Amateurfußball: Pinneberger lässt Altonas Anhang verstummen. ETV zahlt bald, Bergedorf wacht auf, Öztürk gefeuert und glücklich

Prämie naht. Die vor drei Monaten im Streit um die Verteilung von 100 000 Euro DFB-Antrittsprämie zurückgetretene Mannschaft des Hammonia-Landesligisten ETV wartet weiterhin auf ihre Prämie in Höhe von 22 000 Euro für den Gewinn des Oddset-Pokals. Der Vorstand hatte in der Öffentlichkeit stets betont, die Spieler trotz des Zerwürfnisses für den Pokalsieg zu entlohnen. "Der Verein wirft uns vor, es seien einige Bälle und Trikots verschwunden. Es sollen im Freudentaumel nach dem Finalsieg gegen Billstedt auch einige Fans zu unserer Bank gelaufen sein und sich dort an den Trikots bedient haben, wofür wir verantwortlich gemacht werden. Wir schlugen nun vor, die angemahnte Summe zu verrechnen. Außerdem schauen alle Jungs nach, ob sie noch ein ETV-Trikot haben. Ein bewusstes Zurückhalten ist nicht wahrscheinlich. Die Spieler wollen die Dinger loswerden", erklärte Ex-ETV-Coach Dennis Mitteregger. Er sei skeptisch bezüglich der Auszahlung der Prämie. Ein Anwalt sei eingeschaltet.

Aufsichtsratsmitglied Peter Clasen versprach erneut, der Verein werde Wort halten. "Die Oddset-Pokal-Einnahmen reichen zum Begleichen der Prämie nicht aus. Das Geld vom DFB ist noch nicht da. Mitteregger versprach uns, die noch fehlenden Sachen einzusammeln. Wir werden unser Versprechen halten und die Prämie wahrscheinlich diese Woche auszahlen."

Erfolgreicher Wüterich. Etwas dünnhäutig zeigte sich Bergedorfs Trainer Olaf Poschmann nach dem glücklichen 2:1-Derbysieg in der Oberliga-Partie gegen Curslack. "Glaubt Ihr, wir nennen hier Zahlen oder Vertragsinhalte? Warum muss bei dem Thema immer weiter nachgefragt werden? Das ist jetzt durch und offiziell beendet", schnaubte Poschmann auf der Pressekonferenz bezüglich Nachfragen der Journalisten zur Trainerposse in Bergedorf.

Dabei hatten die "Elstern" in der Sache selbst eigentlich allen Grund zur Freude, denn am Freitagnachmittag einigten sich Poschmanns alter Verein, Ost-Bezirksligist FSV Geesthacht, und Bergedorf 85 nach zwei Wochen Streit auf die Modalitäten des Trainerwechsels. Der 44 Jahre alte Coach darf nun also ganz offiziell an der Seitenlinie stehen - und nicht, wie beim 0:2 gegen Pinneberg vorvergangenen Sonntag, ganz privat. Während sich Geesthachts Präsident Volker Tack "erleichtert und glücklich" zeigte, "dass Bergedorf endlich aufwachte und uns entgegenkam", stimmte Bergedorfs Manager Bülent-Tinas-Topal zunächst dem offenen Geheimnis zu, dass Geesthacht zwei Freundschaftsspiele und etwas Geld als Ablöse für Poschmann erhält - um Minuten später zu verkünden, er glaube nicht an eine Geldzahlung seines Klubs. Allerdings gestand er ein: "Wir waren blauäugig, als wir glaubten, Geesthacht würde Olaf ohne Bedingungen weglassen."

Glücklich nach Entlassung. Das nächste Trainertheater in der Nähe lieferte Hansa-Landesligist GSK Bergedorf. Burhan Öztürk wurde beim Aufsteiger trotz Tabellenplatz sechs entlassen. Der geschasste Übungsleiter, seit letzten Winter als Co-Trainer in Diensten bei GSK und beteiligt an der Aufholjagd, die zum Aufstieg führte, sieht seinen Sturz von langer Hand inszeniert.

"Vom ersten Tag an freute sich der Vorstand nicht über Siege. Ich musste fast alles selber machen, inklusive der Pflege der Trikots. Man brauchte nur meinen Namen, um Spieler wie Innenverteidiger Joe Warmbier zu ködern." Öztürk sieht Durak Demir, der sich nun wieder auf die Trainerbank setzt, weiter als starken Mann bei GSK.

"Er sitzt nicht mehr im Vorstand, aber ohne sein Wort geht nichts. Ich denke, Herr Demir wollte einfach wieder selber Trainer sein." Enttäuscht sei er aber nicht. " Ich bin glücklich. Ich hätte die Entwicklung sehen müssen. Der ganze Druck ist nun von mir abgefallen."

Gut zurückgeschlagen. Seine Wut münzte Pinnebergs Thorben Reibe im Oberliga-Spiel bei Altona 93 produktiv um. Reibe hatte nach einem Zweikampf im Sechzehner der Gastgeber statt eines Elfmeters eine Gelbe Karte für eine Schwalbe erhalten. Weil der angebliche Sünder noch minutenlang liegen blieb, pfiffen die AFC-Fans ihn aus. Reibe wurde vom Feld geführt, kam unter Beschimpfungen des AFC-Anhangs zurück, erkämpfte sich sofort die Kugel und schickte Sören Badermann, der das 2:1 für den VfL - Endstand 3:1 - erzielte. "Das war ein klarer Elfmeter. Reibe blutete an der Lippe nach einem Ellenbogenschlag. Seine Antwort war sehr gut", sagte Trainer Michael Fischer - und ärgerte sich über Altonas Fans. "Wir siegen hier, und ich höre einige von denen nach der Partie darüber sprechen, wie mittelmäßig unser Team doch sei. Solche Leute haben einen Amöben-IQ."

Genaues Konzept. Eine geplante Tabellenführung gab es am Sonntag in Norderstedt zu sehen: "Wir hatten geplant, dass wir nach dem siebten oder achten Spieltag ganz oben sind", freute sich Germania-Torjäger Jürgen Tunjic. Das funktionierte einwandfrei. Der Routinier half kräftig mit, brachte seine Elf mit dem umstrittenen 1:0 - der Ball soll von Matthias Ribeau vor der Linie geklärt worden sein - auf die Siegerstraße. Schnelsens Trainer Jens Paeslack hielt selbigen Ball allerdings flach: "Das ist nur eine Momentaufnahme. Zum jetzigen Zeitpunkt ist mir der Tabellenplatz noch gar nicht wichtig."

Camlica-Rückzug? In der Landesliga Hammonia deutet sich der Rückzug von Camlica Genclik an. Zur Partie in Wedel trat der Tabellenletzte nicht an. Wedels Pressesprecher Christian Buhrke: "35 Minuten vor Spielbeginn teilte uns Camlica durch seinen Trainer Nuri Demir mit, dass sie kein Team zusammenbekommen. Ärgerlich, denn die Zuschauer waren da und unsere Jungs bereiteten sich auf dem Platz vor." Das Spiel wird nun wahrscheinlich mit 3:0 für Wedel gewertet.