Amateurfußball Bergedorfs Manager Tinas-Topal findet die richtigen Drähte, Algan trifft von der Grundlinie, Harksheide hat Tipp für HFV

Mienert ist dunkle Geschichte. Als der Bergedorfer Sascha de la Cuesta kurz vor dem Ende den 3:1-Siegtreffer in Niendorf erzielte, waren sich die Spieler auf der Bergedorfer Bank sicher: "Das Kapitel Mienert ist abgeschlossen!" Der ungeliebte Trainer wurde vergangene Woche entlassen - eine Befreiung, wie Kapitän de la Cuesta zugab. "Am liebsten würde ich die Saison neu beginnen", sagte der Torschütze und verteilte noch einen Seitenhieb an den geschassten Coach: "Wenn man mit uns normal umgeht, wie mit erwachsenen Menschen, und uns Respekt entgegenbringt, dann können wir einiges zeigen."

Elstern-Trainer im Niendorf-Spiel war Manager Bülent Tinas-Topal, den Friedhelm Mienert als Drahtzieher eines Komplotts ausmachte. "Ich wusste gar nicht, dass er mich so gut kennt, denn ich bin gelernter Elektriker und damit tatsächlich ein Strippenzieher", lächelte Tinas-Topal vielsagend. "Wenn ich sehe, dass 20 Spieler ohne Spaß rumlaufen und der Trainer unsere Besten aussortieren will, muss ich reagieren. Dafür bin ich da", verteidigte der Interimscoach den Trainerrauswurf. Er selbst will den Job an der Linie nicht fortsetzen; Top-Favoriten auf die Mienert-Nachfolge sind jetzt Frank Hüllmann und Olaf Poschmann. Dass der neue Trainer ebenfalls scheitern wird, davor hat Tinas-Topal mit Blick auf die Spielerabgänge der Mienert-Ära keine Angst: "Man kann als Trainer bei uns nichts verkehrt machen. Es sei denn, man vergrault die Spieler."

Trauriges Schlitzohr. Seine geballte Cleverness stellte in der Oberliga-Partie SC Condor-SV Halstenbek-Rellingen wieder einmal Berkan Algan unter Beweis. Der 34-jährige Halstenbeker lief nach neun Minuten einem nahe der Eckfahne Richtung Toraus trudelnden Ball hinterher, den Condors Torwart Sascha Kleinschmidt scheinbar sicher abschirmte. Als die Kugel liegen blieb, ließ der Schiedsrichterassistent auf der anderen Seite weiterspielen. Der verblüffte Kleinschmidt schlug das Spielgerät nicht weg, sondern setzte zum Protest an. Algan nutzte die Gelegenheit, umlief den Keeper, spitzelte ihm den Ball durch die Beine und verwandelte fast von der Grundlinie zur Gästeführung.

"Der Ball war noch im Spiel und ich dachte mir, da kann ich doch mal dranbleiben", erklärte er nach dem Spiel augenzwinkernd. Da weitere acht (!) teils klarste Torchancen HR jedoch nicht reichten, um weitere Treffer zu erzielen, kassierte der Aufsteiger letztlich eine äußerst unglückliche 1:2-Niederlage. Die zukünftige Lösung für dieses Problem hatte der Torschütze parat: "Alle unsere Stürmer müssen schlitzohriger und cleverer agieren."

Regeländerung angeregt. Von der Oberliga bis zu den Bezirksligen mussten am Freitagabend gleich sechs Partien wegen Unwetters abgebrochen werden. Besonders hart traf das Schicksal Nord-Bezirksligist TuRa Harksheide. Die Truppe von Trainer Jörg Schwarzer dominierte die zweite Mannschaft von HSV Barmbek-Uhlenhorst über 80 Minuten und führte verdient mit 3:0.

Dann brach Schiedsrichterin Kristina Nicolai (Duwo 08) die Partie ab, da durch Blitze die Sicherheit der Spieler nicht mehr gewährleistet war. Nun wird das Spiel wie auch alle übrigen Partien neu angesetzt. "Es war richtig von der guten Schiedsrichterin, die Partie zu stoppen. Die Gesundheit aller Beteiligten geht vor. Allerdings hatten wir vorher besprochen, dass sie 20 Minuten warten und das Spiel nur unterbrechen solle. Wir waren mit der Internetseite wetter.com verbunden und konnten dort sehen, dass die Unwetterfront vorüberzieht", trauerte Harksheides Liga-Obmann Thomas Hochmuth - und regte eine Regeländerung an.

"Selbst der gegnerische Trainer Andreas Höhn lobte uns für unser tolles Spiel und fand, wir hätten den Sieg verdient gehabt. Und Frau Nicolai trug auf dem Spielberichtsbogen immerhin ein, wie eindeutig das Spielergebnis war. Der Hamburger Fußball-Verband sollte sich in seinen Durchführungsbestimmungen zum Beispiel an Spanien orientieren und die Möglichkeit schaffen, in solchen Fällen die Restzeit nachspielen zu lassen oder, wenn sich die Vereine einigen, das Ergebnis so zu belassen, wie es ist. Fair geht schließlich vor."

Retter gefunden. Die Auflösung des Hammonia-Landesligisten SC Concordia II (Abendblatt berichtete) ist fast vom Tisch. Das bestätigte der zweite Vorsitzende des Vereins Bernd Orgas. "Wir haben mit Stefan Dähling einen neuen Trainer verpflichtet. Er war früher im Jugend-Leistungsbereich für uns tätig. Bis Transferschluss wird er die nötigen Verpflichtungen tätigen, um den personellen Engpass zu überwinden." Dähling war in seinem Debüt am Freitagabend beim ETV an der Bundesstraße vom Glück verfolgt. 1:2 lag sein Team Mitte der zweiten Hälfte hinten. Der Abbruch wegen Unwetters verhinderte die fünfte Niederlage in Folge.

HFV-Jahresempfang. Heute Abend um 18.30 Uhr steigt vor 600 geladenen Gästen der Jahresempfang des Hamburger Fußball-Verbandes im Hotel Grand Elysée. Unter anderem werden die Preise für den besten Schiedsrichter, besten Trainer und besten Spieler der vergangenen Saison vergeben. Bereits fest steht der Sieger beim Sparda-Bank-Fairnesspreis der vergangenen Rückrunde in der Oberliga Hamburg. Buchholz 08 gewann den Titel zum siebten Mal in Folge.