Amateurfußball: Wie Victorias Trainer einen Stürmer zum Treffer führte, Spektakel in Bergedorf, Salut bei Teutonia

Höchste Irritation. Sich selbst in Sachen Klartext übertroffen hat Bergedorfs Trainer Friedhelm Mienert. Auf der Pressekonferenz nach dem bitteren 0:2 im Oberliga-Derby gegen Aufsteiger SC Vier- und Marschlande belehrte der extrovertierte Coach all diejenigen eines Besseren, die keine Steigerung seiner wöchentlichen Showeinlagen mehr erwarteten. "Wir sind an einem Punkt höchster Irritation angekommen", befand Mienert und stellte fest, der Kader habe "so in der Oberliga keine Zukunft". Konkret: "Entweder der Verein entlässt den Trainer oder ich entlasse einige Spieler." Zuvor hatte er bereits während der Begegnung mit der dritten Einwechslung eine deutliche Sprache gesprochen. Für den unter Mienert in die Kritik geratenen Sascha de la Cuesta brachte der Trainer neun Minuten vor dem Ende Team-Manager Andreas Hammer, der somit im zarten Alter von 44 Jahren noch einmal die Fußballschuhe schnürte, ohne das Blatt aber noch wenden zu können.

Hammer selbst, der danach noch bei den Senioren kickte, reagierte auf das Ultimatum seines Trainers überraschend ruhig. "Für unsere vielen kurzfristigen Abgänge und die Verletzungen kann Friedhelm nichts. Ein impulsiver Typ war er schon immer. Wir wollen den Weg mit ihm weitergehen und werden bald eine schlagkräftige Truppe am Start haben. Außerdem kommen wegen seines Spektakels an der Seitenlinie sicher auch ein paar Zuschauer."

Treuer Soldat. Den bisher wichtigsten Treffer seiner Karriere erzielte André Friebe am Sonntagmorgen für seinen neuen Verein FC Teutonia 05 im Spiel der Landesliga Hammonia gegen den Eimsbütteler TV (2:1). Friebe schoss eine Viertelstunde vor Schluss einen Freistoß fast von der Grundlinie von rechts mit links zum 2:0 in die kurze Ecke. Danach gab es für den 22-Jährigen kein Halten mehr. Stolz präsentierte er unter seinem Trikot ein T-Shirt mit allen Namen der ausgetretenen Oddset-Pokalsieger-Mannschaft des ETV. Dann sprintete Friebe zu seinem früheren Trainer Dennis Mitteregger, der das Spiel als Zuschauer besuchte, und salutierte vor ihm. "Das war ein Gruß an Dennis", erklärte Friebe nach dem Spiel. "Das Tor bedeutet mir unheimlich viel. Ich bin überglücklich." Der Ex-ETV-Akteur hatte den Standpunkt seiner früheren Mannschaft auch in der Öffentlichkeit stets offensiv vertreten.

Potente Konkurrenz. Die zweite Mannschaft des SC Concordia muss um ihren Fortbestand bangen. Das vor der Saison entwickelte Konzept, die Zweite mit Spielern der Ersten Herren und A-Jugend-Akteuren in der Landesliga Hammonia am Leben zu erhalten, geht bisher nicht auf. "Wir müssten 16 bis 18 Spieler haben, die in der Zweiten spielen können. Das ist leider nicht der Fall", sagt Cordis zweiter Vorsitzender Bernd Orgas. Grund: das liebe Geld.

Orgas: "Wir hofften, es würden 13 Spieler aus unserer A-Jugend bleiben. Leider verließen uns acht Jungs. Dieses Problem gibt es schon seit Jahren. Andere Vereine profitieren von unserer guten Jugendarbeit und schnappen uns die Talente weg." Nun diskutiert der Verein eine Auflösung des Teams, will allerdings alles daransetzen, dass es nicht dazu kommt.

Sollte es weitergehen, müssten jedoch nicht nur bald die ersten Punkte geholt, sondern auch ein fester Trainer gefunden werden. Nach Marco Fagin (ging in der Vorbereitung wieder zur A-Jugend), Heiko Arlt und Evangelos Panagiotopolus war mit Andreas Führer beim 1:2 gegen die SV Lieth der vierte Trainer am vierten Spieltag für den Cordi-Nachwuchs verantwortlich. Orgas: "Das sind bisher alles nur Interimslösungen. Auch hier laufen Gespräche."

Gute Erziehung. Pädagogisch ausgefuchst reizte Victorias Trainer Lutz Göttling beim 2:1-Sieg im Oberliga-Spiel in Norderstedt seinen Stürmer Jan Vierig zu einem Traumtor. Nachdem der lange Blonde eine Großchance ausgelassen hatte, beorderte Göttling ihn in der 35. Minute ins linke Mittelfeld, schickte Cem Cetinkaya in die Sturmspitze. Vierig schimpfte vor sich hin ("Im linken Mittelfeld spiele ich nicht so gerne"), erhielt jedoch nach der Pause eine zweite Chance an vorderster Front. Diese nutzte er eindrucksvoll zu einem artistischen Fallrückzieher, der seinem Team den zwischenzeitlichen Ausgleich bescherte.

"Beim Abschlusstraining hatte ich es mit rechts versucht, da aber nicht mal den Ball getroffen. Dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass der nur reingehen kann", verriet Vierig, den das Tor allerdings teuer zu stehen kam. "Ich bin der Mannschaft sowieso noch einen Kasten Bier von meinem Geburtstag schuldig, jetzt sind es zwei", lächelte der Kunstschütze.

Erfolgreiche Telefonkonferenz. Reichlich Überzeugungsarbeit leisteten die Verantwortlichen des SC V/W Billstedt vor dem ersten Oberliga-Sieg der Saison bei der SV Halstenbek-Rellingen (3:0). Gegen Ende der Woche erfuhren die überraschten Billstedter, dass ihr Spieler Yannic Reichenbach am Wochenende gesperrt sei. Schließlich hätte er im Heimspiel gegen Altona die Rote Karte gesehen. Diese sah jedoch Jungspund Adrian Voigt - eine falsche Eintragung sorgte für das Missverständnis. "Wir mussten eine Menge telefonieren, um das aufzuklären. Letztlich bekamen wir Yannic frei", erklärte Billstedts Co-Trainer Andreas Heeschen. Eine Stunde vor Spielbeginn konnte sein Name auf dem Spielberichtsbogen im Internet eingetragen werden.

Zur Sicherheit hatte Manager Wolfgang Krause auch mit HR-Manager Detlef Kebbe gesprochen, um einen Einspruch zu vermeiden. "Es lief sehr freundschaftlich ab", so Heeschen weiter. Reichenbach bedankte sich im Spiel für den Einsatz seiner Vorgesetzten. Er spielte stark und war an allen drei Treffern beteiligt.