Amateurfußball: Pinnebergs Innenverteidiger läuft als Nummer eins auf. Aßmann hat Redebedarf, Cardoso wieder im Alltag, Fritsch steigt wieder ein

Mit Bolzplatz-Erfahrung. Pinnebergs Florian Holstein ist eigentlich Innenverteidiger. Als beim Oberligisten vergangene Woche kein Ersatzkeeper zur Verfügung stand, hatte sich Holstein im Scherz bereit erklärt, diesen Job zu übernehmen. Für das Heimspiel gegen Condor hatte VfL-Trainer Michael Fischer den erfahrenen Sinanudin Omerhodzic reaktiviert, da diesmal sogar beide Torhüter nicht zur Verfügung standen. Beim Aufwärmen passierte das Tragische: Omerhodzic verletzte sich und musste mit Verdacht auf Kreuzbandriss passen. "Ich hatte so ein gutes Gefühl - und dann das", sagte der Keeper nach dem Fast-Comeback niedergeschlagen. Für Florian Holstein wurde aus seinem Scherz nun bitterer Ernst: Er musste sich das Torhüter-Trikot überstreifen und seinen neuen Platz zwischen den Pfosten einnehmen. Seine bisherige Erfahrung als Keeper? "Nur auf dem Bolzplatz", so Holstein.

Bei der ersten Condor-Chance musste er gleich hinter sich greifen. Bis dahin hatte die Pinneberger Elf geführt und bravourös verteidigt. Dass am Ende null Punkte zu Buche standen, kreidete sich Holstein an: "Beim 1:2 sah ich nicht gut aus." Den langen, direkt auf das Tor gezogenen Freistoß von Alexander Krohn verpasste Holstein - und machte Condor zum neuen Tabellenführer. Dass er im gesamten Spiel keinen schlechten Eindruck als Keeper hinterlassen hatte, konnte ihn nicht trösten: "Es überwiegt die Enttäuschung über die Niederlage."

Konkrete Entscheidung. Weiterhin rätselhaft schlecht kickt sich Hammonia-Landesligist SC Sperber durch die Saison. Gegen die SV Lieth kassierte der einstige Aufstiegskandidat nach erneut schwacher Vorstellung ein 0:3 auf eigenem Platz am Heubergredder. "Es geht jetzt gegen den Abstieg", stellte Sperbers Manager Jens Stümpel enttäuscht fest. "Trotz unserer Verletzungsmisere verstehe ich eine solche Niederlage nicht. In der Woche trainieren wir aggressiv und setzen dann auf dem Platz wenig um. Das ist frustrierend."

Seinen Trainer Knut Aßmann, im siebten Jahr bei Sperber, will Stümpel nicht infrage stellen. "Unser Coach tut mir bei solchen Vorstellungen eher leid." Die Frage ist jedoch, was Aßmann tun wird. Er hat seinen Manager für Dienstag um ein Gespräch gebeten. "Wir werden danach eine konkrete Entscheidung verkünden", erklärte Stümpel.

Weniger Zuschauer. Eine überraschende Pleite erlebte Rodolfo Cardoso bei seinem Wiedereinstand als Trainer des HSV II. In der Partie der Regionalliga Nord gegen den Tabellenletzten SV Wilhelmshaven musste der Übergangs-Bundesligacoach ein 0:1 hinnehmen. Francky Sembolo, Nationalspieler der Republik Kongo, erzielte für den mit acht Niederlagen in Folge im Gepäck angereisten Gast in der 17. Minute das Tor des Tages. "Einige Spieler waren nicht dem Kopf dabei. Wir spielten wenig zusammen und haben die erste Halbzeit verschenkt", stellte Cardoso ernüchtert fest. Dass er nach seinem vierwöchigen Ausflug zu den Profis nun wieder vor wenigen Hundert Fans - am Sonnabend waren es 205 - seinen Trainerjob verrichtet, störe ihn aber nicht: "Die U23 ist mein Alltag. Da sind eben weniger Fans. Klar habe ich den Ausflug in die Bundesliga genossen. Aber es ist für mich nicht so wichtig, vor wie vielen Zuschauern wir spielen. Entscheidend sind die Leistungen auf dem Platz."

Diese betrachten seine Spieler übrigens durchaus selbstkritisch, wie Mittelfeldspieler Sören Bertram nach dem Spiel in seinem Statement zeigte: "Das 0:1 geht auf mich. Da muss ich schneller spielen."

Mit Auto und Boot. "Wir wollen das hier nicht zu einer Never ending Story machen", sagte Blankeneses Trainer Oliver Fritsch am Abend des 30. September. Da hatte der Trainer, der acht Tage zuvor seinen Abschied bekannt gab, aber so lange beim Hammonia-Landesligisten bleiben will, bis diese einen Nachfolger für ihn gefunden hat (das Abendblatt berichtete), gerade sein zweites Abschiedsspiel mit 3:1 gegen den SC Teutonia 10 gewonnen. Nun ist Fritsch immer noch da, macht bis zur Winterpause weiter. "Ich musste der Mannschaft bereits meinen Wiedereinstand geben", schmunzelte der Coach, dessen Bilanz nach dem 2:4 gegen den HSV III mittlerweile bei sieben Zählern aus vier Abschiedsspielen steht.

Was für die SV Blankenese so schwer daran ist, einen neuen Trainer zu finden, kommentierte Fritsch zunächst mit dem Schalk im Nacken ("Der Neue muss nach Blankenese passen, braucht also ein abgeschlossenes Hochschulstudium, einen Segelschein und ein Cabrio") - und dann ernsthaft: "Unser Liga-Obmann Sven Piel ist momentan beruflich in Chicago unterwegs. Aber ich denke, spätestens in der Winterpause wird er einen neuen Trainer finden."

Emotionaler Showdown. Am Mittwoch um 18.15 Uhr steigt an der Jenfelder Allee die Verbandsgerichtsverhandlung zum Protest des Oberligisten SC Victoria (das Abendblatt berichtete) gegen die Wertung der 2:3-Niederlage bei Bergedorf 85.