Amateurfußball: Manager des SC Victoria befragt Oberliga-Vereine zur Spielberechtigungsliste. Reiher kann nicht lügen, Schönteich motiviert mit Eis

Sehr wahrheitsliebend. Sperbers Thomas Reiher trug beim 5:1 der "Raubvögel" in der Landesliga Hammonia über den SC Teutonia 10 eine Mitschuld am Platzverweis seines Mitspielers Lennart Ekkelund. Zu Beginn der Partie hatte die Zusammenarbeit der beiden noch sehr gut funktioniert. Spielmacher Ekkelund, mit zwei Vorlagen und zwei Treffern überragender Mann auf dem Platz, bereitete per Eckball das 1:0 von Abwehrchef Reiher nach 76 Sekunden vor. Beim Stand von 5:0, sieben Minuten vor dem Abpfiff führte der bereits mit einer Gelben Karte vorbelastete Ekkelund jedoch einen Freistoß aus 18 Metern in zentraler Position aus, als Teutonias Keeper Michael Wegener noch die Mauer stellte.

Eine lange Diskussion mit Schiedsrichter Daniel Gawron (TuS Osdorf)folgte, an deren Ende Sperbers Zehner mit Gelb-Rot vom Feld musste. "Lennart dachte, der Freistoß sei freigegeben. Nach seinem Schuss wollte der Schiedsrichter mir Gelb geben. Da sagte ich ihm, dass Lennart geschossen hat", gab Reiher nach dem Abpfiff zerknirscht zu. "Mir fiel sofort ein, dass Lennart dann vom Feld muss. Ich sagte dem Schiri schnell, ich hätte doch geschossen. Aber es war zu spät." Ekkelund nahm seinen Platzverweis mit Humor. "Das ganze Tor war frei und ich treffe nur den Pfosten. Daran muss ich arbeiten."

Empirische Untersuchung. Immer größerer Aufmerksamkeit erfreut sich das Verfahren des SC Victoria gegen Bergedorf 85 (das Abendblatt berichtete). Vickys Manager Ronald Lotz startete in der vergangenen Woche per Mail eine Umfrage unter allen anderen Oberliga-Vereinen. Die Klubs sollten ihm mitteilen "ob, wieso oder weshalb aus ihrer Sicht für ihren Verein die Spielberechtigungsliste maßgeblich für die Spielberechtigung für Oberliga-Spieler ihres Vereins ist". Victorias Einspruch stützt sich auf das Fehlen dreier Bergedorfer Spieler (Akyol, Bugrov, Ioannou) auf jener Liste in der Oberliga-Partie gegen Victoria. Ferner sollten die Vereinsvertreter beantworten, ob und mit welchen Gründen der Verband sie zur Abgabe der Liste aufforderte und wie sie mit dem Einsatz von Spielern umgegangen sind, die nicht auf der Liste standen.

Bisher konnte Lotz unter den Rückläufen ein einmütiges Ergebnis verbuchen. "Es gibt eine Riesenresonanz unter den Vereinen. Alle Klubs, die sich zurückgemeldet haben, sind mit uns einer Meinung, was die Handhabung der Spielberechtigungsliste angeht. Nur wer auf dieser Liste steht, ist spielberechtigt."

Inwieweit die Ergebnisse der Umfrage die Sportgerichtsbarkeit des Hamburger Fußball-Verbandes beeinflussen, wird sich erst erweisen müssen. Ein endgültiges Urteil steht weiter aus.

Echtes Derby. Wie motiviert man Kinder, etwas zu tun, das ihnen nicht gefällt? Daran dürfte SCVM-Trainer Jan Schönteich gedacht haben, als sich der Oberliga-Aufsteiger ausgerechnet im Derby bei Curslack in den ersten 20 Minuten vorführen ließ. Wild gestikulierend versprach er: "Der Erste, der einen Zweikampf gewinnt, bekommt ein Eis!" Was die Zuschauer am Spielfeldrand lachen ließ, war am Ende für Schönteich das bittere Eingeständnis der Niederlage: "Wir haben verdient verloren." Curslack war über 90 Minuten überlegen und zeigte mehr Willen und Biss. "Ich habe ein bisschen gebrannt", gestand Oldie Matthias Reincke, der sich kurz vor der Halbzeit mit Jan Schönteich Auge in Auge gegenüber stand. "Halt die Fresse" hatte Schönteich den Vorbereiter des 1:0 provoziert, Reincke konterte mit "Rauhaardackel". Zum Schluss gab es eine ernst gemeinte Umarmung und Schönteichs Erklärung: "Wir kennen uns seit Jahrzehnten, haben sogar circa 1934 zusammen als Spieler die Meisterschaft im Freizeitfußball gewonnen. Deshalb war es ein Austausch unter Freunden." Ein echtes Derby eben. Wenigstens für den Coach.

Flutlichtausfall. Einen ungewöhnlichen Spielausfall musste Hansa-Landesligist SV Börnsen verkraften. Beim Abschlusstraining vergangene Woche standen die Spieler plötzlich im Halbdunkeln, als ein Flutlichtmast ausfiel. Da der Schaden bis Freitagabend nicht behoben werden konnte, musste die Partie gegen den TSV Wandsetal abgesagt werden. Auf Flutlicht müssen die Fans für dieses Duell übrigens trotzdem nicht verzichten. Die Begegnung soll nach der Schadensbewältigung an einem Werktag nachgeholt werden.

Mit langem Anlauf. Hammonia-Landesligist SC Concordia II hat tatsächlich ein Fußballspiel gewonnen. Mit 3:2 besiegten die Marienthaler den Wedeler TSV und vermieden somit eine sieglose Hinrunde. Den Siegtreffer erzielte Jurijus Jeremejevas in der 70 Minute. Zehn Fans im Sportpark Hinschenfelde - die übrigen 20 Zuschauer kamen aus Wedel - feierten ihr Team, das mit strahlenden Gesichtern vom Feld ging. "Die Mannschaft fragt mich schon seit Wochen, wann mein Spruch, dass sich harte Arbeit auszahlt, endlich mal zu einem Sieg führen wird. Nun war es so weit, und wir sind überglücklich", jubelte Trainer Andreas Führer, der die Leitung des Teams bald an Patrikk Ernst abgeben und sich wieder voll auf seine erste Mannschaft konzentrieren wird. Eine Auflösung der zweiten ist übrigens "bis Ablauf der Transferperiode im Winter erst einmal vom Tisch", freute sich auch Cordis Liga-Obmann Florian Peters.

Herbstmeister. Barmbek-Uhlenhorst (Landesliga Hansa) und der FC Elmshorn (Landesliga Hammonia) holten sich am Wochenende mit deutlichen Heimsiegen die Herbstmeisterschaft in ihren Staffeln.