Amateurfußball: Freud und Leid in Niendorf, Blankeneses Obmann auf der Couch, Curslacks neuer Kapitän und Condors Sponsor-Wünsche

Ein Herz für gute Kampagnen. Einen guten Rat seines berühmten Vaters Thomas Helmer konnte SC Victorias Kim Helmer beim Oberliga-Spiel gegen den USC Paloma nicht gebrauchen. Der 20 Jahre alte Neuzugang vom FC Ismaning, übrigens ganz wie der Papa Innenverteidiger, drückte nach einer Ecke von Roger Stilz den Ball aus drei Metern mit dem Fuß zum Tor des Tages über die Linie. "Mein Vater rät mir immer, den Ball bei Flanken in die Richtung zu köpfen, aus der er kam, weil er sonst oft danebengeht, aber ich habe das Tor mit meinem schwächeren linken Fuß gemacht", erklärte der Sohn des ehemaligen Nationalspielers und berühmtesten Phantomtorschützen der Republik (Bayern - Nürnberg am 23. April 1994).

Dafür hatte der Vater seinen Anteil an Kims Wechsel. Vor zwei Jahren engagierte sich Thomas Helmer zusammen mit Victorias Manager Ronald Lotz in einer Kampagne gegen Rassismus. Kim war gerade in Hamburg, lernte Lotz kennen, und dieser gab ihm mit auf den Weg, falls sein Weg einmal nach Hamburg führe, solle er vorbeikommen. Jetzt, da sein Wirtschaftsingenieurstudium an der Uni Hamburg auf dem Plan steht, erfüllte Kim Helmer den Wunsch. Und wurde erneut Zeuge einer Kampagne für eine gute Sache. Vickys Fanklub Nordkaos setzte mit dem Banner "Fußballfans gegen Homophobie", das momentan im Rahmen des Projekts Soccer Sound des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg durch die Fankurven wandert, ein schönes Zeichen gegen die Diskriminierung homosexueller Menschen.

Integration per Binde. Eine ungewöhnliche Personalentscheidung traf Curslacks Trainer Torsten Henke am Donnerstagabend. Henke bestimmte den zum Innenverteidiger umgeschulten Marco Theetz zum Kapitän des Teams. Theetz, seit zehn Jahren in Diensten des Klubs vom Gramkowweg, hatte sich in der vergangenen Saison mehrfach mit dem Verein überworfen. Er ließ das Training sausen, wurde im September vergangenen Jahres gar für acht Tage suspendiert und gab danach zu Protokoll, er sei sehr enttäuscht und wolle "nur noch die Saison hier ordentlich zu Ende bringen". Nachdem Ende vergangenen Jahres Verhandlungen mit Nachbar SC Vier- und Marschlande gescheitert waren, blieb der 30-Jährige in Curslack - und ist nun Chef auf dem Feld.

Henke: "Marco bringt immer wieder Aktionen, die mich schier verzweifeln lassen. Außerdem bin ich skeptisch, ob das da hinten in der Abwehr mit ihm die ganze Saison gutgeht. Aber bisher spielt er es ausgezeichnet, und als Mensch ist er ein Typ, den musst du einfach mögen. Er hat eine sehr positive Art, kommt bei den Leuten an. Aus der Mannschaft gab es viele positive Reaktionen auf seine Ernennung zum Kapitän. Was letzte Saison war, ist vergeben und vergessen." Bei der 0:2-Auftaktniederlage in Pinneberg jedoch missglückte das Experiment. Theetz war am 0:1 beteiligt, wurde zur zweiten Halbzeit ins Mittelfeld vorgezogen und musste eine Viertelstunde vor Schluss nach einem Schlag aufs Knie verletzt ausgewechselt werden.

Gemütlicher Doppelpass. Zwei überraschende Spielausfälle der für 10.45 Uhr angesetzten Auftaktpartien verzeichnete die Landesliga Hammonia am Sonntagmorgen. Beim SC Teutonia 10 an der Max-Brauer-Allee "sperrte der Vertreter des Vertreters unseres Platzwarts Ivan Stumberger den Platz, wie mir um neun Uhr früh per Telefon mitgeteilt wurde", sagte Trainer Marc Zippel. "Es wurde mit Engelszungen auf ihn eingeredet, aber mein Trainerkollege Jogi Meyer versicherte mir, dass die Entscheidung korrekt war."

Etwas dramatischer ging es in Blankenese zu. Liga-Manager Sven Piel wollte das Spiel gegen den SV Lurup über die Bühne bringen und warf sich voller Tatendrang dafür in die Bresche. "Ich habe unter anderem gesagt, dass das hier Herrenfußball ist und kein Hallenbasketball", so der 28-jährige Osnabrücker. Eine Stunde vor Spielbeginn machte dann ein halbstündiger sinnflutartiger Schauer Piels Hoffnungen zunichte. Daheim auf der gemütlichen Couch hatte Piel noch mal nachgedacht und seine Meinung exakt um 10.57 Uhr revidiert. "Das Sperren des Platzes war vernünftig. Außerdem ist es eigentlich gar nicht so schlecht, jetzt gemütlich "Doppelpass" im Fernsehen zu gucken, statt sich draußen nass regnen zu lassen", sagte Piel schmunzelnd.

Große Erwartungen. Ein neuer Sponsor macht dem SC Condor gehörig Druck. Das Autohaus Pfohe ließ zum Oberliga-Spiel gegen den SC Condor einen Kleinlaster mit den Worten "Auf dem Weg zur Oberliga-Meisterschaft" bekleben und stellte ihn an den Spielfeldrand. Es reichte jedoch nur zu einem 0:0. Als ersten Rückschlag auf dem Weg zum Titel wollte man das Remis am Berner Heerweg jedoch nicht werten. "Nein, es ist der erste Punkt gegen den Abstieg", ließ Trainer Meik Ehlert mit einem Grinsen verlauten. Als Saisonziel hat Ehlert Platz drei bis sechs ausgegeben.

Emotionaler Start. Einen turbulenten Start in die neue Spielzeit erlebte Matthias Bub als Trainer des Niendorfer TSV - ausgerechnet im Nachbarschaftsduell gegen Germania Schnelsen. "Für mich war es heute sehr emotional. Zum Einstand gleich ein Derby mit allem, was dazugehört", sagte Bub, der mit seinem Team lange Zeit wie der sichere Sieger aussah. Durch Timo Möbius und Tim Heysen führte der NTSV, hatte mehrere Chancen zum 3:0, doch dann schlug Schnelsen durch Burak Özbek und Jürgen Tunjic zurück. Als schließlich Niendorfs Mike Griesch vom Platz gestellt wurde, wich Bubs Freude mit jeder weiteren Spielminute: "Ich hätte zwar gern gewonnen, aber das hätte Germania sicherlich auch. Zum Schluss war ich froh, dass abgepfiffen wurde."