Amateurfußball Bergedorfs Trainer Mienert zeigt kreative Höchstleistungen, Sedeghi flieht, Vogel sorgt für Feldverweis - und Sager macht alles falsch

Wie einst Jürgen Klinsmann. Acht wunderschöne Treffer, zwei Platzverweise, ein Elfmeter. Die Oberliga-Partie SC Condor - Bergedorf 85 (5:3) am Berner Heerweg beschenkte die Fans mit Hochspannung und fantastischem Fußball, war das bis dato beste Spiel der noch jungen Saison. Hervorragendes Entertainment bot dabei erneut Bergedorfs Trainer Friedhelm Mienert. Während der 90 Minuten lieferte der hochemotionale Trainer, der in der 72. Minute auf die Tribüne verwiesen wurde, gleich zwei unvergessliche Einlagen. Kurz vor der Pause funktionierte er ein Hütchen seiner Coaching-Zone zum Megafon um und rief dem Schiedsrichterassistenten ein herzhaftes "Pfeift richtig" zu. Nach dem Anschlusstreffer seiner Jungs zum 2:3 benutzte er den Gegenstand erneut - als Trophäe - und spurtete damit wie wild geworden im Kreis über die Tartanbahn.

Während Mienert nach dem Spiel keinen Änderungsbedarf für sein Coaching sah ("Ich bin halt so. Mehr als autogenes Training kann ich auch nicht machen"), erhielt er noch während des Spiels eine grenzwertige Antwort von Condors Matthias Werwath. Der Mittelfeldspieler der Gastgeber vollführte nach dem 4:2 durch Nils Roschlaub einen "Diver" à la Jürgen Klinsmann vor der Trainerbank der Gäste und schrie Bergedorfs Trainer nach dem Aufstehen mit geballten Fäusten aus wenigen Metern Entfernung seine Freude ins Gesicht. "Da hätte ich mich zurückhalten sollen, aber der gegnerische Trainer peitschte die Stimmung ständig von außen auf. Ich wollte zeigen, dass nicht nur er das kann", sagte Werwath und dachte sogleich augenzwinkernd ans Hütchen: "Wenn es um unser Mobiliar geht, hört der Spaß eben auf."

Eine Flucht gelingt. Einen überraschenden Anruf in seinem Italien-Urlaub erhielt Donnerstag Sasels Manager Achim Zankl. Mittelfeldspieler Shoaib Sedeghi teilte dem verdutzten Zankl seinen Austritt aus dem Oberliga-Team mit. Sedeghi war vergangene Woche bei der Partie in Curslack mit Christopher Mahrt aneinandergeraten, soll handgreiflich geworden sein, danach habe ihn Mahrt angespuckt. Somit entkam Sedeghi der Aussprache mit dem zu Wochenbeginn erkrankten Trainer Andreas Reinke. "Er ist ja nicht mehr dabei", erklärte Reinke nach dem 0:0 gegen Rugenbergen. Einem ernsten Gespräch stellen musste sich hingegen Curslacks Mahrt. Trainer Torsten Henke: "Er hatte wohl eine feuchte Aussprache. Meine Spieler müssen sich anders verhalten. Daher blieb er beim Pokalspiel unter der Woche in Geesthacht (5:0) draußen. Damit ist die Sache abgehakt."

Trainer ist schuld. Palomas Coach Daniel Sager gab sich nach der Niederlage im Oberliga-Spiel beim SV Curslack-Neuengamme (0:2) ungewohnt ironisch: "Am Ergebnis ist allein der Trainer schuld. Ich habe schlecht trainiert, eine schlechte Ansprache, eine schlechte Taktik und eine schlechte Aufstellung gewählt."

Grund für Sagers subtile Spitzen sind Gerüchte, nach denen sich Spieler über ihn beschwert haben sollen. Doch der junge Coach scheint trotz des Null-Punkte-Starts einen guten Stand in der Mannschaft zu besitzen. Sogar Christoph Aydin, der nach einer Disziplinlosigkeit nicht im Kader war, lobte den Trainer: "Ich halte viel von ihm. Er hat mich schon mal aus dem Kader gestrichen, und danach bin ich aufgeblüht", sagte Aydin, den Sager vom SC Concordia mitbrachte.

Auch Keeper Zakaria Chergui kannte Sager von früher und holte ihn zum USC. "Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst gemacht hätte", sagte der erneut starke Keeper, dem Sager jetzt allerdings den bei Hamm United suspendierten Marco Koch als Konkurrenten an die Seite stellte. Chergui sieht es sportlich: "Es ist super, so einen erfahrenen Spieler dabeizuhaben, und ich kann sicher noch einiges von ihm lernen." Ebenso wie Stammspieler Dennis Gregori, den auch eine ungewöhnliche Maßnahme Sagers traf. Obwohl er zum spielenden Co-Trainer befördert wurde, durfte er bei der Begegnung in Curslack nicht auflaufen.

Vogel fliegt zum Haase. Urplötzlich ohne Torhüter da steht seit diesem Wochenende Oberligist SC V/W Billstedt. Vor der Partie gegen Altona 93 (1:2) verloren die Billstedter Ersatztorwart Samuel Graudenz (siehe auch Text unten rechts) an den Hansa-Landesligaklub Hamm United. "Eigentlich wollte sich Samuel an diesem Wochenende noch bei uns auf die Bank setzen, aber andererseits ist das seine Chance, Stammkeeper zu werden. Daher machen wir ihm keinen Vorwurf", sagte Billstedts Co-Trainer Andreas Heeschen. Dumm nur: Billstedts erster Torwart Bernd Kruschewski sah in der Nachspielzeit für ein "Du Vogel" in Richtung Schiedsrichter Christopher Haase (VfL Pinneberg) die Rote Karte, obwohl der Unparteiische weit entfernt war. Heeschen: "Über 80 Meter fliegt der Vogel über den Amateurplatz. Das darf nicht sein." Der Keeper hatte das Gehör des Schiedsrichters unterschätzt.

Wer am nächsten Wochenende das Billstedter Tor im Auswärtsspiel in Halstenbek hütet, ist offen. "Wir sind abhängig vom Urteil des Sportgerichts. Vielleicht müssen wir auf eine interne Lösung setzen." Erster Kandidat in diesem Fall: A-Jugend-Torwart Thorben Joost.

Luruper Lob. Hammonia-Landesligist Eimsbütteler TV hat seinen ersten Punkt geholt. Die Mannschaft von Trainer Harald Wenzing rang dem SV Lurup ein 3:3 ab. "Mitreißendes Spiel, bombastische Stimmung - und ein Lob des Luruper Trainers Andreas Klobedanz für uns", sagte Wenzing. "Wir freuen uns riesig und wollen weiter Schritt für Schritt besser werden."