Amateurfußball: Halstenbeks Hermanowicz spielt Remis gegen Präsidenten. Schiedsrichter Milinovic bringt Fans zusammen, Heeschen als Reiseleiter

Pyro-Verbrüderung. Eine neue Fanfreundschaft beförderte Schiedsrichter Tim Milinovic (SV Altengamme) beim Spitzenspiel der Landesliga Hansa zwischen Hamm United und Barmbek-Uhlenhorst (2:3). Nachdem die Anhänger beider Teams in der ersten Halbzeit bereits Spaß daran fanden, sich ein wenig mit Rauchbomben einzunebeln, ließ Milinovic beiden Lagern per Durchsage über Stadionsprecher Detlev Meyer mitteilen, sie sollten dies unterlassen. Hamms Anhang reagierte in der 79. Minute jedoch verzückt auf Oliver Kunkels traumhaften Volleyschuss zum 2:3 und zündete lilafarbene Pyrotechnik auf der Tribüne des Hammer Parks.

Milinovic unterbrach das Spiel und musste sich von Stadionsprecher Meyer sogar per erneuter Durchsage anhören, dass "der Schiedsrichter jetzt eine Pause haben möchte. Wir wissen zwar nicht, wo er eine Gefährdung sieht. Aber das wird er selber wissen." Die siebenminütige Unterbrechung nutzte der harte Kern der 400 Fans dafür, sich anzufreunden und fortan gemeinsam den kräftigen Sprechchor "Pyrotechnik bis zum Erbrechen" anzustimmen. Das verwirrte wiederum Milinovic, der das Spiel statt mit Anstoß für BU mit Schiedsrichterball fortsetzen wollte, von Barmbeks Frank Saaba ("Die haben getroffen, dann kriegen wir doch den Ball!") daran aber erfolgreich gehindert wurde. Am Ende waren fantechnisch gesehen alle Brüder und Schwestern - nur Hamms Trainer Uli Schulz war sauer: "Diese Unterbrechung war ein Unding. Der Schiedsrichter glaubte wohl, er befände sich hier in einem Stadion mit 80 000 Menschen."

Schau ausgeguckt. Ein Tor mit kasachischer Anleitung erzielte Bergedorfs Rechtsverteidiger Philip Pettersson beim 3:2 seines Teams in der Oberliga-Partie gegen den SC Victoria. Wie am Abend zuvor Ulan Konysbaev zum zwischenzeitlichen 1:1 für die Kasachen in der Türkei flankte Pettersson den Ball nach einer Stunde, in der ein klar unterlegenes Bergedorf bis dato zweimal aufs Tor geschossen hatte, aus gut 40 Metern von der Seitenlinie Richtung Tor. Der Ball rutschte ab, Vickys Keeper Christian Schau reagierte zu spät und die Kugel segelte in den Winkel am zweiten Pfosten. Souverän wie ein ganz Großer drehte sich Pettersson ab und bejubelte cool das 1:0, welches Bergedorf auf die Siegerstraße brachte.

"Den wollte ich natürlich nicht so machen", gab er später zu. "Ich habe in der Mitte nur einen Spieler von uns gesehen und wollte flanken. Aber so war es natürlich noch besser."

Keine Botengänge. Ein merkwürdiges Oberliga-Spiel bestritt Halstenbeks Verteidiger Robert Hermanowicz beim 4:1-Sieg seiner Mannschaft gegen den SC Vier- und Marschlande. Erst markierte er das 1:0, verschoss dann einen Foulelfmeter, machte kurz darauf das 2:0 - und verursachte schließlich den Foulelfmeter, der zum Ehrentreffer für die Gäste führte. "Das war heute sein goldener Tag. Da war alles dabei", sagte Präsident Hans-Jürgen Stammer - und konnte sogar dem Gegentor etwas abgewinnen. "Ich arbeite mit Robert im Autohaus zusammen. Ich habe ihm gesagt, für jedes seiner Tore hole ich ihm am Montagmorgen eine Tasse Kaffee. Morgen muss ich also nicht laufen." Stammers Rechnung: "Zwei Tore, einen Elfer verschossen, einen Elfer verursacht - das ist ein Remis. Da kann ich alter Sack mal auf meinem Stuhl sitzen bleiben."

Erfolgreiche Reisewarnung. Den eigenen Fans die richtige Richtung wies Billstedts Co-Trainer Andreas Heschen vor der Oberliga-Partie in Buchholz. Auf seiner Facebook-Seite warnte er die Getreuen, "nach Buchholz zu fahren und nicht nach Buxtehude". Hintergrund: Bei der 0:2-Niederlage vor zwei Jahren verfuhr sich Billstedts Mannschaft bei der Anfahrt in die Nordheide, steuerte zunächst Buxtehude an. Gerade rechtzeitig kehrte das Team um - aber ohne Punkte heim. Heeschen: "Man munkelt, der damalige Reiseleiter wusste nicht so genau, wo er hinfahren musste."

Daher die Reisewarnung - doch sie schien den zehn Billstedter Fans nichts zu nützen. Zwar waren sie wie ihr Team pünktlich zur Stelle, doch nach 78 Minuten stand es 0:3. Doch dann belohnten Yannic Reichenbach (78.), Valerij Scerbinin (82.) und Juro Julardzija (85.) durch einen mit dem Rücken zum Tor ausgeführten Heber die Vielgereisten und schafften beim Favoriten sensationell noch das 3:3. "Das lief ab wie im Film. Ich bin ja sonst nicht so der Typ, der noch an Wunder glaubt, aber das war wunderschön", so Heeschen. Auch für die Fans. "Die standen alle bei unserer Bank, und wir jubelten gemeinsam."

Sander fit und geschlagen. Das Auswärtsspiel beim USC Paloma musste Sasels Torwart Holger Sander wegen Knieproblemen ausfallen lassen. Bei der Partie in Schnelsen war er wieder dabei. "Ich wollte einfach noch mal Oberliga spielen", begründet der 39-Jährige, warum er immer noch zwischen den Pfosten steht. Allerdings ist die Saison bisher kein Vergnügen, auch in Schnelsen setzte es ein 2:4. Wie der Aufsteiger auf einen grünen Zweig kommen will, ist weiter fraglich. "Nach den ersten 25 Minuten musste man Angst haben, dass es hier mehr als deutlich wird. Wenn es zum Klassenerhalt reicht, dann wären wir hochzufrieden", sagte Sander.