Amateurfußball: Aber der Sieg stimmt den Trainer des MSV nicht um. Bademäntel in Lohbrügge, Rudelalarm in Osdorf

Auswärtstour im Bademantel. Einen herben Dämpfer im Aufstiegskampf musste Hansa-Landesligist Hamm United beim VfL Lohbrügge hinnehmen - trotz ausgeschlafenen Anhangs. Zehn Supporter des Fanklubs Hammer Pack nutzten die Partie am Binnenfeldredder nämlich für eine fröhliche Mottofahrt. Unter dem Slogan "Für Hamm United stehen wir auch mitten in der Nacht auf" kamen die Anhänger der Gäste tiefenentspannt in Bademänteln zum Spiel (Anstoß 10.45 Uhr).

Ihre Lieblinge ließen sich allerdings mit Verspätung von der Ausflugsatmosphäre anstecken, verschliefen die zweite Hälfte und mussten sich nach Toren von Kevin Schumann (50.), Felix Bültemann (55.) und Marco Braesen (81.) mit 0:3 geschlagen geben. Die ernüchterten Fans wollten für die schläfrige Vorstellung ihrer Mannschaft jedoch keine Verantwortung übernehmen. Stadionsprecher und Bademantelträger Detlef Meyer: "Ich möchte doch mal sehr stark bezweifeln, dass eine solche Leistung etwas mit unserer Aktion zu tun hat."

Rudelbildung hoch drei. Der 4:2-Sieg von Altona 93 beim Bezirksligisten TuS Osdorf hatte alles, was ein echtes Amateur-Pokalspiel braucht: 850 Zuschauer, einen Rückstand des Favoriten, eine grandiose Aufholjagd und viele Emotionen. Mittendrin und nicht zu beneiden war dabei Schiedsrichter Ron Oehms (Finkenwerder), mit 20 Jahren der Jüngste auf dem Platz. Gleich dreimal musste er das Spiel unterbrechen, weil es Rudelbildung gab.

Einmal lag Altonas Andreas Kappler am Boden, soll an der Bank der Osdorfer einen Schlag ins Gesicht bekommen haben. Die Szene blieb ohne Folgen. Rot zeigte Oehms jedoch bei anderer Gelegenheit, als Osdorfs Thomas Krause dem AFC-Spieler Heiko Ansorge den Ball ins Gesicht schoss. "Das war doch keine Absicht und schon gar keine Tätlichkeit", sagte der verzweifelte Krause. Die engagierten Trainer Thomas Seeliger und Sven Rasmus gaben sich nach dem Schlusspfiff wieder die Hand und schlossen gemeinsam Frieden: "Jetzt ist ja alles vorbei!"

Kein Umfaller. Konsequent pessimistisch bleibt Kenny Lorenzen, Trainer des Hansa-Landesligisten MSV Hamburg. Nach dem enttäuschenden 3:3 am Donnerstag bei TuS Hamburg, bei dem sein Team durch zwei Torwartfehler des Debütanten Jan Steffen Schulte eine 3:1-Führung abgab, legte sich Lorenzen fest: "Was wollen wir diskutieren? Wer solche Partien nichts gewinnt, hat in der Landesliga nichts zu suchen. Wir werden absteigen, und ich möchte die Saison nur noch anständig zu Ende bringen. Jans erster Einsatz ist unglücklich gelaufen. Viel mehr schmunzeln muss ich aber, wenn mir bei der Kaderplanung Spieler sagen, sie wollen mindestens in der Landesliga spielen. Manche haben aber gar nicht das Niveau dafür."

Nun zeigte die Schimpfkanonade Wirkung - Lorenzens Team bezwang am Ostermontag den VfL Lohbrügge mit 3:2. Wirkung auf den Coach? Keine! "Ein Spiel schmeißt mich doch in meiner Meinung nicht um. Mit Cordi II, Sperber und Dassendorf warten zudem keine Thekentruppen auf uns. Und heute führten wir 3:0 und sahen danach nicht souverän aus." Eine Hintertür ließ sich der Chefpessimist aber offen: "Straft mich die Mannschaft Lügen, werde ich der Erste sein, der sich freut."

Genervter Zessin. "Wir waren schon als Karnevalsverein abgeschrieben", beschreibt Berkan Algan die Situation zum Rückrundenstart, als er das Team des Wedeler TSV als Spielertrainer übernahm. Jetzt zittert besonders Barmbek-Uhlenhorst vor Algans Team, denn nach einer bisher famosen Aufholjagd in diesem Jahr steht jetzt der HSV Barmbek-Uhlenhorst dem Wedeler Klassenerhalt in der Tabelle im Wege. "Wir beschäftigen uns nicht mit anderen Teams", ließ Algan nach dem 2:2 beim Niendorfer TSV verlauten.

Seine Mannschaft führte zwischenzeitlich sogar mit 2:1, doch eine Unachtsamkeit in der Abwehr ermöglichte Sebastian Semtner den Ausgleich. "Das ist natürlich verdammt ärgerlich", so Algan. Aufgrund eines Nachholspiels muss Wedel jetzt gleich zweimal hintereinander gegen Meiendorf antreten: "Ich glaube nicht, dass wir da etwas holen werden, denn vom MSV halte ich sehr viel", stapelt Algan tief. Obmann Walter Zessin stinkt diese Doppel-Ansetzung gewaltig: "Das ist schon Wettbewerbsverzerrung!"

Condor testet Fans. "Wenigstens haben wir Condor geschädigt. So schnell kommt hier kein Zuschauer mehr", kommentierte Rugenbergens Coach Ralf Palapies das grauenhafte 0:0 seines Teams beim SC Condor. Wer die heimschwachen "Raubvögel" besser spielen sehen will, muss eben reisen. Nach einem 1:0 bei Wedel und einem 3:2 bei Spitzenreiter FC St. Pauli II hat die Truppe von Meik Ehlert mittlerweile zehn Auswärtssiege auf ihrem Konto.

"Das wird für uns sehr schön sein, in der Zeitung noch einmal schwarz auf weiß zu lesen, dass wir bei St. Pauli II gewonnen haben", freute sich Ehlert nach dem verdienten Coup - und will die Fans vom Berner Heerweg nun einem Test unterziehen. Denn der frühe Sonntagstermin (10.45 Uhr) für die Heimspiele soll weichen. Condor probiert neue Anstoßzeiten aus.

"Wir spielen unser nächstes Heimspiel gegen Vicky um 13.30 Uhr und danach gegen Niendorf um 13 Uhr, jeweils sonnabends. Wenn auch nur ein Fan mehr zu uns kommt, dann lohnt sich das."