Amateurfußball: Rahlstedts Göde erzürnt den Schatzmeister, Akgüls Plan führt Altona zum Triumph - und Palomas Drews erzielt Eigentor des Jahres

Akgül als Taktiker. Wieder mal konnte der SC Victoria daheim nicht gegen Altona 93 gewinnen. Im ältesten Fußballderby Deutschlands unterlag das Team von der Hoheluft dem AFC mit 0:1 und wartet nun seit über acht Jahren auf einen Heimerfolg gegen die Jungs von der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Dabei dachte sich Vickys Trainer Lutz Göttling nach der Pause einen feinen Plan aus, um das Oberliga-Spitzenspiel zugunsten der Gastgeber zu entscheiden. Er nahm den schwachen linken Mittelfeldspieler Jan Vierig in der 58. Minute vom Feld und brachte Mathias Hinzmann. Dieser spielte links hinten in der Viererkette, Andreas Goldgraebe rückte auf Vierigs Position vor. Göttling: "Die Überlegung war, Goldgraebes Schnelligkeitsvorteile gegen Altonas Rechtsverteidiger Mustafa Hadid zu nutzen. Er bereitete in der Schlussphase auch zwei Chancen für uns vor."

Das brachte allerdings nichts, da die Möglichkeiten vergeben wurden und sich der eingewechselte Hinzmann als unglücklicher Fehler im System erwies. Einen Freistoß von Sezgin Akgül fast von der Mittellinie fälschte er fünf Minuten nach seiner Einwechslung ins eigene Netz ab - zum Tor des Tages für die Gäste. Trotzdem war Hinzmann Teil einer perfekten Planung. "Ich habe den Ball bewusst dahin geschlagen, in der Hoffnung, dass ihn jemand berührt", freute sich Ex-Victorianer Akgül.

Nettes Team. Eine Klasseleistung mit Erlaubnis seiner Teamkollegen lieferte Pierre Knorr in der Hammonia-Landesligapartie SC Teutonia 10 - Wedeler TSV (2:0) ab. Knorr rutschte fünf Minuten vor dem Anpfiff für Marcel Bonewald ins Team, der sich beim Aufwärmen gezerrt hatte. Dann überzeugte er als laufstarke, offensive Mittelfeldkraft und erzielte in der 82. Minute das erlösende 2:0. "Pierre macht sich gerade selbstständig. Eigentlich muss er mindestens ein- bis zweimal die Woche trainieren, um in der Startelf zu stehen.

Das ist der Deal", erläuterte Trainer Theo Ourgantzidis. Also fragte er seine Mannschaft nach Bonewalds Ausfall, ob sie mit Knorrs Einsatz einverstanden wäre. "Es kam Zustimmung. Pierre dankte es mit einer bravourösen Leistung. ", sagte Ourgantzidis lächelnd.

Arne is back. Arne Gillich fehlte dem Oberligisten TSV Buchholz genau eine Woche. Ein Freund nahm seine Auszeichnung zum Hamburger Fußballer des Jahres für ihn in Empfang.

Und seine Kollegen kassierten gegen Billstedt nach einer 3:0-Führung noch das 3:3. Alles vergessen. Am Sonntag trat Gillich mit seinem Team beim nun gestürzten Spitzenreiter SC Condor an und trumpfte auf, als hätte er nicht gefehlt. "Für heute hat es gereicht. Die morgendlichen Strandläufe haben sich ausgezahlt", lächelte Gillich nach seinen zwei herrlichen Freistoßtoren, die die Buchholzer auf die Siegerstraße brachten. "Arne ist unser Star", rief Finn Thede den wartenden Journalisten zu und auch Marian Grühn, der vom Außenverteidiger zum Stürmer wurde, lobte Gillich: "Es macht sich schon bemerkbar, wenn er fehlt. Er ist eben nicht ohne Grund Hamburgs Spieler des Jahres geworden." In Sachen Meisterschaftsprognose blieb der Freistoßkünstler jedoch vorsichtig: "Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nichts Falsches sage, sonst lässt mein Trainer mich Strafrunden laufen. Er stapelt ja immer etwas tief. Daher erst einmal 40 Punkte erreichen, dann sehen wir weiter."

Traumziel BU. In der Landesliga Hansa basteln Barmbek-Uhlenhorst (BU) und der Rahlstedter SC weiter an ihren überragenden Serien. Beide Teams gewannen bisher alle sieben Ligaspiele. Während BU oben erwartet wurde, überrascht Rahlstedts Höhenflug - den das Team beim Tabellenletzten SC Schwarzenbek an der Schützenallee unter kuriosen Bedingungen fortsetzte. Nach einer fürchterlichen Leistung lag der RSC nach einer Stunde mit 0:1 zurück, als sich Volkan Coban für eine Tätlichkeit auch noch die Rote Karte abholte - und die Gäste in Unterzahl plötzlich aufwachten.

Patrick Westermann besorgte den Ausgleich (70.) und Kevin Göde netzte in der 99. Minute - die Partie war wegen einer Verletzung zehn Minuten unterbrochen - zum 2:1 ein. "Die Flanke zum Siegtreffer kam von Lukas Schörle. Er ist eigentlich Innenverteidiger und wird nicht fürs Laufen bezahlt. Er hat sich in der Szene zwar langsam, aber auch sehr schön durchgetankt", sagte Liga-Obmann Matthias Albrecht. "Jetzt steigt mir unser Schatzmeister wieder aufs Dach, was das für Prämien kostet, wenn die Jungs weiter alles gewinnen. Aber sie sollen mal so weitermachen. Da BU nicht schwächeln wird, wäre unser Heimspiel gegen die Barmbeker am 15. Oktober dann ein echter Knaller."

Eigentor aus 50 Metern. Passend zur tristen Lage im Tabellenkeller schoss Oberligist USC Paloma beim 1:4 gegen Norderstedt den ersten Treffer für die Gäste gleich selber. Und wie! Sven Drews passte von der Mittellinie zu Keeper Zakaria Chergui. Dieser schlug mehrere Luftlöcher und der Ball kullerte zum 0:1 ins Tor. Chergui hatte beim Tabellenletzten bis dato die besten Leistungen geliefert. Die Frage ist nun, ob er seinen Platz zwischen den Pfosten an Marco Koch abgeben muss. Trainer Daniel Sager hatte Chergui öffentlich versichert, er sei "bis zur Winterpause die Nummer eins."