Amateurfußball: Claus Reitmaier pariert einen Strafstoß, Kettner vergießt bittere Tränen, Nordkaos unter Verdacht, Fischer nerven die Ballerinas

Kettner trauert. Die Dominanz des Oberligisten TSV Buchholz 08 in der Fair-Play-Wertung ist überraschend in Gefahr geraten. Bei der Partie in Oststeinbek (1:1) sah Lukas Kettner in der 82. Minute die Rote Karte. Er soll Linienrichter Danny Stöver beleidigt haben. Was nach Oberliga-Alltag klingt, ist für die Buchholzer, die den mit 3000 Euro dotierten "Freundlich & fair"-Preis der Sparda-Bank Hamburg seit seiner Einführung jedes Mal und somit siebenmal in Folge gewannen, eine absolute Rarität. Normalerweise marschiert das Team von Trainer Thomas Titze mit einem Schnitt von einer Gelben Karte pro Spiel und ohne Feldverweis durch die Saison.

"Lukas wollte nach einem Pressschlag einen Eckball haben. Als es den nicht gab, rief er 'Das ist so blind!' in die Luft. Er war nicht aggressiv, und ich verstehe die Welt nicht mehr", kommentierte der Buchholzer Trainer das Geschehen. "Solche Ausrufe kommen im Fußball vor. Wir haben sehr gute Schiedsrichter, aber gäbe es dafür jedes Mal Rot, müssten die Spieler mit dem Shuttlebus zu den Sportgerichtsverhandlungen kutschiert werden. Lukas ist völlig fertig und hat in der Kabine geweint." Wie schwer der Feldverweis wiegt, entscheidet sich nach dem 18. Spieltag. Dann wird der Sieger der aktuellen Fair-Play-Wertung veröffentlicht. Momentan haben Buchholz und der VfL Pinneberg die besten Chancen auf den Erfolg.

Mit Spaß und Geschick. Als Elfmetertöter profilierte sich Ex-Profi Claus Reitmaier im Tor des Oberligisten SV Halstenbek-Rellingen. Fabian Rußbüldt und Robert Hermanowicz nahmen ihren Keeper in der Halbzeitpause sogar in den Arm und bedankten sich beim 47-jährigen Ex-HSV-Torwarttrainer für seine Glanztat. "Ich wusste früh, dass ich in die linke Ecke gehen würde", sagte Reitmaier, der den Strafstoß in der 32. Minute sogar festhielt - eine Demütigung für Schütze Jan Savelsberg.

"Dafür habe ich den Ausgleich vorbereitet", konnte der AFC-Abwehrspieler nach Spielende wieder lachen. Reitmaier konnte einen Schuss von Mustafa Hadid aus kurzer Distanz nicht festhalten, und Benjamin Lipke erzielte das 1:1 (89.). Obwohl Reitmaier in seinem zweiten Ligaspiel somit wieder nicht zu null spielte, hat der Routinier Spaß an der Sache. "Es ist witzig, mit den jungen Spielern in einer Mannschaft zu stehen. Als ich herkam, wollte ich nicht spielen, ich habe ja zwei Jahre nicht mehr trainiert, doch zwei verletzte Torhüter - und plötzlich stehe ich in der Kiste."

Chaotisches Nordkaos? Richtig sauer war nach dem 2:2 in der Oberliga-Partie zwischen Curslack und dem SC Victoria Curslacks Platzwarthelfer Behrend Schulz. Ziel seines Ärgers: Vickys Fanklub Nordkaos. Schulz, der die Gruppierung seit Jahren kritisch sieht, beklagte sich nach der Partie über "eine eingeknickte Werbebande, unfassbar viele Aufkleber und eine mit Edding beschmierte Damentoilette". Mehr noch: "Zudem wurde unsere Werbebande während des Spiels entgegen meiner Anweisung mit einer Fahne abgedeckt und die Bushaltestelle verschandelt."

Das Verhalten der zehn Anhänger des Gäste-Fanklubs will Schulz nun nicht auf sich beruhen lassen. "Unser Verein wird Victoria einen Brief schreiben, in dem die Schäden aufgelistet werden. Dann schauen wir, was passiert. Das ist einfach kein Benehmen."

Cola und Frikadelle. Eine explosive Schimpfkanonade hatte Michael Fischer, Coach des Oberligisten VfL Pinneberg, nach dem 1:1 gegen Sasel für sein Team parat. "Die Überheblichkeit, mit der wir unsere Torchancen vergeben, ist unfassbar", ärgerte sich Fischer.

"Das war mindestens das sechste Spiel, in dem wir spielen wie Ballerinas. Ich kann diesen Show-Fußball nicht mehr sehen und sagte der Mannschaft schon in der Pause, sie soll den Ball einfach ins Tor schießen. Wenn wir 3:0 führen, können sie meinetwegen nur noch mit der Hacke spielen. Dann setze ich mich mit Cola und Frikadelle nach 60 Minuten in den Container."

Einmal in Rage, lobte Fischer noch die ob der fürchterlichen Chancenverwertung meckernden Zuschauer - und kündigte Konsequenzen an: "Ich werde die Spieler hinterfragen, und für das Spiel in Curslack werde ich das Team verändern. Ich habe diese Arroganz einiger Spieler hier satt."

Bitteres Debüt. Drunter und drüber geht es in der Trainerfrage weiterhin bei Hansa-Landesligist GSK Bergedorf. Der erst Anfang Oktober für Burak Öztürk installierte Coach Ahmet Arslan ist schon wieder Geschichte. Nach drei Niederlagen in Folge musste Arslan gehen - und wird bis zur Winterpause überraschend von Faik Algan ersetzt. Der Ex-BU-Akteur war bei seinem Einstand allerdings nicht sonderlich erfolgreich. In Bramfeld setzte es ein 2:7. Damit war Algan allerdings noch besser als Übergangscoach Kamuran Pelek. Dieser kassierte mit GSK am 30. September beim SC Concordia ein 2:11 ...

Budenzauber komplett. Die Teilnehmer der Hamburger Hallenmeisterschaften stehen fest. Als beste acht Amateurteams qualifizierten sich der FC St. Pauli II (Regionalliga Nord) sowie die Oberligisten SC Condor, Eintracht Norderstedt, Germania Schnelsen, Altona 93, SV Curslack-Neuengamme, TSV Buchholz 08 und Bergedorf 85 für das Turnier am 4. Januar in der Sporthalle Hamburg. Regionalligist HSV II hatte nicht gemeldet. Der Sieger der Veranstaltung qualifiziert sich als achtes Team für den Schweinske-Cup, der am 6. und 7. Januar an gleicher Stelle ausgetragen wird.