Amateurfußball: Wirt soll Videobeweis liefern, Condor ist Herbstmeister, Reitmaier feiert Comeback, und in Barsbüttel lebt die Ersatzbank gefährlich

Comeback mit 47. Der frühere Europapokalteilnehmer und Bundesligatorwart (335 Spiele) Claus Reitmaier hat im zarten Alter von 47 Jahren sein Comeback zwischen den Pfosten gegeben - in der Oberliga Hamburg. Beim Spiel der SV Halstenbek-Rellingen gegen Bergedorf 85 (1:1) hütete der kürzlich verpflichtete Würzburger das Tor der Gastgeber am Lütten Hall. "Unser Torwart Maximilian Rohrbach hatte Nierenprobleme. So war Claus an der Reihe", sagte Präsident Hans-Jürgen Stammer und musste nach dem Spiel über "den großen Trubel hier" lächeln.

Dabei hatte die Partie für Reitmaier nicht gut begonnen. "Ich habe mich bei einer Flanke beim Rauskommen verschätzt", erklärte Reitmaier. "Ein Gegenspieler stürmte dazwischen und machte das Tor. Das war Zentimeterarbeit. Da fehlt mir noch etwas die Spielpraxis." Ansonsten hielt er seinen Kasten sauber und konnte seinem Comeback Positives abgewinnen: "Es hat großen Spaß gemacht, wieder zu spielen. Ich fühle mich sehr gut dabei."

Curslacks Videobeweis. Mithilfe moderner Technik möchte sich Oberligist Curslack beim Verbandsgericht beschweren. Das Sportgericht hatte Keeper Frederic Böse für einen angeblichen Rempler an Schiedsrichter Daniel Burmester (TSV Glinde) im Spiel beim SC Condor zu einer Sperre von zehn Spielen verurteilt. Curslack legte nun Einspruch ein und zieht mit einem Videobeweis vors Verbandsgericht. "Ein Wirt, der mir nur bekannt ist als Hugo aus der Kneipe Blaue Nacht, hat die Szene gefilmt", erläuterte Curslacks Coach Torsten Henke. Zusammen mit Liga-Obmann Torsten Schönsee schaute er sie sich mehrfach an. "Man kann deutlich erkennen, dass der Schiedsrichter erst Gelb geben will. Dann zieht er Rot, obwohl beide einen Meter auseinanderstehen. Wir hoffen sehr, dass das Verbandsgericht sich das Video anschauen wird."

Trümmer in Barsbüttel. Ein Gespräch über die Behandlung von Ersatzbänken steht Hasan Yaylaoglu bevor. In der Partie seines Barsbütteler SV gegen den SV Curslack-Neuengamme II (Bezirksliga Ost) wurde der Spieler bei einem 2:1-Vorsprung des Tabellenführers BSV in der 77. Minute ausgewechselt. Daraufhin schlug er wütend auf die unschuldige Ersatzbank ein.

"Er hat mit seiner Hand die Kopfwerbebande an der Ersatzbank zertrümmert und gezeigt, dass er auch in anderen Sportarten gut ist", sagte Trainer Oliver Zapel ironisch. "Eine gesunde Aggressivität hätte ich mir von ihm auf dem Platz gewünscht. Ärgern über eine Leistung darf er sich, nur nicht so. Ich werde mit ihm reden. Immerhin hat er sich dabei nicht verletzt." Die Werbebande soll nun schnell repariert werden, "bevor der Sponsor davon Wind bekommt", so Zapel schmunzelnd.

Später Wetterfolg. Der SC Condor hat sich die Herbstmeisterschaft in der Oberliga Hamburg gesichert. Gejubelt wurde nach dem 0:0 gegen Germania Schnelsen nicht. Auch deshalb nicht, weil kaum jemand mit der späteren 0:2-Heimniederlage der Buchholzer gegen Norderstedt rechnete, die Condor den Herbst-Titel bescherte.

Mittelfeldspieler Matthias Werwath war sogar richtig sauer und veränderte in seinem Statement mal kurz das Ergebnis. "Ich habe noch nie eine so unverdiente Niederlage erlebt", polterte es aus ihm heraus, als er sich mit seinen Mannschaftskameraden abklatschte. Entweder scheiterte der SC an der Querlatte oder an Torwart Holger Bremer, der den verletzten Tobias Grubba vertrat und von seinem Trainer Jens Paeslack "eine überragende Leistung" attestiert bekam. Condors Trainer Meik Ehlert gab sich zunächst gewohnt ironisch: "Ich bin sehr enttäuscht, denn ich hatte heute Morgen alles auf die Herbstmeisterschaft gesetzt, bin sogar zu Fuß zum Spiel gekommen." Später durften Ehlert & Co. dann doch noch jubeln. "Wir sind alle superglücklich. Dieser Titel ist eine Bestätigung unserer Arbeit. Jetzt freuen wir uns auf die Rückrunde", sagte Ehlert.

Gute und schlechte Schritte. Matthias Stuhlmacher schien zu Saisonbeginn einen Trainerjob beim Oberligisten Meiendorfer SV übernommen zu haben, um den ihn die wenigsten beneiden. "Ich bin nicht unglücklich mit meiner Wahl", erklärte der 42-Jährige jedoch nach dem 3:1 beim Abstiegskonkurrenten SC V/W Billstedt. Als Spieler war er nicht der lauteste, als Trainer ging er mal wieder mit angekratzten Stimmbändern vom Platz. "Ich will das eigentlich gar nicht, aber ich glaube, dass die Mannschaft das noch braucht", analysierte er den wichtigen Schritt nach vorn.

Das Thema "Schritte" brachte hingegen V/W-Manager Wolfgang Krause auf die Palme. Er regte sich über die Wahl des Schuhwerks seiner Spieler auf dem rutschigen Untergrund auf. "Da wird das neueste Modell Salambo für 347 Euro stolz präsentiert, und die können damit noch nicht einmal geradeaus laufen", meckerte Krause. Nur unter Schmerzen laufen konnte bereits vor dem Anpfiff Billstedts Co-Trainer Andreas Heeschen. "Ich bin beim Abgeben des Spielberichts umgeknickt, konnte das Warmmachen nicht leiten, habe starke Schmerzen im Fuß und muss die Niederlage verdauen", kommentierte er seinen Arbeitstag.