In Hamm gibt es Knäckebrot zum Videowürfel. Algan ist wie Daum, Hiob gut drauf - und Ehm darf nicht zum NTSV

Monarchie ohne Würstchen. Den Favoritensturz der unumschränkten Herrscher der Landesliga Hansa hatte sich Hamm United für den Freitagabend vorgenommen - und die Partie gegen den ungeschlagenen Tabellenführer SC Vier- und Marschlande zu einem großen Event gemacht. Sowohl die pfiffige Flyer-Werbekampagne der Gastgeber aus dem Hammer Park ("Jeder König muss durch unseren Wald", "Jeder König muss irgendwann seinen Thron räumen") als auch das technische Drumherum mit einem eigens auf der Tartanbahn aufgebauten Videowürfel, auf dem die Spieler mit einer echten "Slideshow" präsentiert wurden, beeindruckte. Das maue 1:1 brachte nach der Partie allerdings Gästetrainer Jan Schönteich mit seinem Statement ungewollt auf den Punkt: "Dieses Spiel wurde sicher nicht auf leckerbissen.de übertragen."

In der Tat, denn die Rekordkulisse von 512 Zuschauern musste die Fortsetzung der Gästemonarchie mit knurrenden Mägen erleben. Stadionsprecher Detlef Meyer: "Leider ist unser Würstchenlieferant zehn Minuten vorm Eintreffen im Stadion mit seiner Zugmaschine liegen geblieben." Immerhin ein Journalist durchbrach die Hungerkur bei modernster Technik. Er teilte sein noch vom Tage übrig gebliebenes Knäckebrot mit seinen Mitmenschen.

Barmbeker Etikettenschwindel. Große Ernüchterung herrschte am Sonntagvormittag an der Brucknerstraße. Der mit Hochspannung erwartete Derby-Klassiker zwischen dem USC Paloma und HSV-Barmbek-Uhlenhorst wurde zur enttäuschenden Nullnummer. "Von ,Derby' habe ich überhaupt nichts mitbekommen", sagte BU-Trainer Thomas Hoffmann, der zugab, in der ersten Hälfte fast eingeschlafen zu sein.

Die BU-Fans stimmten während der Partie gar mehrfach Lieder an, die Paloma schon abgestiegen in der Landesliga sahen. Dass für ihre Mannschaft mit solchen Leistungen längst nicht alles in trockenen Tüchern ist, war ihnen wohl nicht klar. "Das ist der größte Zirkus, wir sind noch weit vom Klassenerhalt entfernt", kommentierte Barmbeks Coach Hoffmann die Sangeskünste des eigenen Anhangs. Beim USC Paloma hielt dafür immerhin eine besondere Serie: Seitdem Dennis Gregori nach abgesessener Rotsperre wieder für die "Tauben" aufläuft, kassierte der USC in fünf Partien nicht ein Gegentor. Trainer Frank Hüllmann sparte nicht mit Lob für seinen Sechser: "Er ist ein geiler Typ, will immer zu null spielen." Gregori selbst gab sich bescheiden - und lächelte über die Schmähgesänge: "Totgesagte leben länger. Abgerechnet wird zum Schluss."

Hiob nutzt den Elbtunnel. Seine technische Klasse mit seinem Talent für gute Sprüche hat wieder einmal Patrick Hiob vom Oberligisten Oststeinbeker SV gepaart. 2:0 führte seine Mannschaft beim Gastspiel in Rugenbergen, als der SVR-Akteur Christian Miessner Mitte der zweiten Halbzeit einen feinen Beinschuss verpasste. Der Rugenbergener trat Hiob gefrustet kurzerhand in die Beine - doch dieser kam noch am Boden liegend mit folgender Antwort um die Ecke: "Mach die Beine doch zu, dann brauchst du hinterher nicht zu treten." Nach der Begegnung erklärte der 29-Jährige verschmitzt: "Wenn er die Beine so weit offen lässt wie den Elbtunnel, muss er damit rechnen. Aber Rugenbergen spielt sowieso so einen komischen Fußball. Die schlagen den Ball einfach nur nach vorne und rennen dann los."

Ehm traurig, Laas siegt. Ein erstaunliches 4:0 legte der Niendorfer TSV im Oberliga-Spiel gegen Schlusslicht Bramfeld hin. Der NTSV, welcher am Donnerstag die Entlassung seines Trainers Ingo Glashoff bekannt gab, und mit Andreas Laas den Onkel des Ex-HSV-Profis Alex Laas als Coach verpflichtete, ist normalerweise bekannt dafür, gegen die kleinen Vereine unter seinen Möglichkeiten zu spielen. "Die Jungs hatten das Spiel aber jederzeit im Griff", freute sich Debütant Laas, der die Niendorfer vor drei Jahren schon als Interimstrainer vor dem Abstieg rettete.

"Deshalb wollten wir ihn auch", sagte NTSV-Manager Carsten Wittiber. "Er machte das damals gut. Wir stehen für Kontinuität in der Trainerfrage, mussten nach der bedenklichen Entwicklung die Reißleine ziehen." Kräftig mitgezogen hätte fast Bert Ehm. Der baldige Coach des FC Elmshorn war sich mit Niendorf schon einig. "Leider legte Elmshorn ein Veto ein, da die Kaderplanung ansteht", bedauerte Ehm. "Laas wird es auch schaffen. Mit diesem Kader drinbleiben ist kein Problem."

Algans verwirrende Fünferkette. Am Rande einer Sensation bewegte sich die Oberliga-Partie zwischen Abstiegskandidat Wedeler TSV und Übermannschaft FC St. Pauli II. Bis fünf Minuten vor Schluss führte der krasse Außenseiter mit 1:0, bevor Deran Toksöz den braun-weißen Farben per Freistoß noch einen Punkt rettete.

Wedels Spielertrainer und Ex-St.- Paulianer Berkan Algan holte aus seinen ersten vier Duellen acht Punkte - so viele, wie der Klub in der gesamten Hinserie auf der Habenseite verbuchte. "Ich bin stolz auf mein Team, will viele unserer jungen Talente für höherklassige Vereine interessant machen. Es ging mir heute nicht darum, St. Pauli zu ärgern. Ich spielte 18 Jahre dort, der Verein ist ein Teil von mir", so Algan, der seinerseits von Pressesprecher Christian Buhrke ein großes Lob erhielt: "Er ist einer wie Daum. Ein Heißmacher und Motivator. Außerdem verwirrte er St. Pauli mit einer Fünferkette in der Abwehr. Er ist für dieses Team genau der richtige Trainer."