USC-Stadionsprecher kündigt zwei Auswärtssiege an. Pietkun und Drews üben Elfmeter, Transfercoup beim NTSV

Weltmeister im Sabbeln. Eine Zierpflanze? Ein Model? Eine Spielzeugfigur? Die Interpretationen des Torjubels von Türkiyes Onur Tüysüz nach seinem 2:0 gegen Lohbrügge (Endstand 3:1) waren vielfältig. Nach seinem Treffer lief Tüysüz Richtung Trainerbank, winkelte den linken Arm an, hob das rechte Bein in die Luft und blieb für einige Sekunden steif stehen. Nach seiner späteren Auswechslung stapfte der Torjäger des Hansa-Landesligisten allerdings wutentbrannt in die Kabine.

Aufklärung gab es von Mitspieler David Berwecke, der Tüysüz zwei Tore aufgelegt hatte. "Er war sauer auf mich, weil ich einem Ball nicht nachsetzte. Ich sagte ihm, er soll locker bleiben. Es stand 3:0, und er hatte zwei Tore gemacht. Wir sind hier Weltmeister im Sabbeln. Wenn es danach geht, ist Türkiye seit fünf Jahren ungeschlagen. In die Kritik beziehe ich mich aber auch mit ein." Dann ging Berwecke zur Kabine zum "Versöhnungsbier" mit Tüysüz, welcher seinen eigenartigen Torjubel so erklärte: "Nicolas Anelka macht so eine Bewegung mit den Händen, wenn er sich freut. Die wollte ich nachmachen."

Pietkuns Lerneffekt. Wieder tief im Abstiegsschlamassel steckt Hansa-Landesligist TSV Wandsetal. Die von Marco Krausz trainierte Truppe verlor bei TuS Hamburg verdient mit 0:1. Neben viel Kampf sahen die 80 Fans drei umstrittene Rote Karten in der Nachspielzeit (Sedat Kürt und Maximilian Röbl bei TuS Hamburg und Pascal von Loh bei Wandsetal) - und einen gereiften Daniel Pietkun. Der Achter der Gastgeber übte am vergangenen Dienstag Strafstöße, denn in der 90. Minute verschoss er beim Stand von 1:1 im Nachholspiel in Ohe einen Elfmeter. Schiedsrichter Thomas Bauer (Rahlstedter SC) ließ den Strafstoß jedoch wiederholen. Pietkuns zweiter Versuch saß und bescherte seinem Team den ersten Auswärtssieg der Saison. Nun vollstreckte er gegen den TSV in der 57. Minute eiskalt im ersten Versuch vom Punkt. Trockener Kommentar des verletzten Spielertrainers Oliver Madejski: "Aus meiner Sicht war das kein Elfmeter. Fein, dass Daniel ihn trotzdem reingemacht hat. Klappt ja meistens bei ihm."

Springer springt zu früh. Ebenfalls erst im zweiten Versuch vom Punkt erfolgreich war Sven Drews vom Oberligisten USC Paloma. In der Partie gegen den FC St. Pauli II (1:1) verschoss Drews den ersten Elfmeter, aber Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (HTB) monierte, St. Paulis Torwart Ole Springer habe sich zu früh bewegt. Drews: "Nach dem Fehlversuch habe ich einfach draufgedroschen. Warum soll ich nicht noch mal antreten, nur weil es erst nicht geklappt hat?" Dafür erhielten er und die Zuschauer direkt nach dem Treffer eine motivierende Ansage von Stadionsprecher Jan Matthies: "Geht doch! Und versäumen Sie bitte nicht die nächsten Spiele unseres USC am Dienstag in Wedel und Freitag in Oststeinbek. Da sind sechs Punkte drin."

Ausgezählt. Hansa-Landesligist SC Vier- und Marschlande hat zum ersten Mal seit dem 28. November 2009 (2:4 bei Ost-Bezirksligist Atlantik 97, der sich an diesem Wochenende vom Spielbetrieb zurückzog) wieder ein Pflichtspiel verloren. In der Partie beim SC Concordia II gingen die Gäste zwar durch Marcel von Hacht in Führung (81.), kassierten aber durch Salvatore D'Agata (88., Foulelfmeter) und Bilael-Pascal El-Nemr (90+3.) die entscheidenden Gegentreffer. SCVM-Coach Jan Schönteich: "Das war zu viel des Schlechten. Der Gegner trifft mit seinen ersten beiden Torschüssen. Aber wenn wir uns bei Führung auskontern lassen, sind wir selbst schuld."

Die beendete Rekordjagd sah er nicht so tragisch: "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht wegen Serien spielen. Jetzt ist das ewige Mitzählen unserer ungeschlagenen Partien endlich vorbei."

Schönheit am Sachsenweg. Weiter auf der Überholspur segelt in der Oberliga der Niendorfer TSV. Mit 5:1 nahm die Mannschaft des erfolgreichen Interimstrainers Andreas Laas den SC Concordia auseinander - und hatte am Rande der Partie einen echten Coup zu vermelden. Paul Janke, jahrelang in treuen Diensten bei den Concorden und zuletzt für Arminia Hannover (Oberliga Niedersachsen) am Ball, läuft in der nächsten Saison für den NTSV auf.

Manager Carsten Wittiber: "Seit Jahren riss der Kontakt zu Paul nie ab und er hat nicht das Finanzielle in den Vordergrund gestellt. Wir sind stolz, dass er zu uns kommt." Auch die Damen dürfen sich freuen. Janke wurde bei einem Schönheitswettbewerb im Jahr 2009 zum "Mister Hamburg" gewählt.

Sävkes Formtief. Einen rabenschwarzen Tag erlebte Meiendorfs Keeper Tobias Sävke in Bergedorf. Sein Team führte durch Nils Roschlaub mit 1:0, da patzte Sävke das erste Mal: Bei einer Faustabwehr traf er Bergedorfs Yayar Kunath, der die unfreiwillige Vorlage zum Ausgleich nutzte. Später kam es noch schlimmer. In der 90. Minute ließ Sävke einen Freistoß von Gökhan Iscan durch die Hände gleiten. "Da habe ich schon gedacht, es wäre alles gelaufen", gab MSV-Trainer Lutz Göttling zu.

Doch Patrick Schumann gelang der Ausgleich in der Nachspielzeit, als er einen Foulelfmeter zum 2:2 verwandelte. "Es war nicht seine Woche", sagte Göttling in Bezug auf Sävke, "beim Testspiel unter der Woche in Elmshorn hat er schon drei Tore bei drei Chancen kassiert. Aber wir gewinnen und verlieren zusammen. Am Mittwoch gegen St. Pauli rettet er uns hoffentlich wieder einen Punkt - oder drei." (misch/arm)