Amateurfußball: Pinneberg demontiert Curslack nach Trainerschelte. Paeslacks erfolgreiche Drohung, Seeliger feiert Comeback

Keine Abmeldung. Einen hohen Anspruch an seine Mannschaft untermauerte im Oberliga-Derby gegen den Niendorfer TSV wieder einmal Schnelsens Trainer Jens Paeslack. Der ehrgeizige Coach gab nach dem Sieg eine besondere Drohung preis, die seine Jungs in der Halbzeitansprache beim 1:2-Rückstand zu hören bekommen hatten. "Ich habe ihnen gesagt: Das ist nicht unser Stil und unser Anspruch. Wir wollen kombinieren und Tore schießen. Wenn wir das Spiel nicht noch gewinnen, können wir uns abmelden." Nach dem Wechsel drehte Germania auf, siegte mit 4:2 und bleibt dem Spielbetrieb nun erhalten.

Konsequent kritisch blieb Paeslack nicht nur bezüglich des Kollektivs. Den besten Schnelsener Akteur, Onur Ulusoy, bezeichnete er zwar ebenfalls als "herausragend", wollte aber kein uneingeschränktes Lob verteilen: "In der 85. Minute spielt Onur bei einem Konter zwei Mann aus, verpasst dann aber das Abspiel. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch wechseln können, hätte ich ihn rausgenommen. Als Denkanstoß ..."

Seeliger übernimmt Blankenese. Der frühere Altona-Coach Thomas Seeliger ist neuer Trainer des Hammonia-Landesligisten SV Blankenese. Die SVB beendete damit ihre zwei Monate dauernde Trainersuche. Der bisherige Trainer Oliver Fritsch, der bereits am 20. September zurücktrat, die Mannschaft aber bis zur Installierung seines Nachfolgers weiter betreute (das Abendblatt berichtete), holte in seinem endgültigen Abschiedsspiel ein 1:1 beim SC Concordia II.

"Es stürmte und regnete teils sintflutartig auf der Anlage. Dieser Rahmen wäre unwürdig gewesen. Daher wollen wir Oliver demnächst mit einer Feier verabschieden", erklärte SVB-Liga-Obmann Sven Piel. "Von Thomas erhoffen wir uns, die Entwicklung unseres Vereins positiv voranzutreiben. Er hat seinen Vertrag bis Sommer 2013 in der Pause der Partie unterschrieben."

Seeliger selbst war angetan "von den positiven Gesprächen" mit der SVB: "Hier will ein junges Management erfolgsorientiert arbeiten." Das Kapitel Altona ist für ihn jedoch noch nicht abgeschlossen. "Ich befinde mich weiter im Rechtsstreit mit dem Verein. Mein Vertrag wurde im November letzten Jahres um zwei Jahre verlängert. Trotzdem wurde ich am Saisonende entlassen, und es hieß, der Vertrag sei nicht verlängert worden." Im Januar folgt ein Gütetermin vor Gericht. Ein erstes Angebot des AFC zum gütlichen Vergleich hatte Seeliger abgelehnt.

Echte Victorianer. Unterstützung von höchster Stelle erfuhr unter der Woche Victorias Fanclub "Nordkaos". Curslacks Platzwarthelfer Behrend Schulz hatte den Fans vorgeworfen, sich beim Oberliga-Auswärtsspiel in Curslack danebenbenommen und unter anderem eine Werbebande eingeknickt zu haben (das Abendblatt berichtete). "Diese Fans sind echte Victorianer. Wir haben sogar fünf Schiedsrichter für unseren Verein aus ihren Reihen gewonnen, und sie engagieren sich sehr für Victoria", verteidigte Korthe die Anhänger. "Außerdem sollen viele Vorwürfe aus Curslack so nicht stimmen." Während Schulz bei seiner Darstellung blieb, teilte Curslacks Präsident Michael Hering mit, sein Verein werde auf einen von Schulz erwogenen Brief mit einer Schadensauflistung verzichten: "Unsere interne Platzkommission sieht die Schäden nicht als gravierend genug an."

Gehorsames Team. "Haut die Dinger einfach rein." Auf diese Formel ließ sich der Wutausbruch von Pinnebergs Trainer Michael Fischer in der vergangenen Woche bringen. Ausgerechnet in der Partie beim bisher heimstärksten Oberliga-Team, dem SV Curslack-Neuengamme, gehorchte ihm seine Mannschaft. Ohne die von Fischer monierte "überhebliche Chancenverwertung" gelang ein souveränes 4:0 bei den bisher daheim ungeschlagenen Curslackern. "Schönspielerei ohne Treffer bringt eben nichts", zeigte sich Dreifach-Torschütze Thorben Reibe geläutert.

Fischer, der seinen Jungs gar angeboten hatte, sie könnten bei einer 3:0-Führung nach 60 Minuten "nur noch mit der Hacke spielen, während "ich mich mit Cola und Frikadelle in den Container setze", genoss den Erfolg seiner Worte - und blieb in der Coaching-Zone. "Ich habe hier keine Frikadellen und keinen Container gesehen", schmunzelte er - und jubelte in Anspielung auf Curslacks Derbysieg gegen den SCVM: "Nun sind wir Deich-Derby-Sieger-Arena-Besitzer-Bezwinger."

Gebeuteltes Buchholz. Der zweimalige Oberliga-Vizemeister geht am Stock. Beim Gastspiel in Bergedorf war es personell so eng, dass Trainer Thomas Titze Marc Brandes aus dem Hut zauberte. Brandes hatte sich vor zwei Jahren zum Studieren verabschiedet, wurde bei den Elstern aber noch gut 20 Minuten als Außenverteidiger aufs Feld geschickt. "Irgendwann kann man die ganzen Ausfälle nicht mehr kompensieren", sagte ein verärgerter Kapitän Alexander Gege. "Es ist toll, dass Marc uns gegen eine so spielstarke Mannschaft noch einmal geholfen hat", lobte Gege - obwohl Brandes vor dem entscheidenden 0:2 unglücklich ausgerutscht war.

Aufstiegsverzicht. Oberligaklub SC Condor gab bekannt, dass er sein Aufstiegsrecht in die Regionalliga nicht wahrnehmen werde.