Amateurfußball: Markus K. fliegt bei Hamm raus, Münch zum DFB, Druckerstreik in Bergedorf, und Pinneberg singt nach Erfolgen von einem Hund

Ins Abseits genickt

Hansa-Landesligist Hamm United suspendierte eine Stunde nach dem bitteren 3:5 gegen den VfL Lohbrügge seinen Torwart Markus K. Der hoch veranlagte, aber ob seiner Ausraster auf dem Feld umstrittene Keeper sorgte in der 68. Minute beim Stand von 2:2 für einen Skandal erster Güte. "Er fing eine Flanke ab und versuchte danach, einem seiner Gegenspieler eine Kopfnuss zu geben", sagte Präsident Jörn Heinemann. "Dabei war da nichts von Lohbrügger Seite. Keine Provokation, kein Spruch - ich stand direkt in der Nähe." Zu einem kräftigen Rempler reichte der Versuch immerhin. Der fällige Elfmeter führte zum 2:3 durch Marco Braesen.

Eine Stunde nach Spielschluss handelte der Verein. Heinemann: "Er wird nicht mehr für uns spielen. Es gab schon früher öfter einmal disziplinarische Schwierigkeiten mit ihm. Selbst nach der Partie konnte ich kaum mit ihm reden. Nun ist das Maß endgültig voll." Der zu Saisonbeginn verpflichtete Ersatztorwart Marcel Corrieri oder Nils Groß, den die Hammer in dieser Woche nach seiner berufsbedingten Pause zur Rückkehr bewegen wollen, sind nun die Kandidaten auf die Nachfolge im Tor der "Geächteten aus dem Hammer Park".

Treffender Schlichter

Seinen Wert für Kurslack stellte Zehner Marco Theetz im Oberliga-Spiel gegen den TSV Sasel (5:0) an mehreren Fronten unter Beweis. Der 30-Jährige agierte diesmal wieder auf der "Sechs" und trug mit zwei Treffern maßgeblich zum Kantersieg gegen den Aufsteiger bei. Nach dem Spiel äußerte er sich zum vorläufig abgebrochenen Experiment, ihn als Innenverteidiger aufzubieten, mannschaftsdienlich ("Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt") - und musste dann das Interview unterbrechen, um seiner Verantwortung als Kapitän gerecht zu werden.

Der Saseler Shoaib Sedeghi war mit Curslacks Christopher Mahrt aneinandergeraten. Theetz sprintete zum Tatort und half, die Gemüter zu beruhigen. "Shoaib Sedeghi soll Chris ins Gesicht geschlagen und der soll ihn angespuckt haben", erklärte Theetz, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war - und zeigte sich erfreut über das Vertrauen, das ihm Trainer und Mannschaft entgegenbringen. "Matthias Figge hat mit seinem Weggang hier auch als Kapitän eine große Lücke hinterlassen. Nach zehn Jahren in diesem Verein trage ich nun die Binde. Darauf bin ich sehr stolz", sagte Theetz.

Tierisch gut

Einen 2:0-Auswärtserfolg mit besonderen Torschützen schaffte Aufsteiger VfL Pinneberg in der Oberliga-Partie beim USC Paloma. Das 1:0 für die Gäste (44.) erzielte Rechtsverteidiger Christopher Dobirr nach einer Ecke von Mitspieler Jan Eggers, der ihn bei Angriffen zuvor mehrfach trotz viel Freiraum und lautstarker Aufgeregtheit nicht angespielt hatte. "Ich habe meinem Gegenspieler Marc Albrecht schon gesagt, ich laufe bald nicht mehr nach vorne, wenn der mich nie sieht", scherzte Dobirr nach dem Schlusspfiff.

Das 2:0 (45+1.) gelang Thorben Reibe, welcher nach dem Schlusspfiff ungewohnt herbe Sangeskünste offenbarte. Die Pinneberger bildeten einen Siegerkreis auf dem Platz, und Reibe gab den Vorsänger in "Der Hund" - einer minutenlangen und etwas gewöhnungsbedürftigen selbst erfundenen Schallorgie, in der ein Vierbeiner durch Abtrennung der Körperteile sein Leben verliert, aber auf seinem Grabmal in blau-roter Vereinsfarbenschrift mit dem Spruch "Der VfL ist wieder da" geehrt wird. "Das ist nicht so 08/15 und gefällt mir", lächelte Trainer Michael Fischer. "Die nachfolgenden Spiele fangen, wenn wir gewinnen, halt später an. Und Thorben kriegt dann immer trainingsfrei, um sich von der Anstrengung zu erholen."

Technisches Malheur

Mit 25 Minuten Verspätung startete die Partie des FC Bergedorf 85 gegen Vorwärts Wacker. Grund: Der Drucker für den Spielbericht streikte. Also ging Schiedsrichter Murat Yilmaz wieder in die Kabine und ließ einen handschriftlichen Spielbericht erstellen. Gerade als der fertig war, konnte doch gedruckt werden.

Die Verspätung warf zunächst nur Bergedorf aus dem Rhythmus, doch nach 15 Minuten dominierten schließlich die Hausherren und hätten durch Jan Landau und Yayar Kunath früher führen müssen. Vorwärts-Keeper Bernd Kruschewski hielt seine Mannschaft jedoch lange im Spiel. "Wir müssen alle noch mehr zulegen, unser Spiel hatte teilweise Landesliga-Niveau", sagte Billstedts Trainer Alexander Schäfke nach dem Schlusspfiff. "Enfant terrible" Friedhelm Mienert, Bergedorfs Trainer, tobte, schrie und hüpfte am Spielfeldrand, blieb jedoch sachlich und mit seiner Kritik bei seiner Elf: "Heute war ich ruhig", wiegelte Mienert ab, "und die Schiedsrichter haben mir keinen Grund gegeben, auf sie sauer zu sein." Dass der verzögerte Anpfiff seine Richtigkeit hatte, bestätigte übrigens auch HFV-Sprecher Carsten Byernetzki: " Murat Yilmaz machte mit dieser Entscheidung alles richtig."

Unter Fußballgrößen

Als ihm die Nachricht überbracht wurde, bekam Eberhard "Eddy" Münch vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Der Ex-Präsident von Oberligist Eintracht Norderstedt wurde ins Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung berufen, soll dort künftig Kontrollaufgaben wahrnehmen. "Das ist eine große Ehre für mich", bekannte Münch - und rätselte sogleich, warum sie ihm zuteil wurde. "Das wird wohl das ewige Geheimnis des DFB bleiben, aber ich sehe das im Zusammenhang mit meinen sozialen Engagements."

Münch ist unter anderem Beauftragter für soziale Belange im Vorstand des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbands. Dass er künftig beispielsweise mit Uwe Seeler, Otto Rehhagel und Oliver Kahn zusammenarbeiten wird, sorgte beim 66-Jährigen für heitere Nachdenklichkeit. "So viele Fußballgrößen. Ich weiß gar nicht, was der kleine Eddy da soll", erklärte Münch verschmitzt.