321 Zuschauern mit 2:1.

"Auch im Halbfinale haben wir gegen jeden Gegner eine Chance. Jeder kann jeden schlagen, man kennt das ja", nahm Bagehorn die Floskelei im Profifußball, gefragt nach einem Wunschgegner, schließlich ironisch aufs Korn. "Man muss aber kein Prophet sein, um Bayern München als möglichen Gegner ein bisschen leichter einzuschätzen als zum Beispiel Frankfurt."

Wer auch immer der Gegner sein wird - am Wochenende des 7. bis 9. April 2012 stehen die Halbfinalpaarungen an. Der Traum von Köln lebt weiter. Noch ein Schritt fehlt den Damen des HSV, um die bisher mit Platz neun eher matte Bundesligasaison durch die zweite DFB-Pokalfinal-Teilnahme der Vereinsgeschichte tüchtig aufzupolieren. Ein paar gefühlvolle Freistöße mit Bagehorns rechtem Zauberfuß können dabei sicher behilflich sein.